Zitat Zitat von Simone D. Beitrag anzeigen
Hi Kiwi,

wenn die Haare rauskommen und das Tier aktuell keine Beschwerden hat, ist das doch schonmal nicht schlecht. Meine Teddyhäsin produziert im Fellwechsel manchmal auch solche Köttelketten. Sie ist schon etwas älter und hat bisher eine top Verdauung. Was bei ihr ganz gut hilft sind Unmengen an Gräsern und Kräutern, die sie das ganze Jahr über futtert. Die nehmen die Haare unterwegs mit und putzen sie ganz gut raus.

Für den Abtransport von aufgenommenen Haaren sind drei Dinge maßgeblich entscheidend:

  1. Die Größe der Futterpartikel
    Je kleiner die Futterpartikel sind, desto schlechter können sie die geschluckten Haare mitnehmen und abtransportieren
  2. Die Nährstoffkonzentration des Futters
    Je höher die Nährstoffkonzentration ist, desto weniger Futter nimmt das Kaninchen auf, weil es schneller satt ist und desto geringer der "Durchspüleffekt"
  3. Die Länge der Haare


Den besten Effekt hat frisches Grün. Das nimmt die Haare gut mit und davon kann das Kaninchen im Gegensatz zu TroFu viel fressen, bevor es satt wird. Dadurch wird der Mageninhalt öfters entleert und die Haare öfters abtransportiert:

So konnte bei Untersuchungen in Praxisbetrieben festgestellt werden, daß die Alleinfütterung mit einem pelletierten Konzentratfutter zu erheblich mehr Trichobezoaren führt als die mit Konzentratfutter kombinierte Verabreichung von Grobfutter [...]. Diese Feststellung wurde durch die Ergebnisse eines Versuches bestätigt, in welchem Normalhaarkaninchen [...] entweder ein pelletiertes Alleinfutterad libitum (Gruppe 1) oder das gleiche Futter und Wiesenheu ad libitum (Gruppe 2) zusammen mit Angorakaninchenhaaren verabreicht wurde [...]. Bei einer um etwa 15 % geringeren Haaraufnahme in Gruppe 2 (kombinierte Fütterung) wurden nur etwa halb soviel Haare im Magen gefunden gegenüber der Gruppe 1 (Konzentratfutter).

[...]

Offensichtlich vermindert somit der höhere Anteil größerer Futterpartikel die Bildung von Bezoaren, in dem die abgeschluckten Haare an diesen haftend den Magen passieren können, während die Haare bei feingemahlenem Futter verstärkt im Magen verbleiben.

[...]

Der Struktureffekt bei der Verabreichung von Rauhfutter wird bei Grünfütterung noch durch die kürzere Passagezeit infolge des, durch den hohen Wassergehalt bedingten, größeren Futtervolumens verstärkt. Nach MANGOLD und FANGAUF (1949) variiert die Magenkapazität beim Kaninchen zwischen 50 und 300 cm3. Da der Magen praktisch keine eigene Muskulatur aufweist, ist der Weitertransport des Mageninhalts im wesentlichen von der Aufnahme neuen Futters abhängig. Bei einer Aufnahme von durchschnittlich 150g Alleinfutter pro Tag, kann somit der Mageninhalt unter Umständen noch nicht einmal täglich erneuert werden. Wenn jedoch eine, dem Nährstoffgehalt des Alleinfutters, äquivalente Menge an Grünfutter verzehrt wird, dann wird bei einem durchschnittlichen Trockensubstanzgehalt des Grünfutters von 15 %, die tägliche Erneuerung des Mageninhaltes etwa versechsfacht.
J. Panalis, W. Schlolaut, K. Lange, P. Schley – Trichobezoare beim Angorakaninchen - Untersuchungen zur Diagnose und Prophylaxe, Kleintierpraxis 30, 209-213, 1985

Hoffe das hilft und alles Gute für euch


Kiwi füttert doch genauso wie Du es erklärt hast und es scheint bei ihrem Tier nicht zu funktionieren. Oder habe ich etwas überlesen? Bei meiner Elli bestanden die Köttelketten nicht aus Haaren, sondern aus unverdautem Futter. Es gibt ja viele Gründe, warum eine Verdauung nicht funktioniert, denn die Verdauung hängt nicht nur allein vom Magen und Darm ab, sondern hängt an der Funktion vieler Organe wie auch Bauchspeicheldrüse, Galle, Leber, sonstige Funktionsstörungen und Zähne sind sowieso klar. Wenn irgendwo im Körper etwas nicht stimmt, muss es nicht immer nur an einem bestimmten Futter liegen, umgekehrt kann aber ein bestimmtes Futter helfen, ein vielleicht unbekanntes Problem zu lösen. Wie bei meiner Elli z.B. An den Zähnen kann es nicht immer gelegen haben, denn die wurden regelmäßig gemacht.

Das Problem welches ich öfter gerade bei Kaninchen beobachte ist, dass ich nirgends davon lese oder auch von keinem TA mal höre, welche Störungen zu Verdauungsbeschwerden noch führen können, außer Futter, Zähne, Magen und Darm. Das ist kein Vorwurf an jemanden, es scheint eher so zu sein, dass die Funktionsweise vieler Organe beim Kaninchen entweder nicht genug Beachtung bekommen oder nicht bekannt sind. Jedenfalls konnte ich bei meinen Tieren immer öfter beobachten, jedesmal, wenn ich mich an irgendeine neue allgemeine Regel gehalten habe, sei es Gemüse ist das Beste Futter oder nur Wiese ist das beste Futter oder Sonstiges, gab es hier Probleme. Es scheint auch nicht jede Wiese gleich gut verträglich zu sein, obwohl meine Wiese hier auch als Heuwiese genutzt wird. Und nicht zuletzt sind die Tiere eben unterschiedlich. Beim Menschen ist das ja nicht anders. Der Eine verträgt kein Weizen, der Andere keine Erbsen und der nächste keine Erdbeeren. Jetzt jedem Menschen zu raten, dass genau diese drei Sorten bei jedem Menschen besonders gut bei dem Leiden X sind, kann genauso ins Auge gehen, wie zu raten, dass für jedes Kaninchen die Fütterung nach Schlolaut bei allen Leiden hilft. Ich finde alte Literatur ja sehr interessant und hole mir dort auch gerne Anregungen wie hier Schlolaut aus 1985 oder wie z.B. eine Studie aus dem Jahr 1931, als bei Schiefköpfen Milben im Mittelohr gefunden wurde. Ich weiß aber bis heute nicht, ob dieser Professor, der das damals entdeckt hat, damals das heutige EC entdeckte oder ob er etwas fand, was bis heute unklar ist, weil ich bisher nichts Weiteres dazu fand. So auch sehe ich jede andere ältere und auch neue Literatur. Die Wissenschaft ändert sich oder ist auch nach vielen Jahrzehnten immernoch unklar. Aber eins ist ganz sicher, jeder einzelne Organismus jeder einzelnen Spezie ist verschieden und wenn man feststellt, dass ein Weg nicht funktioniert, sollte man sich nicht scheuen auchmal Wege zu beschreiten, die nicht unbedingt den Regeln folgen, die als allgemeingültig angepriesen werden.