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Thema: Mythen in der Kaninchenernährung – 15. Artnahe Zutaten machen Leckerlis gesund #466

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    Erfahrener Benutzer Avatar von kleiner Stern
    Registriert seit: 25.02.2010
    Ort: Wülfrath
    Beiträge: 896

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    Zitat Zitat von Simone H. Beitrag anzeigen
    Aye, aye

    Weitere Argumente, weshalb eine Heudiät bei Verdauungskrankheiten nicht hilft, sondern die Probleme sogar noch verschärft:

    - Wassermangel: Das allerwichtigste Element gegen Krankheiten im Verdauungstrakt ist viel Wasser. Kommt es zu Durchfall, lässt dieser die Tiere dehydrieren (Kreislaufprobleme etc). Nicht umsonst rät man auch uns Menschen, bei Durchfall & Co. möglichst viel Flüssigkeit aufzunehmen.

    - Nährstoffmangel: Eine reine Heudiät ist eine Mangelernährung; aus den trockenen Fasern können Kaninchen nicht alle Nährstoffe ziehen, die sie zum gesund werden eigentlich gerade noch dringender brauchen. Eine Heudiät schwächt die Tiere noch mehr.

    - Nahrungsvolumen: Steht nur getrocknete Nahrung zur Verfügung, nehmen die Tiere weniger Futter auf, das aufgenommene Nahrungsvolumen ist also geringer. Der „Dreck“, im Verdauungstrakt wird somit wesentlich schlechter heraustransportiert oder bleibt ganz liegen. Ohne viel Flüssigkeit und genügend Futternnachschub feiern die Krankheitserreger Party... (mit FriFu wird der Verdauungstrakt bis zu 6 Mal häufiger am Tag durchgespült, als mit Getrocknetem)

    - Zuviel RF kann zur Mukoider Enteritis führen: Bei einer zu trockenen Nahrung und zuviel Rohfaser kann es sein, dass die Nahrung stecken bleibt und die Peristaltik zum Erliegen kommt. Ein interessanter Aspekt, der oft gar nicht in Betracht gezogen wird.

    - „Darmvergiftung“: Wenig Stärke und viel Rohfaser führt zu einer steigenden Ammoniakbildung im Blinddarm und macht die Tiere erst krank! (Der ph-Wert steigt und die Krankheitserreger freuen sich)



    ...dazu kommt, dass das Argument / die Intention dahinter oft ist, den Zucker wegzulassen. Davon abgesehen dass das die Tiere schwächt, ist Heu eine kleine "Zuckerbombe" (getrocknete Süßgräser). Die Argumentation hinkt also irgendwie auch schon an dem Punkt

    Danke für diese Sammlung. In Verbindung mit dem Buch werde ich diese bei meiner Tä vorlegen. Ich freue mich so sehr, dass sie sich darauf einlässt und mich nicht einfach abblockt.
    Nur ein Argument kann ich ihr irgendwie nicht wiederlegen. Wenn sie sagt, aber sie hätten diese Therapie seit vielen Jahren erfolgreich durchfgeführt, dann kann ich nicht das Gegenteil behaupten. Sie denkt natürlich, der Erfolg gibt ihr Recht. (Was ich aus ihrer Sicht natürlich auch verstehen kann).

    Moni

  2. #2
    die nie dachte jemals Kaninchen zu haben … Avatar von discomedusa
    Registriert seit: 22.05.2011
    Ort: bochum
    Beiträge: 309

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    Es gab ja irgendwo mal das Argument, das Heu bei einer Ernährung mit Trocken/Fertigfutter-Pellets sinnvoll ist und zu einer Besserung führt, bei einer eh schon gesunden Wiesenernährung dagegen kontraproduktiv. Vielleicht hilft das?

  3. #3
    Erfahrener Benutzer Avatar von kleiner Stern
    Registriert seit: 25.02.2010
    Ort: Wülfrath
    Beiträge: 896

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    Zitat Zitat von discomedusa Beitrag anzeigen
    Es gab ja irgendwo mal das Argument, das Heu bei einer Ernährung mit Trocken/Fertigfutter-Pellets sinnvoll ist und zu einer Besserung führt, bei einer eh schon gesunden Wiesenernährung dagegen kontraproduktiv. Vielleicht hilft das?

    Wo stand denn das? Ich dachte, Heu sollte trotzdem immer zur Verfügung stehen? Ich habe immer Heu im Angebot, obwohl sie es so gut wie gar nicht anrühren, seit ich Wiese und Kräuter füttere.

    Moni

  4. #4
    ✧✧✧ Avatar von Simone D.
    Registriert seit: 15.04.2007
    Ort: Im Süden
    Beiträge: 3.899

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    Ich denke, selbst ein engagierter TA, der sich gesondert zusätzlich über das Thema informiert, hat es schwer, das "richtige" Wissen zu erlangen. Eine "Koryphäe" der Branche schreibt Fachartikel zum Thema, die dermaßen falsch sind, dass es zum Haare raufen ist. Da wird der Verdauungstrakt falsch erklärt, falsch aus dem Englischen übersetzt (= umgekehrte (!) Schlussfolgerungen), und es werden die unsinnigsten Empfehlungen (wie Heudiät) ausgesprochen. Ihre Texte sind Maßstab für viele Praxen, die sich informieren. Wäre ich TA und hätte nicht die Zeit zig Quellen zu lesen, würde ich das mit Sicherheit auch erst Mal so annehmen/glauben. Auch sämtliche Tierschutzvereine haben diese Quellen lange als Argumentationsbasis genommen. Bei meinem TA liegen sie ausgedruckt sogar als Flyer einer anderen Kaninchenorga im Wartezimmer.

    Dazu kommt, dass viele Fortbildungen von Futtermittelkonzernen übernommen werden (die Produkte dazu gibt's dann später in den Praxen). Die Studien der Konzerne gehen fast ausschliesslich immer nur von getrocknetem Futter aus. Man füttert Kaninchen in Tierversuchen Sachen wie Sojamehl, Sägespähne (!), Paprikapulver, Stroh, Heu & Co., und stellt dann (als logische Konsequenz) fest, dass Heu davon am besten verdaut wird und viel Rohfaser das Wichtigste ist . Der TA bekommt später das Ergebnis dieser Studien präsentiert und empfiehlt Heu, Heu und nochmals Heu – selbst für die eigentlich engagierten Halter hat er dann oft nichts mehr anderes parat.

    Zitat Zitat von kleiner Stern Beitrag anzeigen
    Danke für diese Sammlung. In Verbindung mit dem Buch werde ich diese bei meiner Tä vorlegen.
    Ich finde das Engagement deiner TA richtig toll
    Geändert von Simone D. (09.07.2011 um 13:34 Uhr)

  5. #5
    ✧✧✧ Avatar von Simone D.
    Registriert seit: 15.04.2007
    Ort: Im Süden
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    Zitat Zitat von discomedusa Beitrag anzeigen
    Es gab ja irgendwo mal das Argument, das Heu bei einer Ernährung mit Trocken/Fertigfutter-Pellets sinnvoll ist und zu einer Besserung führt, bei einer eh schon gesunden Wiesenernährung dagegen kontraproduktiv. Vielleicht hilft das?
    Zitat Zitat von kleiner Stern Beitrag anzeigen
    Wo stand denn das? Ich dachte, Heu sollte trotzdem immer zur Verfügung stehen? Ich habe immer Heu im Angebot, obwohl sie es so gut wie gar nicht anrühren, seit ich Wiese und Kräuter füttere.
    Ja, Heu sollte immer zur Verfügung stehen. Heu ist keinesfalls schlecht oder kontraproduktiv, ganz im Gegenteil – es ist für Heimtiere eine gute Nahrungsergänzung. Aber die Tiere sollten immer die Wahl haben, ob sie gerade "Gröberes" brauchen, oder nicht, und nicht zu einer Mangelernährung gezwungen werden. Und wenn es wg. Wiese oder blättrigem FriFu wochenlang unberührt liegen bleibt, ist das auch völlig okay und absolut kein Grund zur Sorge, sondern eher ein gutes Zeichen.

    Für ein Kaninchen, das ein Alleinfutter bekommt (das typische Zeug gemischt aus Getreide, Kernen, TroMü, buntem Schrott...), hält eine vermehrte Rohfaser-Aufnahme bis zu einem gewissen Grad die Verdauung in Schwung (http://kaninchenschutzforum.de/showt...=1#post1833498).

    Pellets & Heu alleine wiederum können u.U. schneller eine fatale Kombi werden, dazu kommen aber bald noch nähere Infos

  6. #6
    Rentier Avatar von Bunny
    Registriert seit: 12.11.2006
    Ort: Berlin-Spandau
    Beiträge: 3.753

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    danke Simone für Deine interessanten Erläuterungen

    Insoweit ist mein TA aber schon etwas "weiter", er sagt auch, dass das Zootrockenfutter nix taugt auch wegen der darin enthaltene Luzerne. Man denke da nur an die berühmt berüchtigten Vitakuller
    Charly*1997+25.1.06, Nomi*2004+3.11.08, Hoppel*2003+3.8.12, Wanja*2004+2.9.13 Lea *2008 +15.10.2018 Felix * 2008 +12.04.2019

    Ihr habt mir soviel gegeben, dafür danke ich euch

  7. #7
    Erfahrener Benutzer Avatar von Torelynn
    Registriert seit: 18.05.2010
    Ort: Bremen
    Beiträge: 1.474

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    Luzerne an sich sind aber nicht schlecht für Kaninchen, nur sollte man sie sparsam verwenden und für Blasen/Harngrießpatienten ist er nicht geeignet.
    Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln:
    erstens durch Nachdenken, das ist das edelste;
    zweitens durch Nachahmen, das ist das leichteste;
    drittens durch Erfahrung, das ist das bitterste."

    (Konfuzius)

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