Zitat Zitat von Tanja B. Beitrag anzeigen
Zitat Zitat von Lovee
Es scheint mir, dass es weniger an gescheiterter VG liegt (siehe ich gar nicht so), sondern eher an einer gewissen Verhaltensstörung des einen Kaninchen. Es weiß sehr wohl, was verboten ist, tut es aber trotzdem, selbst in meiner Anwesenheit und kennt kein Nein. Hätte mich nämlich gefragt, ob da eventuell irgendwas zu verändern gibt, habe auch Literatur zum Verhalten und Erziehung von Kaninchen gesucht, wurde aber bisher nicht fündig.
Mir scheint es - leider - dass du deine Kaninchen zum Einen etwas vermenschlichst... "Er weiß sehr wohl, was verboten ist, tut es aber trotzdem,..." und zum Anderen eventuell fehleinschätzt wie ein Kaninchen einen Menschen wahrnimmt:

Zitat Zitat von Lovee
Ich hätte eigentlich gedacht, dass wenn die beiden ganz verschieden sind, sollte es ganz gut klappen, wenn die Alphastellung des einen von den anderen gar nicht bestritten wird. Also sieht es für mich einfach nach purem Mobbing aus - es ist meinem Mann gegenüber gehorsamer, als mir. Bei mir mag es auch regelmäßig Zähne zeigen, und am schlimmsten behandelt es das andere Kaninchen, so ist quasi die Rangordnung bei uns.
Kaninchen gehen nicht in eine Rangordnung mit uns Menschen. Sie wissen sehr wohl, dass wir keine Artgenossen sind und müssen sich uns deshalb dahingehend auch nicht "unterwürfig" oder "dominant" zeigen. Das Verhalten von Kaninchen dem Menschen gegenüber ist immer individuell und spiegelt zum Einen die Sozialisation und zum anderen die Charaktereigenschaften, die eigene Persönlichkeit wider. Es ist kein Zeichen von Rangordnungsstatus, wie sich ein Kaninchen einem Menschen oder verschiedenen Menschen gegenüber verhält. Die Tiere nehmen einfach sehr fein wahr und so kann ihnen der eine Mensch mehr liegen, als der andere.

Im Übrigen ist selbst bei Hunden der Rangordnungsgedanke inzwischen deutlich überholt. Auch ein Hund erkennt uns nicht als Artgenossen an, sondern weiß sehr wohl, dass wir kein Hund sind, hat sich aber im Laufe der Evolution und der sehr intensiven Sozialisation mit dem Menschen (die schon sehr viel länger und intensiver ist, als beim Kaninchen) sehr stark an uns angeschlossen. Das können wir aber nicht von unseren Kaninchen erwarten: Weder aufgrund ihrer Genetik (Flucht- statt Raubtier), noch aufgrund ihrer Kommunikationsstrukturen (ein Kaninchen kann einen Menschen z.B. viel weniger gut "lesen lernen", als ein Hund).
Natürlich können wir eine gute Beziehung zu unseren Kaninchen aufbauen und es gibt auch immer wieder Kaninchen, die schon von grundauf dem Menschen sehr zugewandt sind. Aber grade bei einem halbwilden Kaninchen, das auch noch wild aufgewachsen ist und in einer wichtigen Phase der Prägung seinem bisherigen Umfeld entnommen und von seiner Gruppe entfernt wurde, können wir dies dreimal so wenig voraussetzen.

In dieser Konstellation gibt es nicht "Täter" und "Opfer" oder "Mobber" und "Gemobbten", sondern - fürchte ich - einfach eine völlig unpassende Konstellation an Kaninchen-Charakteren, die nicht miteinander harmonieren. Die Kommunikation der Beiden passt offenbar nicht zusammen. Der Halbwilde braucht sicherlich einen eher robusten Partner, noch besser vermutlich eine Gruppe mit viel Platz, gutem Sozialgefüge und souveränen Charakteren, die ihm vielleicht auch mal etwas entgegenzusetzen haben, anstatt immerzu nur wegzulaufen. Und dein junges Kaninchen ist wohl besser bedient mit einem Partnertier, dass etwas "sanfter" in der Kommunikation ist, da es sich scheinbar Vieles gefallen lässt.

Zusammenfassend: Ich denke nicht, dass man aus diesen beiden Tieren eine gute und dauerhaft "stabile" Gemeinschaft formen kann. Auch wenn das natürlich nicht das ist, was man gerne lesen möchte, wenn man hier um Hilfe fragt.
Ich wünsche dir und deinen Kaninchen jedenfalls alles Gute!
Danke sehr für die Aufklärung. Mag für einen sein, ich finde einfach, dass bei so einem intelligenten Tier kann man immer einen Weg finden und ein gutes Zusammenleben gewährleisten. Ich vermenschliche es nicht, aber ich sehe ja, dass es ziemlich klug ist, es kennt Grenzen, und allgemeine Rules. Leider ist es sturr, oder ich bin nicht darin geübt /gekonnt, diese Connection aufzubauen. Für mich ist das nicht wichtig, ob das ein Mensch oder ein Tier ist. Es ist ein Lebewesen, dass auch Gefühle hat und deine Haltung zu ihm verspürt und dankbar sein kann. So empfinde ich es allgemein

Zu Rangordnung: das war lehrreich, aber wiederum, so ganz an Rangordnung glaube ich auch nicht, sondern eher, wie du gut beschrieben hast, an eine einzigartige, individuelle Beziehung zwischen Mensch und Tier, wie auch immer sie im Einzelfall sein kann. Wie es aussieht, wenn man etwas zu sanft ist, wird es vom Weißen etwas frecher in seiner Selbstentfaltung. Bei strengerer Haltung ist es auch "gehorsamer".

Es ist wohl nicht möglich, irgendein Einfluss auf sein Benehmen zu erwirken? Oder umgekehrt, dass sich der Zweite mal verteidigt? Es ist größer und viel kräftiger, auch schneller und intelligenter, als der Weißer. Es könnte einen guten Widerstand leisten, WENN es nicht so sanft/untetwürfig/verängstigt gewesen wäre...

Wie wäre es denn, wenn ein weibliches Kaninchen dazu kommt? Wie sollte SIE denn sein, damit es in der Gruppe für alle passt?