Zitat Zitat von Diabi
Was die Weibchenkastra betrifft, so gibt es auch hier keine vernünftigen Studien, sondern jeder kann nur anhand seiner persönlichen Erfahrungen urteilen und das tun, was er für das beste für seine Tiere hält, wohl wissend, dass er sich hierbei auch irren und im Einzelfall vielleicht die falsche Entscheidung treffen kann.

Tierärztliche Empfehlungen helfen da auch nicht weiter, weil ein Tierarzt naturgemäß viel häufiger die Weibchen sieht, bei denen es zu Komplikationen an der Gebärmutter gekommen ist, als diejenigen, die mit 12 Jahren und älter ganz friedlich und ohne jede Gebärmutterveränderung an Altersschwäche versterben. Umgekehrt kann auch niemand Aussagen darüber treffen, ob und in welchem Umfang durch eine Kastration dann andere gesundheitliche Probleme auftreten können, von Verwachsungen im Bauchraum angefangen über Übergewicht und den damit verbundenen Folgeerkrankungen bis zu anderen Krankheiten, die evtl. durch den veränderten Hormonspiegel erst hervor gerufen werden.

Ich persönlich hatte in fast 40 Jahren Kaninchenhaltung noch kein einziges Weibchen an Gebärmutterkrebs verloren, obgleich keines kastriert wurde. Dafür hatten wir schon zweimal Komplikationen im Rahmen einer Narkose, einmal mit tödlichem Ausgang, so dass ich bei meinen Mädels eine solch´umfangreiche Operation nur bei entsprechender Indikation machen lassen würde. Wären meine Erfahrungen anders, würde ich womöglich anders handeln.

Abgesehen davon kann und will ich nicht einsehen, warum man es für so schlimm erachtet, wenn die Weibchen ihrem natürlichen Trieb folgen. Meine drei Mädels sind momentan auch hauptsächlich damit beschäftigt, die Jungs - meist vergeblich, fehlende Hormone machen halt auch faul - zu becircen, sich gegenseitig anzuknurren oder zu bespritzen, Höhlensysteme anzulegen, usw. usf. Na und? Es ist Frühling, also ein völlig natürliches Verhalten, und wer auch immer von den Nins davon genervt ist, hat auf knapp 25 qm Gehege und von morgens 5:00 bis abends 20:00 Uhr im 300 qm Gartenauslauf mehr als genug Möglichkeiten, den anderen aus dem Weg zu gehen. Spätestens, wenn die Temperaturen steigen, werden auch die Mädels wieder ruhiger, und wenn ich immer nur einen miteinander kuschelnden Kaninchenhaufen haben wollte, was nun mal nicht der doch etwas robusteren Art und Weise entspricht, wie Kaninchen von Natur aus miteinander umgehen, sollte ich mir besser einen Berg Stofftiere kaufen.

Wir kämen doch auch nicht auf die Idee, uns Menschen unter´s Messer zu schicken, nur weil der eine oder andere gerade hormongesteuert ist und seiner Umwelt damit auf die Nerven fällt? Dabei wäre für uns alle das Leben deutlich leichter, wenn man das so täte: von drängelnden und rasenden Autofahrern angefangen bis zu den Kriegen der Welt ließe sich wohl vieles vermeiden, wenn man den leisesten Anflug von Aggression mit Kastrationen sanktionieren würde...
Besonders diese Absätze sprechen mir aus der Seele. Ich halte noch keine 40 und keine 20 Jahre Kaninchen, aber immerhin inzwischen schon 10 Jahre. Und mir ist noch keine Häsin an einer "Gebärmutterveränderung" gestorben. Ich hatte auch noch keine Not-OP aufgrund irgendwelcher pathogenen Prozesse der Gebärmutter. Im Laufe der 10 Jahre habe ich genau eine Häsin kastrieren lassen, da die psychischen Auswirkungen der Hormone bei ihr tatsächlich beträchtlich waren. Und das nicht nur im Frühjahr. Ein Jahr habe ich mir das angeschaut, auf ihr junges Alter geschoben und dass es sich sicher einpendelt.

Aber als sie im zweiten Jahr (mit etwas über 2 Jahren) erneut die ganze Gruppe aggressiv drangsaliert und eine meiner anderen Häsinnen dermaßen gemobbt hat, dass diese immer wieder das Fressen einstellte oder nur sehr wenig vom Futter abbekam, ließ ich sie kastrieren. Wichtig war mir immer, mir die Frage zu stellen "Machst du das, damit DU Ruhe hast oder machst du das, damit die HÄSIN (und dadurch die ganze Gruppe) nicht mehr so belastet ist?". Aus Egoismus kastrieren zu lassen, kam bisher für mich nie in Frage.
Danach war die Häsin von ihrem Charakter her weiterhin dominant, aber in einem "normalen" Rahmen. Die Gebärmutter war im Übrigen nicht verändert, so kanns also auch gehen.