Hallo zusammen,
ich erstelle dieses Thema (leider) aus aktuellem Anlass, in der Hoffnung, hier mehr Klarheit zu bekommen und beim nächsten Mal - wenn es denn nochmal eine ähnliche Situation geben sollte - dann entsprechend sicherer handeln zu können. So richtig passt es nicht ins Krankheitsboard, aber ich wusste auch nicht, wohin es sonst gehört, darf aber natürlich gerne passend verschoben werden.
Mein Patch ist heute Mittag eingeschläfert worden und die Frage, die sich mir gestellt hat (und immer noch stellt), ist, ob das wirklich nötig war. Aber dazu schildere ich mal die gesamte Situation.
Patch ist genau acht Jahre alt geworden und vor dem Hintergrund, dass er zur Hälfte Riese ist und mit über 4kg recht groß, ist das Alter doch schon recht stattlich. Dazu kam, dass man ihm auch schon länger anmerkte, dass er ein Senior ist. Dass er nicht mehr wahnsinnig viel älter wird, damit hatte ich also im Prinzip schon gerechnet. Nun sind aber meine Tiere zuletzt alle immer an irgendetwas Akutem verstorben oder mussten eingeschläfert werden und mir ist jetzt bewusst geworden, dass mir gar nicht richtig klar war, wie so ein ganz natürlicher Alterstod eigentlich aussieht und was mich damit erwartet.
Bei Patch war es so, dass er sich von heute auf morgen veränderte: Freitagmorgen holte er sich keine Leckerei mehr ab und den Rest des Tages lag er an Stellen, an denen er sonst nie lag, was mir schon sehr dubios vorkam, und war an sich träge. Am Abend dann ließ er sich zunächst nicht mit den anderen einsperren, hatte sich im Freilauf versteckt und war kaum zum Laufen zu bewegen, wirkte dabei auch seltsam unsicher auf den Beinen. Im Gehege legte er sich dann direkt wieder hin. Eine genauere Betrachtung ergab für mich gar nichts - der Bauch war weich (er nahm auch noch etwas Möhrengrün), er zeigte keinerlei Anzeichen von Schmerzen, sondern wirkte einfach nur sehr, sehr müde. Für mich war in dem Moment eigentlich klar: Entweder es ist EC - oder er stirbt gerade.
Da er von den anderen geputzt und bekuschelt wurde und sich einfach nur irgendwo verkriechen wollte, wo er sich sicher fühlte, habe ich gar nichts mehr gemacht und ihn einfach gelassen, wo er war. Nachts bin ich nochmal raus, um nach ihm zu schauen, da lag er einfach ruhig in seinem Versteck und schlief. Heute Morgen lag er dann auch noch genauso da, war aber kaum noch "ansprechbar", reagierte praktisch nicht auf Berührungen o.ä., obwohl er sich sonst nicht anfassen lässt. Er wirkte aber weiterhin nicht, als hätte er Schmerzen, sondern war ganz ruhig und eben einfach müde.
Ich kann nicht sagen, woher ich das Gefühl hatte, dass er stirbt und dass es nichts ist, was sich beheben oder behandeln ließe. Aber es war einfach ganz anders als alles, was ich bisher an Kaninchen gesehen habe - egal ob EC, Bauchschmerzen, Darmverschluss, was auch immer. Es war vor allem diese völlige Ruhe, mit der er da einfach lag. Aber kann man ein Kaninchen dann einfach da sitzen und sterben lassen - wenn es eben doch eine Restwahrscheinlichkeit gibt, dass es etwas Akutes ist, und dass es vielleicht doch Schmerzen hat und es dann quasi unterlassene Hilfeleistung wäre, es nicht zu behandeln?
Im Endeffekt bin ich also mit ihm zum Tierarzt gefahren, weil mir der Gedanke irgendwie widerstrebt hat, ihn sterben zu lassen, ohne zu wissen, ob ich etwas dagegen hätte tun können, und weil die Restzweifel, dass er leidet, eben da waren. Er wurde gerade von seiner großen Liebe bekuschelt, als ich ihn eingepackt habe, und rückblickend denke ich, ich hätte ihn dort lassen können. Beim Tierarzt wurde keine Ursache für seinen Zustand gefunden (es bestand eben nur wieder der Verdacht EC), ebenso wenig wie ein hörbarer Herzschlag, der war einfach schon sehr schwach. Dass er sich gegen die Untersuchung gewehrt hat, kostete ihn dann so viel Kraft, dass er sich am Ende nicht mehr aufrecht halten konnte und schließlich den Kopf überstreckte, sodass die Tierärztin, die gerade einen Behandlungsplan aufgestellt hatte, nur sagte: "Er will gerade sterben. Das bringt nichts - sollen wir ihn einschläfern?" Und weil ich sicher war, dass er mir sonst auf der Rückfahrt verstirbt, habe ich zugestimmt. (Mir ist klar, dass Überstrecken auch EC-Symptom sein kann, aber wie gesagt, er wollte einfach nicht mehr - selbst, wenn es akutes EC war, hätte man nichts mehr für ihn tun können, er war einfach wirklich schon auf dem Weg nach drüben.)
Jetzt weiß ich also, dass ich recht hatte mit meinem Gefühl, dass er stirbt; aber war es richtig, mit ihm zum Tierarzt zu fahren, um ihn nach dem ganzen Untersuchungsstress letztlich in fremder Umgebung einschläfern zu lassen? Habt ihr so was schon mal erlebt und das Tier dann zu Hause zwischen seinen Freunden sterben lassen? Ich kann mir gut vorstellen, dass sich das noch eine ganze Weile hingezogen hätte, wenn ich nicht zum TA gefahren wäre. Kann man das aber überhaupt ehtisch vertreten, ein sterbendes Tier nicht einzuschläfern - ist Sterben also immer Leiden und sollte so oder so abgekürzt werden, wenn man es bemerkt, damit das Tier sich nicht unnötig über Stunden oder Tage quält?
Was würdet ihr in so einem Fall tun? Das Tier zu Hause ganz natürlich versterben lassen (sofern es keine Schmerzen o.ä. anzeigt oder man gegen die Schmerzen behandelt)? Zum Tierarzt fahren und einschläfern lassen? Oder vielleicht zum Tierarzt fahren, um sich bestätigen zu lassen, dass es nichts Akutes ist und man wirklich nichts mehr tun kann, um es dann wieder mit nach Hause zu nehmen und dort anschließend natürlich sterben zu lassen?
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