Indem es selektiert. Energie ist doch nicht alles in einem Futter.
Ad Libitum heißt erst einmal nichts weiter, als das Futter frei zur Verfügung steht. Damit ist keine Aussage zur Qualität des Futters getroffen. Nur weil Wasser ad libitum zur Verfügung steht, wird ein Tier nicht soviel davon trinken, dass ihm schlecht wird. Warum nicht? Es braucht nur eine bestimmte Menge, um seinen Bedarf zu befriedigen. Wenn Heu ad libitum zur Verfügung steht, heißt das nicht automatisch, dass es sich daran überfrisst. Mit Heu besteht nur ein kleines Problem: es ist sehr trocken und sehr rohfaserreich. Einerseits behindert das die Aufnahme, andererseits kann es zu Verstopfung führen. Im ungünstigsten Fall reicht die Peristaltik für den Transport der trockenen Masse nicht aus – der Nahrungsbrei bleibt quasi stehen. Wenn Gemüse ad libitum gegeben wird, heißt das nicht automatisch, dass sich das Tier daran überfrisst… Warum sollte es? Schon das Volumen der Nahrung hindert es daran.
Man weiß, dass Kaninchen ihren Bedarf über die Nahrung regeln. Dabei spielt nicht in erster Linie die Magen-/Darmfüllung eine Rolle. Grob vereinfacht ausgedrückt, „sagt“ der Blutzuckerspiegel dem Tier, ob es Hunger hat oder satt ist, außerdem noch eine ganze Reihe anderer Faktoren. Das Tier könnte auch einen proppevollen Magen und Darm haben und trotzdem nicht „satt“ sein. Es könnte jetzt nicht mehr fressen, und trotzdem hat es noch „Hunger“.
Dieses Prinzip macht man sich mit „Konzentratfutter“ zu Nutze - für Mensch und das Tier. Stichwort „Astronautennahrung“: trotz sehr kleiner Futtermengen ist man satt. Auf Dauer geht das aber nicht gut, weil der Körper halt eine gewisse Masse braucht.
Man weiß z. B. auch, dass Kaninchen den Aminosäuregehalt eines Futters „messen“ können und ihre Aufnahme entspr. regulieren. Gemüse ist ja nun nicht gerade der Bringer, was diese wertvollen Proteinbausteine angeht, also müssen sie entsprechend viel fressen.
Das Kaninchen ist – in gewissen Grenzen – recht anpassungsfähig, was die Masse der Nahrung angeht. Nur deshalb funktioniert ja überhaupt die Pelletfütterei. Übertreibt man das, gibt es aber hohe Verluste bzw. Krankheiten. Manche Tiere kommen überhaupt nicht damit zurecht.
Wildkaninchen fressen überwiegend die Bestandteile der Pflanzen, die die meisten Nährstoffe und Energie enthalten – das sind die Blattspitzen. Davon kann es bis zur Hälfte seines Körpergewichtes fressen. Wenn man Kaninchen beim Fressen in der Natur beobachtet, kann man gut sehen, wie sie den oberen Teil eines Grashalmes bis zur Mitte abfressen, dann kommt der nächste dran. Auch die Kräuter werden auf diese Weise gefressen.
Diese Möglichkeit der Nahrungsauswahl (Selektion) haben die meisten Hauskaninchen nicht. Sie müssen auch „wertloseres“ wie die Stängel mit fressen, die sie eigentlich wegen des hohen Rohfasergehaltes meiden würden. Nur wenige schaffen es, so große Mengen Grünfutter zu beschaffen, dass die Tiere hier selektieren könnten. Das gesamte Futter ist also in der Heimtierfütterung von vornherein geringwertiger als das, was Wildkaninchen fressen.
Nichts – außer dass sie quicklebendig und gesund über die Wiese hoppeln. Oder meinetwegen durchs Wohnzimmer. Sie regulieren ihre Nahrungsaufnahme entsprechend. Sonst gäbe es immer im Frühjahr jede Menge geplatzte Karnickel![]()
Es geht ja nicht darum herauszufinden, wer jetzt am ad-libitumsten füttert. Der Begriff wurde ursprünglich nur benutzt, um in Auswertungen von Tierversuchen kurz zu beschreiben, unter welchen Bedingungen sie stattfanden. Im Englischen wurde „ad lib“ geschrieben, die Abkürzung für das lateinische „Ad libitum“. Im Deutschen wird es seit Jahren genutzt, erst in letzter Zeit ist aber daraus etwas geworden, was ich persönlich nicht besonders mag.
Ich persönlich bin dafür, dass die arttypische Nahrung, also Gräser und Kräuter, ad libitum gefüttert werden kann, eben weil sie die arttypische Nahrung ist. Weicht man auf andere Futtermittel aus, riskiert man „Nebenwirkungen“. Wenn bestimmte Dinge, die ein Kaninchen braucht, in einem Futter stecken, dass sehr kalorienhaltig ist, kann es natürlich dick werden. Es muss ja das Futter fressen, um an diese bestimmten Dinge heranzukommen. Da ist nix mehr mit Selektion.
Heu kommt in der Natur eigentlich nicht vor. Dazu muss der Pflanzenspross getrennt und die Pflanze unter bestimmten Bedingungen getrocknet und schließlich gelagert werden. Sobald die Luftfeuchtigkeit steigt, wird auch das Heu wieder Wasser aufnehmen, also feucht werden. Ich komme mal Australien zuvor: dort, wo es keine Nahrung für Kaninchen gibt, kommt es auch nicht vor (nördlich des Wendekreis des Steinbocks). Ansonsten frisst es den Schafen und Rindern das Gras weg.
Rinde hat einen Wassergehalt von ca. 50% - das sind immer noch 40% mehr als im Heu. Wurzeln sind vergleichbar mit Grünzeug – über sie wird ja das Wasser aufgenommen und in die Blätter transportiert.
Das Angebot im Winter an Gräsern ist sehr groß. Das Kaninchen siedelt eigentlich auch nur dort, wo es auch im Winter über die Runden kommt. Bisher hatten wir nur ein paar Tage, an denen kein frisches Grün zur Verfügung stand, weil der Schnee sehr hoch lag. Im Vergleich zum Nachbargrundstück sieht man bei uns auch, was und wie viel sie eigentlich selbst im Winter von der Wiese fressen
freundliche Grüße,
Andreas



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