
Zitat von
hasenheidi
Tue ich das? Ich habe die Aussage anders verstanden und entsprechend darauf reagiert. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es wieder heraus. Schon in der Steinzeit wurden sogar Mammuts erlegt, gegart und verspeist, und das ganz bestimmt nicht ohne Hilfsmittel.
Und ja, ich interessiere mich dafür, wo meine Lebensmittel herkommen. Auch dafür, wie es den Tieren, die auf meinem Teller landen, ergangen ist. Ich hinterfrage das. Ich finde die Massentierhaltungen, die Tiertransporte, die Qualzuchten schrecklich und unterstütze sie nicht. Ich finde es traurig, dass es Menschen egal ist, wenn die 20 % Soja, die für die menschliche Ernährung gedacht sind, vielleicht auch aus Brasilien stammen. Mit etwas Mühe könnte man das ausschließen und sich damit von den gewissenlosen Viehzüchtern abheben. Ich finde es auch traurig, dass es auch in unserem Land Menschen gibt, die sich vielleicht anders, mit weniger und „besserem“ oder gar keinem Fleisch, ernähren möchten, es aber nicht können, weil das Fleisch im Supermarkt billiger ist als jedes Gemüse und sie es sich schlicht nicht leisten können.
Welche Argumente aus dem „Bullshit-Bingo“ - interessantes Wort übrigens - bringe ich denn? Wo gehe ich denn vehement gegen die vegane Ernährungsweise vor? Ganz zu Anfang dieser Diskussion wurde mal gefragt, wer sich denn outen würde, Fleisch zu essen. Jeder, der sich geoutet hat, wurde auf die eine oder andere Weise als schrecklicher Tierquäler und im Laufe der Zeit als überhaupt schuldig am bevorstehenden Weltuntergang bezichtigt. Nur wer vegan lebt, ist ein guter Mensch. So kommt das hier rüber. Das finde ich, gelinde gesagt, zum Göbeln. Und nein, ich möchte mich nicht dafür rechtfertigen, Fleisch zu konsumieren. Ich finde es in Ordnung, wie ich es mache. Wenn jemand es anders macht und sich vegan oder vegetarisch ernährt, finde ich es auch in Ordnung. Nicht in Ordnung finde ich, wenn man sich einen Dreck darum schert, unter welchen Bedingungen und zu welchem Preis seine Lebensmittel produziert werden, egal welcher Art. Und gar nicht in Ordnung finde ich es, wenn sich irgendwelche Leute als Weltverbesserer aufspielen und jedem seine Meinung und seine Lebensweise als die einzig wahre und richtige aufdrücken wollen. Man kann auch als Nicht-Vegetarier, Entschuldigung: Fleischfresser, umweltbewusst leben. Man muss halt nur bereit sein, zu akzeptieren, dass Tiere für die gewählte Ernährungsform sterben müssen. Das ist nicht zwingend gleichbedeutend mit leiden müssen. Klasse statt Masse. Wer nicht mit dem Tod anderer Lebewesen leben kann, macht es eben anders. Das gibt ihm noch lange nicht das Recht, andere Menschen zu verurteilen und zu behaupten, sie würden sich sowieso nur was in die Tasche lügen.
Noch eines: Gesetzt dem Fall, die gesamte Menschheit ernährt sich von heute auf morgen vegan: Wo sollten denn die ganzen Pflanzen wachsen? Würde es wirklich etwas an den Flächenbedarfen für Ackerland ändern? Würden die Brandrodungen aufhören? Oder würden die ganzen Flächen dann eben für die menschliche Ernährung gebraucht? Was wäre denn, wenn die Menschheit einfach wieder zu einem „normalen“ Fleischkonsum zurückkäme, der ohne Massentierhaltung, ohne Mastfutter und dergleichen auskäme? Das Schwein auf der Wiese hinter dem Haus, das von Essensresten großgezogen wird und dann die Familie ein Jahr lang ernährt? Die Hühner, die frei herumlaufen, Eier legen und von denen ab und an mal eines im Ofen landet? Die Kuh im Stall für die Milch, auf der Weide mit den Kühen der Nachbarn? Ist zwar Wunschdenken, ich weiß, aber es wäre meiner Meinung nach nicht der verkehrteste Weg.
So, jetzt nehmt mich und meine verqueren Gedanken ruhig auseinander. Ist mir eigentlich egal.
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