Ich habe mich 12 Jahre lang vegetarisch ernährt und fand das nie auch nur ansatzweise schwierig. Es gibt in jedem Lokal etwas Vegetarisches zu essen (und wenn es nur Käsespätzle sind), und in unserer Kantine gibt es jeden Tag ein leckeres vegetarisches Gericht. Außerdem sieht man meist auf den ersten Blick, ob ein Essen Fleisch enthält oder nicht.
Vegan zu leben, finde ich hingegen nicht ansatzweise so einfach. In der Kantine ernähre ich mich meistens von Beilagen, im Restaurant muß ich oft nachfragen, ob irgendwo Milchprodukte enthalten sind, und mir ggf. Sonderanfertigungen bestellen (Pizza ohne Käse, dafür mit Chili-Öl; Tomatensoße statt Parmesansoße...). Vegan leben kostet - im Gegensatz zu vegetarischer Ernährung - eine gewisse Energie - und erheblich mehr Disziplin. Ich hatte in den letzten 13 Jahren niemals Appetit auf Fleisch, noch nicht einmal, wenn neben mir jemand Brathähnchen gegessen hat. Bei käse- oder sahnehaltigen Gerichten unterdrücke ich dagegen schon manchmal so ein innerliches Seufzen (hätten die nicht Soja-Sahne nehmen können??) - wenn's bei mir dann mal wieder "nur" Bratkartoffeln, Gemüse und Salat gibt...
Ich will damit sagen: Die Motivation für eine vegane Ernährung muß schon recht hoch sein, und Veganer, die sagen, sie verzichten auf nichts, beneide ich durchaus ein wenig. Ist vielleicht auch eine Frage der inneren Einstellung. Naja, kommt vielleicht bei mir irgendwann auch noch.
Das Bewußtsein, zumindest nicht mehr mitschuldig zu sein an mutterlosen Kälbchen und ausgemergelten Milchkühen im Schlachthof entschädigt jedenfalls für einiges...