Hallo, ich bin Schnuff.
Ich bin ein junges Kaninchenmädel, gerettet vom Kaninchenschutz und nun ganz frisch in Vereinskreisen unterwegs.
Seht euch mal meine riesigen Ohren an, da seid ihr neidisch wa? Hoffentlich werde ich mal so groß und stark, dass die auch proportional zu meiner Körpergröße passen.
Nun erzähle ich euch mal, wie ich früher so gewohnt habe und wieso ich ich endlich glücklich werden kann.
Früher wohnte ich mit zwei anderen Kaninchen in einem Außenstall eines Gemeinschaftsgartens. Der Stall war nur ungefähr 1,80m x 50cm groß und komplett aus moderndem Holz. Er war auch so niedrig, dass wir uns nicht aufstellen konnten um Männchen zu machen, da kamen unsere Ohren schon oben an das Drahtdach heran. Völlig ungeschützt waren wir also allen Wettereinflüssen ausgeliefert. Wir hatten nicht mal ein Häuschen, in das wir uns hätten verkriechen konnten. Bei Regen waren wir immer total pitschnass, das ganze Fell durchgeweicht -ein paar Male sind wir auch erkältet gewesen. Aber das ist sicher niemandem aufgefallen, denn unser Frauchen und Herrchen hatten mit ihren Kindern so viel zu tun und das Interesse an uns verloren.
Nach mehreren Monaten ging der Käfig kaputt, im Draht war ein großes Loch, wie das passiert ist weiß ich nicht, da habe ich vielleicht geschlafen, denn mir war immer so langweilig den ganzen Tag in diesem Stall, dass ich außer Schlafen schon kaum was anderes gemacht habe.
Durch dieses Loch sind wir dann immer mal herausgesprungen und im Garten herumgewuselt, da gab es wenigstens viel zum Futtern auf der Wiese. In den Stall zurück kamen wir ja auch immer wieder. Anfangs hatte ich zwar Angst herauszuspringen, weil an den kaputten Stellen des Drahtes solche Pieckser waren, von denen man sich Schrammen holen konnte- aber was tut man nicht alles um seinen Kohldampf zu stillen. Denn Frauchen und Herrchen kamen nur sehr selten um uns mal Kartoffelschalen zu bringen, was anderes gabs eh nie.
Dann bemerkten wir, wie unsere Menschenfamilie mit ganz vielen Koffern und Möbeln in ein großes Auto stiegen und wegfuhren. Ohne uns, sie haben uns einfach zurückgelassen. Wohin sie gefahren sind, wissen wir nicht, aber sie kamen nur noch ganz selten zurück in die Wohnung. Sie zogen aus! Nun waren wir also auf uns allein gestellt, niemandem wurden wir übergeben, damit sich jemand um uns kümmert- einfach zurückgelassen.
Die anderen Leute, die in dem Haus gewohnt haben, die brachten uns ab und zu mal was zum Futtern, Überreste vom Mittag, aber es reichte lange nicht aus um uns satt zu machen, also mussten wir uns selbst helfen. Gleich neben dem Garten gab es einen Wald, so gespenstig war er gar nicht am Anfang, denn dort wuchsen leckere Beeren, Gräser und Sträucher, das war köstlich.
Aber eines Tages kam einer meiner Freunde nicht mehr nachhause in den Stall zurück- gut, er büchste viel öfters aus als ich und das andere Kaninchen und blieb länger weg, aber da kam er gar nicht mehr wieder.
Wir beiden fassten uns den Mut, weil wir uns Sorgen machten, und hüpften ebenfalls in den Wald und suchten gaaaaanz lange nach ihm, aber wurden nicht fündig.
Es wurde dunkel und ich hatte immer mehr Angst vor dem dunklen Wald, also wollte ich wieder heim hoppeln, da fühlte ich mich trotzdem sicher, denn da ist uns noch nie etwas passiert. Das andere Kaninchen wollte unbedingt weitersuchen und blieb dort, traurig hüpfte ich in den Stall zurück, denn ich hatte einen tollen Freund verloren, der die ganzen Jahre hier bei uns war und nun drohte auch meinem anderen Kumpel etwas zu passieren, weil es nicht auf mich hören wollte.
Plötzlich hörte ich Quicken und Schreie- ich wusste sofort, dass können nur die beiden sein. Aber warum haben sie solche Angst, was ist los? Sind sie in Gefahr? Aber ich konnte ihnen nicht helfen, war doch viel zu weit weg.
In den Tagen danach habe ich sie nicht wieder gesehen, sie sind nicht heim gekommen, ich hatte sie noch mal gesucht, aber nicht gefunden. Ganz allein saß ich im Garten, denn in diesen ollen Käfig wollte ich allein nicht zurück, zu viele schöne Erinnerungen hatte ich an das Beisammensein mit meinen Freunden.
Dann kamen am Abend plötzlich ein Mann und eine Frau mit einer Möhre zu mir und sie hatten so eine Box bei sich. Die Möhre schmeckte so lecker, dass ich mich zu ihnen traute. Dann packten sie mich und steckten mich in die Box. Erst hatte ich Angst aber die Hoffnung, dass sich nun jemand um mich kümmert und ein schönes Zuhause für mich hat, überwiegte.
Sie fuhren mich zu einer anderen Frau, bei der ich ein einen großen Raum gesetzt wurde. Ich guckte mich um, zögerte die Box zu verlassen, aber sah einen Trinknapf, der mir so fremd war und ganz viel Heu und Stroh, die mir intuitiv vertraut vorkamen und leckere Kohlrabiblätter und auch noch ein schönes Häuschen zum Verstecken. Viel Platz zum Hoppeln hatte ich hier. Also entschied ich mich, da zu bleiben.
Die neue Frau, bei der ich nun wohne, ist so lieb zu mir und streichelt mich oft und gibt mir ganz viel Futter, darum ist das jetzt meine neue Pflegemami, aber trotzdem kann ich den Menschen nicht mehr so richtig trauen und darum bin ich noch sehr schüchtern und klopfe, wenn sie mir zu nahe kommt. Die muss sich mir erstmal beweisen
Sie sagte mir, dass meine Kumpels bestimmt hinter der Regenbogenbrücke über schöne grüne Wiesen hoppeln und immer zu mir herunter schauen und sich freuen, dass ich es jetzt so gut habe.
Ich vermisse sie sehr und vor allem vermisse ich das Kuscheln mit ihnen und Dummheitenmachen.
Darum freue ich mich auch darauf, bald in ein neues endgültiges Zuhause zu ziehen, wo ich liebe Artgenossen kennenlernen kann. Bis dahin muss ich aber noch eine ganze Weile warten, denn meine Ohrmilben, die ich wohl habe, die krabbeln so in den Ohren und müssen erst behandelt werden. Wenn ich wieder gesund bin und Mami weiß, dass ich definitiv nicht schwanger bin, müssen wir noch abwarten, bis ein Urteil gesprochen wird, bei meinen alten Haltern und ich denen offiziell nicht mehr gehöre.
Erst dann darf ich vermittelt werden.
Bis dahin hoffe ich, liebe Paten zu finden, damit ich weiß, dass ich geliebt werde und mir nicht mehr so alleine vorkomme.
So, nun muss ich erstmal essen und dann faulenzen. Tschaui, eure Schnuff.
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