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Thema: Weibchenkastration ab 4 Monaten?

Baum-Darstellung

  1. #11
    Tierhomöopathin Avatar von miri
    Registriert seit: 17.11.2009
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    Standard

    Zitat Zitat von Wuschel Beitrag anzeigen
    Für mich kommt bei einem Rammler eine Frühkastration nicht in Frage. Bei einem Weibchen war es bisher noch nie notwendig, dass ich es hätte kastrieren lassen müssen.

    Ich finde das hier sehr interessant zum Thema:

    Ein wesentliches Merkmal der Argumentation für eine Kastration, vor allem im Tierschutz und von manchem Tierarzt, ist das fast völlige Verschweigen der möglichen Folgen dieses Eingriffes, oft wird nur auf ein mögliches Narkoserisiko hingewiesen. Dafür werden aber die scheinbar positiven Ergebnisse besonders hervorgehoben, obwohl völlig offen ist, ob diese im gewünschten Maß auch eintreten. Bei den so genannten Vorteilen der Kastration handelt es sich in der Regel um solche für den Halter, nicht um Vorteile für das Tier. Kein Organ im Körper eines Säugetiers, einschließlich des Menschen, existiert für sich allein und ohne Wechselwirkungen auf andere Organe oder Prozesse im Körper. Das Pech des Kaninchens ist, dass die Auswirkungen des Eingriffes oft nicht unmittelbar erkennbar sind oder später nicht mehr der Kastration zugeschrieben werden. Möglicherweise registriert der Halter nach dem Eingriff zwar ein ruhigeres Tier, dem arttypische Eigenschaften verloren gegangen sind und das nun einfacher, sauberer und für den Menschen stressfreier zu halten ist. Aber eine Reihe von „Nebenwirkungen“ führen oft zu Krankheiten.
    Die körperlichen Folgen der Kastration für Kaninchen speziell als auch für andere Säugetiere sind schon lange bekannt und wurden z. B. bereits von (Tandler, et al., 1913) zusammengefasst: größere, stärkere Knochen bei Kaninchen, die im Alter von 3 Monaten kastriert wurden, Vergrößerung der Hirnanhangsdrüse, Vergrößerung des Thymus bei Kaninchen, die im Alter von 1 – 3 Monaten kastriert wurden, Verzögerung der Involution des Thymus, Hypertrophie der Nebennieren nach Entfernen der Eierstöcke sowie eine Verbreiterung der Nebennierenrinde bei Verkleinerung der Marksubstanz. Die typischste Begleiterscheinung einer Kastration ist die Gewichtszunahme. Allein dadurch ergeben sich als Folge weitere Erkrankungen. Durch weniger Bewegung kommt es Muskel- und Knochenschwund. Die verringerte Aktivität birgt die Gefahr der Bildung von Steinen in den Harnwegen und -organen. Durch den veränderten Hormonstoffwechsel und das Absinken des Calcitoningehaltes im Blut kann es zu Osteoporose kommen, was sich wiederum auf negativ auch auf die Zähne auswirken kann. Sie werde brüchig oder fallen aus - eigentlich typische Alterserscheinungen, die aber durch die Kastration auch bei relativ jungen Tieren quasi vorgezogen werden. Bei weiblichen Tieren mag zwar ein erhöhtes Risiko einer Krebserkrankung vorliegen, einen gesicherten Nachweis über eine erhöhte Sterblichkeit existiert jedoch nicht. Viele Krebserkrankungen werden erst post mortem (nach dem Tod) bei einer Autopsie diagnostiziert- gestorben sind die Tiere aber auf Grund einer anderen Ursache.
    Mit den meisten Punkten kann ich mich anfreunden, nur mit dem letzten (fettgedruckten) Punkt tue ich mich schwer.
    Da wäre einerseits die Frage, in welchem Alter sie gestorben sind und die Autopsie durchgeführt wurde und andererseits müsste man wirklich genau prüfen, ob die Krebserkrankung zumindest Teil der Todesursache gewesen sein könnte. Beispiel: Das Tier hat einen großen unentdeckten Krebstumor, stirbt aber an einer Aufgasung. Da könnte es theoretisch sein, dass der Tumor so ungünstig lag, dass er auf Magen oder Darm drückte und so die Aufgasung entstand.
    Außerdem gibt es Krebsgeschwüre, die so langsam wachsen, dass die Tiere sie überleben und andere Geschwüre, die schnell wachsen. Man kann eigentlich nicht alle Krebsarten in einen Topf werfen.



    Zitat Zitat von Wuschel Beitrag anzeigen
    Die Kastration wegen arttypischen Verhaltens oder Verhaltensauffälligkeiten, die aus einer falschen Haltung resultieren, ist ebenso gesetzlich unzulässig. Wer keine Tiere mag, die mit Urin spritzen, ihr Revier markieren, aus Angst oder wegen falscher Haltungsbedingungen sowie Gruppenkonstellationen aggressiv reagieren, sollte sich solche Tiere nicht anschaffen.
    Quelle:
    http://www.kaninchen-wuerden-wiese-k...kastration.htm


    Eigentlich bin ich zur Zeit eher für die prophylaktische Kastration (nach der Pubertät). Eigentlich....weil ich immernoch hin und hergerissen bin, zwischen Risiko, Eingriff in den Hormonhaushalt und (scheinbarer?) Notwendigkeit.

    Einen für mich erstaunlichen Artikel fand ich in meinem Fachbuch "Atlas der bildgebenden Diagnostik bei Heimtieren", Autoren dieses Kapitels sind Sven Reese und Jutta Hein:


    Pathologische Veränderungen der Gebärmutter sind bei fast allen unkastrierten Heimtier-Kaninchen nachzuweisen. Der Grund hierfür liegt in ihrem besonderen Reproduktionszyklus. Die Ovulation wird bei Kaninchen durch einen taktilen Reiz auf dem Rücken ausgelöst. Das besondere dabei ist, dass Kaninchen fast ständig ovulationsbereite Follikel auf den Ovarien ausgebildet haben. Ungefähr alle zwei Wochen kommt es zu einer Follikelatrophie, falls keine Ovulation ausgelöst wurde. Innerhalb der nächsten zwei bis vier Tage findet erneut eine Follikulogenese statt.
    Die neuen Follikel sind dann wieder für 14 Tage auf einen entsprechenden Reiz zur Ovulation bereit (induzierte Ovulation). Bei Tieren in der Heimtierhaltung wird die Ovulation durch Streicheln über den Rücken ausgelöst. In der Folge kommt es zur Ausbildung einer Scheinträchtigkeit, die nach ungefähr 17 Tagen abgebrochen wird, und der Kreislauf beginnt erneut. Dies bedeutet, dass sich unkastrierte weibliche Kaninchen in Heimtierhaltung fast ständig in einer Scheinträchtigkeit befinden. Die damit verbundene Stimulation des Endometriums und der Uterindrüsen führt zur Ausbildung zystischer endometrialer Hyperplasien.[...]

    Wobei ich selbst da nicht sicher bin, wie handfest diese Aussagen sind. Immerhin kenne ich unkastrierte Häsinnen, die mit 8 oder 9 Jahren noch nie scheinträchtig waren...
    Geändert von miri (22.10.2012 um 21:17 Uhr)

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