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Thema: Mythen in der Kaninchenernährung – 15. Artnahe Zutaten machen Leckerlis gesund #466

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    Robert rules! Avatar von SimoneK
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    Meine TÄ rät auch bei bestimmten Erkrankungen leider noch zu Heudiäten. Ich diskutiere dann, warum ich das für unsinnig halte, sie bringt Gegenargumente .... letztlich mache ich es dann, wie ich es für richtig halte, nämlich nie und nimmer ne Heudiät, weil das für mich eben völlig sinnfrei ist.
    "Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was Du Dir vertraut gemacht hast."


    "live to the point of tears"

  2. #2
    Erfahrener Benutzer Avatar von kleiner Stern
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    Zitat Zitat von SimoneK Beitrag anzeigen
    Meine TÄ rät auch bei bestimmten Erkrankungen leider noch zu Heudiäten. Ich diskutiere dann, warum ich das für unsinnig halte, sie bringt Gegenargumente .... letztlich mache ich es dann, wie ich es für richtig halte, nämlich nie und nimmer ne Heudiät, weil das für mich eben völlig sinnfrei ist.

    Ja, so geht es wohl vielen hier und deshalb bin ich ja auch so froh, dass sich m eine Tä auf diese Diskussion eingelassen hat. Vielleicht kann ich da jemanden zum Nachdenken bringen. Aber ich bin nicht so gut im Argumentieren wie ein Arzt. Deshalb freu ich mich über jedes schlagkräftige Argument das mir weiterhilft.

    Moni

  3. #3
    Robert rules! Avatar von SimoneK
    Registriert seit: 12.03.2009
    Ort: Rhein-Hunsrück-Kreis
    Beiträge: 5.153

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    Simone (Buki) hat vieeeeele schlagkräftige Argumente
    "Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was Du Dir vertraut gemacht hast."


    "live to the point of tears"

  4. #4
    ✧✧✧ Avatar von Simone D.
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    Beiträge: 3.899

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    Aye, aye

    Weitere Argumente, weshalb eine Heudiät bei Verdauungskrankheiten nicht hilft, sondern die Probleme sogar noch verschärft:

    - Wassermangel: Das allerwichtigste Element gegen Krankheiten im Verdauungstrakt ist viel Wasser. Kommt es zu Durchfall, lässt dieser die Tiere dehydrieren (Kreislaufprobleme etc). Nicht umsonst rät man auch uns Menschen, bei Durchfall & Co. möglichst viel Flüssigkeit aufzunehmen.

    - Nährstoffmangel: Eine reine Heudiät ist eine Mangelernährung; aus den trockenen Fasern können Kaninchen nicht alle Nährstoffe ziehen, die sie zum gesund werden eigentlich gerade noch dringender brauchen. Eine Heudiät schwächt die Tiere noch mehr.

    - Nahrungsvolumen: Steht nur getrocknete Nahrung zur Verfügung, nehmen die Tiere weniger Futter auf, das aufgenommene Nahrungsvolumen ist also geringer. Der „Dreck“, im Verdauungstrakt wird somit wesentlich schlechter heraustransportiert oder bleibt ganz liegen. Ohne viel Flüssigkeit und genügend Futternnachschub feiern die Krankheitserreger Party... (mit FriFu wird der Verdauungstrakt bis zu 6 Mal häufiger am Tag durchgespült, als mit Getrocknetem)

    - Zuviel RF kann zur Mukoider Enteritis führen: Bei einer zu trockenen Nahrung und zuviel Rohfaser kann es sein, dass die Nahrung stecken bleibt und die Peristaltik zum Erliegen kommt. Ein interessanter Aspekt, der oft gar nicht in Betracht gezogen wird.

    - „Darmvergiftung“: Wenig Stärke und viel Rohfaser führt zu einer steigenden Ammoniakbildung im Blinddarm und macht die Tiere erst krank! (Der ph-Wert steigt und die Krankheitserreger freuen sich)

    MORISSE et al (1985) beschreiben die Gefahr von Durchfällen durch eine Ration mit viel Faser und wenig Stärke. Ein reichliches Angebot an fermentierbaren Kohlenhydraten bewirkt, wie auch von HERRMANN (1989) beobachtet, durch die Bildung flüchtiger Fettsäuren eine Absenkung des pH-Wertes im Caecum. Diese wiederum führt dazu, daß sich Clostridien nicht vermehren können. Wird nun mehr unverdauliche Faser und weniger Stärke mit dem Futter aufgenommen, steigt der pH-Wert im Blinddarm und auch der Gehalt an Ammoniak, da die bakterielle N-Fixierung (Bildung von Bakterienprotein) zurückgeht. Die Milieubedingungen sind somit ungünstiger für die normale Flora, und Clostridien können sich gut vermehren. Weiterhin können zu hohe Gehalte an unverdaulicher Faser eine Anschoppung im Blinddarm bewirken (CHEEKE 1983).
    ...dazu kommt, dass das Argument / die Intention dahinter oft ist, den Zucker wegzulassen. Davon abgesehen dass das die Tiere schwächt, ist Heu eine kleine "Zuckerbombe" (getrocknete Süßgräser). Die Argumentation hinkt also irgendwie auch schon an dem Punkt

  5. #5
    Neuer Benutzer Avatar von Gelfling
    Registriert seit: 09.05.2008
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    Beiträge: 26

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    Noch n Punkt - Heu ist schwer verdaulich.
    Grade je gröber und verholzter dies ist.
    Wer isst als Magenschonkost schon schwer verdauliches?!

  6. #6
    schwarzstehohrninchen-fan Avatar von biggi
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    Ort: pforzheim
    Beiträge: 4.619

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    ich versteh nur irgendwie nicht,
    weshalb dann doch dazu geraten wird.
    das müssten tä soch auch wissen!

    carolinchen im herzen



  7. #7
    Frasim
    Gast

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    Problem ist und bleibt eben das die Tiermediziner die Heimtiere nicht im Studium enthalten haben. Bei vielen (zu vielen) ist es daher, learning by doing.

    Die wenigsten TÄ befassen sich richtig gründlich damit. Vieles kommt tatsächlich erst duch uns als Halter.

    Stell Dir mal vor, dieses ganze komplexe System einen Kaninchenhalter in 2 verständlichen Sätzen zu erklären. Es würde die Sprechstunde sprengen. Viele TÄ sind eher schon froh WENN die Tiere überhaupt mal Heu sehen.

  8. #8
    Erfahrener Benutzer Avatar von Getorix
    Registriert seit: 14.08.2009
    Ort: Schweiz
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    Huhu,

    ich versteh nur irgendwie nicht,
    weshalb dann doch dazu geraten wird.
    das müssten tä soch auch wissen!
    ja, es wär praktisch, wenn TAs noch Ressourchen hätten, sich mit all den Tierarten zu beschäftigen, die sie behandeln, aber es ist nunmal unrealistisch.
    Aber es gibt einfach so viele Tierarten, die ein Tierarzt behandeln muss, da ist es einfach nicht möglich, sich neben dem sowieso schon beanspruchenden Beruf noch intensiv mit allen zu beschäftigen.
    Und Kaninchen sind halt nicht grad häufige und lohnende Patienten, da lesen sich viele Tierärzte halt mal nur die wichtigsten Infos an.

    In vielen solcher Texte steht richtig, dass Kaninchen Wiesenfresser sind, woraus dann fälschlicherweise abgeleitet wird, dass Heu ein höchst artgerechtes Futter ist, weil es ja auch eine Form von Wiese ist.
    z.B.
    "In Anlehnung an das natürliche Futterspektrum von Kaninchen sollte das Grundfutter aus Gräsern (Heu), Kräutern, Blätter von Karotten [...] bestehen" (B. Drescher in Umwelt- und tiergerechte Haltung von Nutz-, Heim- und Versuchstieren)

    Wer isst als Magenschonkost schon schwer verdauliches?!
    Viel Balaststoffe ist auch bei Menschen eine gängige Empfelung bei Verdauungsbeschwerden. Die braucht es ja auch dringend, sowohl beim Kaninchen und auch beim Mensch.
    Aber eben nicht auschliesslich, sondern im gemisch mit gut verdaubaren Sachen.

    Liebe Grüsse
    Lina

  9. #9
    Erfahrener Benutzer Avatar von kleiner Stern
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    Zitat Zitat von Simone H. Beitrag anzeigen
    Aye, aye

    Weitere Argumente, weshalb eine Heudiät bei Verdauungskrankheiten nicht hilft, sondern die Probleme sogar noch verschärft:

    - Wassermangel: Das allerwichtigste Element gegen Krankheiten im Verdauungstrakt ist viel Wasser. Kommt es zu Durchfall, lässt dieser die Tiere dehydrieren (Kreislaufprobleme etc). Nicht umsonst rät man auch uns Menschen, bei Durchfall & Co. möglichst viel Flüssigkeit aufzunehmen.

    - Nährstoffmangel: Eine reine Heudiät ist eine Mangelernährung; aus den trockenen Fasern können Kaninchen nicht alle Nährstoffe ziehen, die sie zum gesund werden eigentlich gerade noch dringender brauchen. Eine Heudiät schwächt die Tiere noch mehr.

    - Nahrungsvolumen: Steht nur getrocknete Nahrung zur Verfügung, nehmen die Tiere weniger Futter auf, das aufgenommene Nahrungsvolumen ist also geringer. Der „Dreck“, im Verdauungstrakt wird somit wesentlich schlechter heraustransportiert oder bleibt ganz liegen. Ohne viel Flüssigkeit und genügend Futternnachschub feiern die Krankheitserreger Party... (mit FriFu wird der Verdauungstrakt bis zu 6 Mal häufiger am Tag durchgespült, als mit Getrocknetem)

    - Zuviel RF kann zur Mukoider Enteritis führen: Bei einer zu trockenen Nahrung und zuviel Rohfaser kann es sein, dass die Nahrung stecken bleibt und die Peristaltik zum Erliegen kommt. Ein interessanter Aspekt, der oft gar nicht in Betracht gezogen wird.

    - „Darmvergiftung“: Wenig Stärke und viel Rohfaser führt zu einer steigenden Ammoniakbildung im Blinddarm und macht die Tiere erst krank! (Der ph-Wert steigt und die Krankheitserreger freuen sich)



    ...dazu kommt, dass das Argument / die Intention dahinter oft ist, den Zucker wegzulassen. Davon abgesehen dass das die Tiere schwächt, ist Heu eine kleine "Zuckerbombe" (getrocknete Süßgräser). Die Argumentation hinkt also irgendwie auch schon an dem Punkt

    Danke für diese Sammlung. In Verbindung mit dem Buch werde ich diese bei meiner Tä vorlegen. Ich freue mich so sehr, dass sie sich darauf einlässt und mich nicht einfach abblockt.
    Nur ein Argument kann ich ihr irgendwie nicht wiederlegen. Wenn sie sagt, aber sie hätten diese Therapie seit vielen Jahren erfolgreich durchfgeführt, dann kann ich nicht das Gegenteil behaupten. Sie denkt natürlich, der Erfolg gibt ihr Recht. (Was ich aus ihrer Sicht natürlich auch verstehen kann).

    Moni

  10. #10
    die nie dachte jemals Kaninchen zu haben … Avatar von discomedusa
    Registriert seit: 22.05.2011
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    Beiträge: 309

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    Es gab ja irgendwo mal das Argument, das Heu bei einer Ernährung mit Trocken/Fertigfutter-Pellets sinnvoll ist und zu einer Besserung führt, bei einer eh schon gesunden Wiesenernährung dagegen kontraproduktiv. Vielleicht hilft das?

  11. #11
    Erfahrener Benutzer Avatar von kleiner Stern
    Registriert seit: 25.02.2010
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    Beiträge: 896

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    Zitat Zitat von discomedusa Beitrag anzeigen
    Es gab ja irgendwo mal das Argument, das Heu bei einer Ernährung mit Trocken/Fertigfutter-Pellets sinnvoll ist und zu einer Besserung führt, bei einer eh schon gesunden Wiesenernährung dagegen kontraproduktiv. Vielleicht hilft das?

    Wo stand denn das? Ich dachte, Heu sollte trotzdem immer zur Verfügung stehen? Ich habe immer Heu im Angebot, obwohl sie es so gut wie gar nicht anrühren, seit ich Wiese und Kräuter füttere.

    Moni

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