Das ist mir auch bekannt. Auch Vitamin B - Mangel spiegelt sich sich beim Menschen im Blutbild wieder.
Wenn das beim Kaninchen ähnlich wäre, hätte man ja Anhaltspunkte und könnte so sehen, ob das Tier falsch / unzureichend ernährt wird oder nicht und dann bedarfsgerecht die Ernährung umstellen / ergänzen... wie auch immer bzw. was auch immer nötig ist.
Ja, mache ich auch nicht einfach so. Wenn es denn Muckeln gut geht, dann gehe ich auch nicht zum Tierarzt (außer zum Impfen).
Es ist vermutlich wie mit den meisten Dingen: Man kann nicht pauschalisieren, ob Strukturfutter nun (nur) schlecht ist oder nicht, die Wahrheit liegt dazwischen und ist von sehr vielen Faktoren abhängig.
Prinzen brauche ich nicht, aber die Pferde könnt ihr da lassen.
Ich habe den Eindruck, daß hier grade einige Mißverständnisse aufgekommen sind.
Zwar wird dieses Strukturfutter als Alleinfuttermittel deklariert, aber keiner von uns käme auf die Idee, es als solches zu verwenden oder dahingehend zu beraten!
Die Frage ist lediglich, ob es sinnvoll ist, ein solches Futtermittel in kleinen Mengen zuzufüttern. Das wird hier kontrovers diskutiert und da gibt es sicher viele ernstzunehmen pro und contra Argumente.
Der Weisheit letzter Schluß ist wohl weder die eine noch die andere Variante, zumindest werden wir es hier in diesem Rahmen und mit unseren Möglichkeiten nicht abschließend klären können.
Fakt ist: seit Jahren wird jegliches Trockenfutter in diversen Foren verteufelt und die getreidefreie Ernährung postuliert. So haben auch wir lange beraten und auch ich habe selbst so gefüttert: Heu, Gemüse, ein bißchen Obst, mal ein wenig Löwenzahn im Sommer und ein paar Äste, fertig.
In dieser Zeit hatten meine Tiere ständig Bauchgeschichten, ich bin fast verzweifelt (vorher, zu Beginn meiner Kaninchenhaltung 2005, mit einer Möhre täglich und mal einem Stück Gurke oder ein paar Blättern Salat, Heu und dem Fertigfutter mit dem V hatten sie nix).
Bleibt die Frage? Warum wurde jegliches TroFu und Getreide verteufelt? Weil in den handelsüblichen Futtermitteln zu 90% Müll drin ist: Industrieabfälle, Zucker, Konserveirungsmittel, Farbstoffe, unverträgliche Getreidesorten (v.a. Weizen) und so weiter. Außerdem sind viele Futtermittel oder Einzelkomponenten zusätzlich gepreßt / pelletiert, d.h. dem Futter fehlt jegliche Struktur und es wird daher schwer verdaulich.
Fazit: Trockenfutter ist schädlich, da ist Getreide drin, also ist Getreide ebenfalls schädlich.
Ergo: wir füttern unseren Kaninchen kein Getreide und nur noch FriFu.
Klingt logisch. Ist es auch.
Aaaaaaber (ja, das muß nun leider sein): es gibt durchaus Getreidesorten und Sämereien, die für Kaninchen nicht schädlich sind, die diese auch in der Natur zu sich nehmen und die wertvolle Mineralien und Aminosäuren enthalten, die so in reinem FriFu (zumindest bei der Fütterung von Gemüse und Salat, Wiese hat hier einen anderen Stellenwert), nicht zugeführt werden können.
Wieso sollte man diese den Tieren also nicht ergänzend füttern?
Und das tun hier mittlerweile viele, ich mache das auch.
Natürlich braucht man dafür kein fertiges Müsli, was man im Internet bestellen kann. Ich selbst z.B. kaufe mir verschiedene Einzelkomponenten wie Anissamen, Fenchelsamen, Dinkel im Spelz, Sonnenblumenkerne, Leinsamen u.ä. und mische mir selbst das Futter. Dazu gibts verschiedene Blätter, Blüten und Kräuter und das füttere ich im Winter in kleinen Mengen zu. Im Sommer gibts Wiese ad lib, da halte ich diese Nahrungsergänzung für überflüssig.
Bei meinen eigenen Tiere kann ich folgendes beobachten: als ich die Fütterung auf Wiese ad lib im Sommer umgestellt hab, gabs Bauchgeschichten nur noch im Winter bei der Umstellung auf Winterfütterung (also in der Übergangsphase). Seit ich in der Winterfütterung widerum umgestellt hab auf großteils Blättriges Futter und weniger Knollengemüse und zusätzlich die o.g. Mischung füttere, hatte kein einziges meiner Tiere mehr Bauchschmerzen.
Das bestätigt mich in meinen Überlegungen und deshalb werde ich weiter so füttern auch und entsprechend beraten.
In meinen Augen ist diese völlig getreidefreie Ernährung, wie sie weiterhin überall fleißig propagiert wird, nicht sinnvoll und ich füttere und berate auch entsprechend nicht in diese Richtung.
Abschließendes Beispiel: ich selbst habe mal eine radikale Diät gemacht, wo ich ausschließlich rohes Gemüse und Obst zu mir genommen hab und war der Überzeugung, das könne ja nur gesund sein. Ergebnis: ich bin irgendwann kollabiert. Warum? Weil der Körper ohne Fette die Vit und Nährstoffe nicht verarbeiten kann, mit den Unmengen an 'gesunden' Sachen also gar nix anfangen konnte, weil er es nicht verwerten konnte. Mein Blutbild war katastrophal: absolute Mangelerscheinungen bei vielen Werten.
"Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was Du Dir vertraut gemacht hast."
"live to the point of tears"
Klar!
Aber wenn man solche Bedenken hat, den Kaninchen nicht gerecht zu werden, wäre es vielleicht doch angebracht um Spätfolgen zu vermeiden. Anders wird man wohl auch langristig keine Referenzwerte erlangen.
Und auch nur so könnte man vermutlich individuell auf die Bedürfnisse der einzelnen Tiere eingehen und entsprechend füttern. So wäre eine perfekte Ernährung, die 100% aller benötigten Elemente abedeckt, auch vielleicht möglich.
Wobei... vielleicht ein Fellwechsel alleine schon reicht, dass sich der Bedarf ändert. Oder Stress. Oder Scheinschwangerschaften...
Nun ja, ich bleibe bei meinen Haferecken, die es ab und an als Leckerlie gibt.
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