Hallo zusammen,
bei unserem Sam (3 Jahre) ist E.C. ausgebrochen, kurz nachdem sein Partner verstorben war. Mittlerweile wird er seit 6 Wochen mit Panacur und Vitamin B behandelt, in den ersten 2 Wochen hat er zusätzlich das AB Chloramphenicol bekommen. Es ergeben sich kaum noch Verbesserungen und wir wissen nicht, ob wir weiter behandeln oder ihn erlösen sollten.
Hier die ganze Geschichte:
Montags lag unser Hannibal leider plötzlich tot im Stall. Dienstags haben wir dann aus dem Tierheim eine junge Häsin geholt, damit Sam nicht vereinsamt. Sie haben sich nicht sofort gut verstanden, es wurde auf beiden Seiten ein wenig gestampft und gebrummt, doch es gab nur diese kleinen Drohgebärden, keine wirklichen Aggressionen. Wir dachten, dass sie mit der Zeit schon zusammenfinden würden. Leider hatte Sam dann schon ab Mittwoch das Fressen mehr oder weniger komplett eingestellt, er war auch, besonders für seine Verhältnisse, sehr inaktiv und lag viel herum. Zwei Tierärzte (einmal am Mittwoch, ein anderer am Freitag) haben ihn unabhängig voneinander untersucht und keine Auffälligkeiten feststellen können. In dieser Zeit haben wir ihn mit Herbicare gepäppelt, das Gewicht hat er dann auch gehalten.
Am Sonntag ging es dann los: Sein Kopf war um 90° gedreht und er konnte ihn nicht mehr still halten, der Kopf bewegte sich ebenso wie die Augen kontinuierlich von einer Seite auf die andere. Er konnte sich außerdem kaum auf den Beinen halten, fiel um, rollte sich und schien total orientierungslos. Seit diesem Tag wurde er mit Panacur (Pulver, 20mg/kg KG), Vitamin B (zunächst Multivitamintropfen, nach ca. 1 Woche umgestiegen auf Vitamin B Komplex aus der Apotheke, ratiopharm) sowie 14 Tage lang mit Chloramphenicol behandelt. Die Vergesellschaftung mit der neuen Häsin (Maya) haben wir abgebrochen. Sam kam ihn "Einzelhaft", das Obergeschoss unseres Stalls (ca. 1m*0,5m), das wir abgesperrt und etwas verdunkelt, sowie mit Tüchern und Decken ausgepolstert hatten.
Dort verbrachte er dann die erste Woche der Behandlung. Die Kopf- und Augenbewegungen "von selbst" reduzierten sich in dieser Zeit deutlich, langsam begann er auch wieder selbständig zu fressen und zu trinken. In der zweiten Woche haben wir ihn in das Erdgeschoss des Stalls umziehen lassen. Er war nun nur noch durch ein Gitter von Maya getrennt, wir hatten die Hoffnung, dass ihm die Gesellschaft, wenn auch nur durch das Gitter, ein bisschen gut tun würde. Das Antibiotikum hat er bis zum Ende der zweiten Behandlungswoche bekommen, danach wurde er nur noch mit Panacur und Vitamin B Komplex behandelt.
Seitdem hat sich kaum noch eine Besserung ergeben. Die Augen und den Kopf hält er zwar ruhig, doch der Kopf ist nach wie vor um 90° gedreht. Seitdem gab es Tage an denen er gut fraß, fast wie vor der Erkrankung, und manche Tage, an denen er weniger gut fraß. Das Gewicht hält er mittlerweile, nachdem er in den ersten Wochen von 1300g auf 1150g abgenommen hat. Nun liegt er seit ca. 2 Wochen relativ konstant bei 1180g. Er rollt sich mittlerweile meist nur noch selten, manchmal kommt es aber auch vor, dass er mehrere Male hintereinander umfällt und rollt. Meist liegt er an die Stallwand gelehnt und ruht, hin und wieder dreht er aber auch einige Runden. Teilweise funktioniert das sogar so gut, dass er mehrere Runden am Stück durch den Stall hoppelt und dabei nicht umkippt. Manchmal geht das jedoch auch nach hinten los und er rollt eben doch. Beim Putzen und Fressen schafft er es übrigens, den Kopf kurze Zeit gerade zu drehen. Danach geht es jedoch wieder zurück in die schiefe 90°-Position.
Nachdem er letzte Woche mehrere Tage am Stück stabil und gut drauf war (aber weiterhin mit schiefem Kopf), wollten wir es mal wagen, Maya zu ihm zu lassen. Das funktionierte auch relativ gut, er war nicht unbedingt damit einverstanden und zeigte das indem er sie angeknurrt usw. hat, aber sie begann relativ schnell ihn zu putzen und sich neben ihn zu legen, wenn er es zuließ. Nachdem wir das etwa einen halben Tag beobachtet hatten, haben wir beschlossen (Fehler?), die beiden die Nacht zusammen zu lassen. Nachts bin ich einmal aufgewacht und wollte schauen, wie die beiden sich so machen. Maya schien ziemlich aufgebracht, lief um ihn herum und buddelte ihn an. Er lag relativ teilnahmslos an seiner Wand und ließ es über sich ergehen. Es sah jedenfalls nicht böswillig aus und sie hat ihn auch nicht verletzt, sicherheitshalber haben wir sie dann aber doch wieder getrennt. Vielleicht hatte Maya Frühlingsgefühle oder sie wollte die Revierverhältnisse klären, jedenfalls hat es gezeigt, wie wenig Sam Maya in seiner Verfassung entgegenzusetzen hat.
Mittlerweile sind wir uns einfach unsicher, ob er so noch Lebensqualität hat. Wie geschrieben frisst er und macht einen relativ guten Eindruck, wenn nicht der schiefe Kopf und das sehr schlechte Gleichgewicht wäre. Da er die letzte Woche über relativ fit schien, waren wir ganz guter Dinge, doch die Nacht mit Maya hat das ganze nun wieder gedämpft, da es uns gezeigt hat, das er eben doch weit davon entfernt ist, ein normales Leben führen zu können. Salopp gesagt, hätte er ihr bei ihrer Buddelei unter normalen Umständen sicherlich gezeigt, wo der Hammer hängt, da er immer ein sehr dominanter kleiner Kerl war, aber in dieser Situation konnte er nichts tun, sie in ihre Schranken zu weisen. Diese Erkenntnis gepaart mit der Tatsache, dass sich an seiner Situation mit dem schiefen Kopf und schlechten Gleichgewicht seit Wochen kaum etwas gebessert hat, verunsichert uns, ob es noch einen Sinn hat, die Behandlung fortzuführen. Uns gegen ihn zu entscheiden würde uns wahnsinnig schwer fallen, doch sind wir uns auch bewusst, dass Tierliebe nicht heißt, ihn krampfhaft am Leben erhalten zu wollen, wenn er kein normales, gutes Leben mehr führen können wird. Andererseits haben wir Angst, dass es sich doch noch bessern könnte und wir ihm diese Chance nehmen könnten, wenn wir ihn einschläfern lassen würden.
Für Erfahrungen und Ratschläge wäre ich sehr dankbar.
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