Zitat Zitat von Mikado Beitrag anzeigen
Das sind jetzt extreme Fälle und ohne Zusammenhang, keine Info, was er vorher schon unternommen hat. Ich bin jetzt nicht der grosse Rütter-Fan, aber was ich bis jetzt von ihm gesehen habe, trainiert er Hunden zunächst mal ein Alternativverhalten an und sorgt dafür, dass sie (endlich mal) irgendwie ausgelastet werden, und zwar so, dass sie dabei auch Spaß haben. Das ist schon mal ein grosser Unterschied zu vorher. Viele Menschen machen schon irgendwas mit ihren Hunden, aber ohne Ziel und Konzept und ohne zu wissen, wie sich welches Verhalten ihrerseits auf den Hund auswirkt.

Wenn mein Hund Kinder angreift und sonst nichts hilft und man keine grobe Gewalt anwenden möchte (was normale Menschen hoffentlich nicht wollen), dann finde ich eine Sprühflasche im Vergleich zu einem (tot-)gebissenen Kind und anschliessender Spritze für den Hund einigermassen harmlos. Kommt halt immer darauf an, was das Problem ist. Um dem Hund das Ausgraben von Blumenzwiebeln abzugewöhnen, wäre das völlig übertrieben.

Zumindest habe ich beim Rütter aber noch nie gesehen, dass er sich körperlich auf die Hunde stürzt und es mit ihnen auswrestelt, wie das Macho Millan schon gerne mal kamerawirksam tut.
Was vorher gemacht wurde, ist im Grunde irrelevant, wenn die Methode fragwürdig ist. Der Zweck sollte nicht die Mittel heilen.
In der Hundeprofi Sendung von gestern (gedreht 2012) wurde den Hunden kein alternatives Verhalten beigebracht. Die kläffenden Hunde sollten nur lernen, im Garten die Schnauzen zu halten, selbst wenn jemand am Zaun entlang durch Unterholz spaziert, weil das Verhalten der Hunde die Halterin und Nachbarn genervt hat. Die Hunde waren am Ende ruhig, aber man hat an ihrer Körpersprache gesehen, dass sie angespannt waren.

Eine Wasserflasche oder Rappeldose hat denselben psychologischen Effekt wie ein Ruck am Stachelwürger oder ein Stromschlag vom Elektrohalsband. Man unterbricht damit unerwünschtes Verhalten stark genug, dass sich der Hund zweimal überlegt, ob er es noch einmal zeigt. Rütter betont sogar ausdrücklich, dass der Hund Angst bekommt!
Die Hundeprofi Folge mit dem Terrier Anton, der gegenüber Kleinkindern Jagdverhalten zeigt, ist bei TV Now abrufbar: https://www.tvnow.de/shows/der-hunde...m-baby-2954206
Ein alternatives Verhalten wurde Anton nicht antrainiert, und er zeigt am Ende des Trainings Zeichen von Stress und Beschwichtigungssignale.
Wenn man Hunde auf diese Weise trainiert, können sie zu tickenden Zeitbomben werden, weil sie bestimmte Signale aus Angst vor Strafe unterdrücken und stattdessen zur nächsten Eskalationsstufe übergehen, wenn man sie bedrängt. Besser wäre es hier gewesen, das Jagdverhalten in gewünschte Bahnen zu lenken und den Hund erst zu korrigieren, wenn er körperlich und geistig ausgelastet ist.

Klar, so eine Sendung zeigt wahrscheinlich nicht das ganze Training, weil sie nur 45 Minuten dauert. Auch erfährt man selten, ob das Training dauerhaft etwas gebracht hat. Bedenklich ist, dass es Nachahmer gibt, die die gezeigten Methoden kritiklos kopieren und an ihren eigenen Hunden anwenden.
Hundetrainer Thomas Riepe hat deswegen einen offenen Brief an Martin Rütter verfasst, da einen tierischen Kunden hatte, dessen Besitzer so naiv waren.

Ein Trainer, der den Fokus auf das Verhalten der Hunde legt, hat beim WDR eine eigene Sendung: Hunde verstehen
Finde ich absolut sehenswert und die Methoden sind sehr tierfreundlich.