Das ist in der Tat interessantIch habe jetzt nämlich über die einschlägigen wissenschaftlichen Seiten keine Publikation zu Langzeitstudien gefunden. Aber Studienergebnisse brauchen manchmal leider auch Jahre, bis sie endlich veröffentlicht werden können. In jeden Fall stimme ich dir zu: Schutz bietet am Ende nur die Impfung. Und ich persönlich würde hier kein Tier mehr ohne vollständigen Schutz dazu setzen (also bevorzugt nie mehr, weil die Datenlage eben eher dünn ist).
Ich glaube, hier muss man ganz klar unterscheiden, ob man noch mal etwas "Fremdes" impft oder noch mal das, mit dem der Körper ohnehin kämpft und gegen das die Immunreaktion ohnehin schon angeschoben ist. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Und ob es jetzt um eine "schnöde" Immunisierung geht für einen Krankheitserreger, der in Zukunft vielleicht mal relevant werden könnte oder um einen (tödlichen) Erreger, bei dem jetzt ganz akut ein Infektionsrisiko besteht.
Mich stört außerdem, dass Leute immer sagen, das Immunsystem würde durch Impfungen "belastet", als wäre das etwas Schlechtes. Tatsächlich wird es aktiviert (und trainiert). Natürlich sind die Ressourcen letztlich schon begrenzt, aber nun doch nicht so arg. Das Immunsystem händelt zu jedem Zeitpunkt mehrere Errger gleichzeitig und dazu noch körpereigene Zellen (z.B. entartete, also Krebszellen). Das ist auf Multitasking ausgelegt. Die einzige Gefahr, die ich sehe, ist eine sehr starke Aktivierung des Immunsystem, weil das durchaus erhebliche Schäden im Körper anrichten kann (um mal die Sepsis als Beispiel zu nennen, die man auch aus der Humanmedizin kennt, da geht es einem ja vor allem durch die "scharfen Waffen", mit denen das Immunsystem schießt, so schlecht und gar nicht direkt durch die Erreger). Da würde ich aber denken, dass das eher passiert, wenn man mit Sache X infiziert ist und dann Sache Y noch drüberimpft. Beispiel: Wenn man sich trotz HPV-Infektion (die ja in der Regel persitiert, die man also nie wieder los wird) noch HPV impfen lässt, ist das ja auch nicht schlimm, sondern sogar empfohlen (um vielleicht doch noch vor anderen HPV-Typen zu schützen, mit denen man noch nicht infiziert ist).
Zumal es hier im Fall von RHD halt wirklich um den Schutz vor einer Erkrankung geht, die in 90% der Fälle zum Tode führt.
Es geht bei der Notimpfung nicht um die Unterstützung des Immunsystems, falls das Tier infiziert ist- falls das der Fall ist oder der Fall eintritt, bevor der Impfschutz aufgebaut ist, stirbt das Tier sehr wahrscheinlich sowieso (tut mir leid für die harten Worte). Falls es sich aber (noch) nicht infiziert hat, rettet man damit wahrscheinlich sein Leben. Im schlimmsten Fall hilft es also einfach nur nicht rechtzeitig.
Die Notimpfung ist meiner Meinung nach auch nicht wegen möglicher Nebenwirkungen umstritten (korrigiert mich gerne), sondern wegen der Unsicherheit, ob es tatsächlich was nützt. Ich persönlich würde es aber immer versuchen. Es ist besser als nichts zu tun.
Am Ende ist es natürlich eine Risikoabwägung, die jeder für sich selbst machen muss.
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