Ich denke aus der Ferne ist immer schnell geurteilt.
Mein erster Gedanke war auch, mein Gott, wie kann man dem Tier das antun.
Aber ich habe es nicht gesehen und kann mir somit kein Urteil erlauben.
Wer weiss, hätte Brutus mit nem künstlichen Darmausgang noch weiterleben können, vielleicht hätte ich es gemacht, und wer entscheidet in dem Fall, ob das Leben des Tieres noch lebenswert ist.
Wir hatten diese Diskussion schonmal vor Jahren, als jemand für sein Kaninchen einen "Rollstuhl" gebastelt hat, weil es die Hinterbeine nicht mehr bewegen konnte, sich mit dem Rollstuhl aber gut fortbewegen konnte.
Klar, konnte es keine Luftsprünge mehr machen und vieles andere vielleicht auch nicht, aber auch da kann niemand sagen, ob sein Leben nun noch lebenswert war, ausser der Halter selber.
Liebe Grüße
Taty
Unser Problem war einfach, dass ich damals von der Tierklinik angerufen wurde, in die ich sie nachts gebracht hatte, dass ich sie abholen kann, Besprechung dann vor Ort.
Sie wurde ja schon nachts von der TÄ in den Sauerstoff gesetzt, weil sie am Ersticken war und erst als sie sich dadurch morgens stabilisiert hatte, konnte man feststellen, was überhaupt los war mit ihr.
Es war so, dass ein Gewebe in beiden Lungenflügeln gewachsen war, recht grossflächig und die Ärzte waren sich nicht einig, ob man die evtl. medikamentös günstig beeinflussen kann. Sie sagten mir, dass es schonmal zu solchen Spontanheilungen kommt und das Gewebe wieder zurückgeht, die Lungenflügel wieder belüftet werden können.
Ich hab sie nur unter der Option, so schnell wie möglich Sauerstoff zu besorgen (hatte ich von dort gleich telefonisch in unserem Sanitätshaus gemacht) mitbekommen, denn sie würde ersticken, konnte damals aber wenigstens die Fahrt recht gut überstehen und die Sachen waren dann schnell besorgt. Auf die Dauer wäre das Sanitätshaus aber zu teuer geworden und ich hab nach einigem Rumtelefonieren, dann denselben Sauerstoff bekommen wie der Malteser Hilfsdienst und auch zum selben Preis, dadurch war das realisierbar.
Wir hatten grosse Hoffnung, dass das Gewebe zurückgeht, aber das war nicht so, zum Glück ist es aber nicht mehr weitergewachsen in den beiden Jahren, allerdings hat uns Marieke überrascht, die total gut mit ihrer neuen Situation umging, sie war wie immer: Neugierig, fröhlich und wir standen vor ihrem Käfig und dachten: Da kann man doch nicht einschläfern! Man sieht doch, dass sie leben will! Sie braucht halt Sauerstoff und nach einem kurzen Familienrat mit dem Ergebnis, dass wir uns alle eben jetzt für Marieke mal ein bisschen einschränken, was Geldausgeben betrifft und auch die Kinder gesagt haben, sie verzichten auf einen Teil des Taschengeldes, da war uns klar: Sie darf leben, solange SIE will, wir werden sie nicht einschläfern, solange es ihr so gut geht wie jetzt und ihr ging es bis zu diesem blöden Blasenstein auch gut.
Sie war ja auch noch jung, erst drei Jahre alt, als die Krankheit ausbrach und sie war ein Kämpfer, schon immer.
Wenn man mal angefangen hat mit dem Sauerstoff und das ganze Zeug im Zimmer steht, ists nicht mehr so leicht zu sagen: Heute wird sie eingeschläfert! Hätte ich gesehen, dass sie leidet, hätte ich es gemacht....
Geändert von nina1 (02.08.2009 um 00:34 Uhr)
Diese Einstellung find ich gut! Danke!
Das ist auch meine Meinung, ich bin da auch immer sehr zurückhaltend und würde auch nie sagen: "Ihr müsst euer lungenkrankes Hasi in den Sauerstoff setzen und nicht einschläfern!", weil ich die Situation des Halters und dieses Tieres doch garnicht einschätzen kann und ich finde es vollkommen in Ordnung, wenn jemand sagt: "Mein Tier soll NICHT so leben!" Und, was viel wichtiger ist bei alledem: Nicht jedes Tier WILL auch so leben! Ich könnt mir sehr gut vorstellen, dass es Tiere gibt, die dann anfangen, zu leiden. Aber das sieht man dann auch, dass sie leiden!!! Ich hab seit über dreissig Jahren Kaninchen und kann das inzwischen sogar sehr gut einschätzen.Wer weiss, hätte Brutus mit nem künstlichen Darmausgang noch weiterleben können, vielleicht hätte ich es gemacht, und wer entscheidet in dem Fall, ob das Leben des Tieres noch lebenswert ist.
Marieke und ihre Schwester sind bei uns geboren, (ich hab ihre Mama und ihren Papa in einem Zoogeschäft ausserplanmässig mitgenommen, als ich mitbekam, dass die beiden Schlagenfutter werden sollten am nächsten Tag und natürlich war Susi schwanger von Strolch, war denen ja egal, sie sollten eh verfüttert werden) ist ganz liebevoll hier aufgewachsen und hat sehr viel Vertrauen zu uns gehabt, vielleicht hat es deswegen so gut geklappt.
Diesen Bericht hab ich auch mit weitaufgerissenem Herz gelesenWir hatten diese Diskussion schonmal vor Jahren, als jemand für sein Kaninchen einen "Rollstuhl" gebastelt hat, weil es die Hinterbeine nicht mehr bewegen konnte, sich mit dem Rollstuhl aber gut fortbewegen konnte.
Klar, konnte es keine Luftsprünge mehr machen und vieles andere vielleicht auch nicht, aber auch da kann niemand sagen, ob sein Leben nun noch lebenswert war, ausser der Halter selber.Man hat gleich gemerkt, dass es für DIESEN Halter und DIESES Hasi gut war, dass er das gemacht hat. Und auch das ist eben NICHT übertragbar!
Aber alles was möglich ist ausprobieren würde ich immer, denn entscheiden kann man dann wenn man in der Situation ist, obs passt und ok ist oder nicht.
Liebe Grüsse,
Nina
Das Wort "gross" hättest du ruhig auch rot markieren können, wenn du schon dabei warst (nennt man selektiertes Lesen/Mitteilen, was du da machst!)![]()
Hallo,
diese Diskussion zeigt mir, dass vermeintliche Tierliebe über das Maß des erträglichen hinausgeht.
Eines meiner Kaninchen hatte Lungenkrebs - Endstadium, als es diagnostiziert wurde. Auch wenn sie ganz sicher einen unbändigen Lebenswille hatte - ich habe sie einschläfern lassen: In ihrem Interesse. Manchmal muss man als Halter diese Vernunftentscheidung treffen.
Ich weiss, dass es auch genug andere Halter hier und sonst wo gibt, die ihre Tiere, die nur noch robben können oder nichts mehr selbständig fressen monatelang und Jahrelang am Leben halten. Sei es, weil sie Lebenswille erkennen, sei es, weil sie nicht loslassen können oder das Pflegen zur Lebensaufgabe (Münchhausen-Syndrom?) gemacht haben.
Ich weiss nur eins: Jeder halbwegs normale Mensch, den man über ein Forum auf artgerechte Haltung und Ernährung aufklären will, der wird sich entsetzt abwenden und auch gute Ratschläge von solchen "Spinnern" nie und nimmer annehmen.
Sicher lieben wir unsere Fellnasen, aber alles hat auch Grenzen. Ein Leben zu beenden um zig andere Leben zu retten ... das ist auch Tierschutz. Vor allem, wenn das Leben nicht mehr lebenswert ist.
Und wenn ich mir mal die Größe es Kaninchenhirns ansehe, dann weiss ich auch, dass es Instinkte und reflexe sind, die uns vermeintlchen Lebenswillen zeigen.
Sicher kann jeder mit seinem Tier alles machen - aber unkritisch hinnehmen, das mache ich nicht und damit muss der Verfasser auch leben.
Für mich ist das und vieles andere was so manche veranstalten sicher nicht der Sache im ganzen nützlich.
Und ich finde das Thema Geld auch nicht ausklammernswert oder unwichtig. Ich hätte es nicht eingesehen tausende Euro in eine solche Sauerstofftherapie zu stecken.
LG, Sabine
Wer weiß wie viel Lebensmut behinderte Menschen (egal ob geistig oder körperlich) trotz ihrer teilweise enormen Einschränkungen haben, hat die Möglichkeit zu assoziieren.
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