Hallo zusammen,
ich wende mich an euer Wissen, da ich bei meinem Charlie einfach nicht mehr weiterweiß. Vorneweg: es wird eine etwas längere Geschichte, ich möchte euch so viele Informationen wie möglich mitgeben, da hier auch wirklich eine Odyssey vorliegt. Es ist auch wichtig zu wissen, dass Charlie so etwas wie ein Angstpatient ist; jeder Besuch beim Tierarzt ist eine Katastrophe für ihn, Medikamentengabe und Zufüttern eine pure Tortur, und jegliches Anfassen sorgt nur zur absoluten Verweigerung.
Alles fing im September an, als Charlie eine Verstopfung aufgrund eines Haarballens hatte. Es war recht kritisch, aber der Haarballen hat sich Gott sei Dank von selbst gelöst. Allerdings hatte er kurz danach erneut eine Aufgasung, die auch behandelt wurde. Kurz darauf ging es ihm wieder schlecht, er wollte nicht fressen, saß nur rum und wirkte abwesend. Eine Untersuchung ergab, dass zwar der Bauch okay schien, er hier eine Bindehautentzündung auf beiden Seite hatte. Also wurde darauf behandelt. Doch auch das sollte nicht das Ende sein, denn kurz darauf wieder: Charlie frisst nicht. Ich musste auf einen anderen Arzt ausweichen, da meine im Urlaub waren, die auch wieder auf Aufgasung hin behandelten und eine Kotprobe ins Labor schickten - diese war laut ihnen ohne Befund. Dieses Mal wurde es aber immer schlimmer; Charlie wollte nicht nur nicht fressen, sondern setzte auch keinen Kot ab. Keines der Röntgenbilder zeigte jedoch eine Verstopfung. Es wurde so schlimm, dass er fast 40 Stunden (!) nichts absetzte und ich mich schon von ihm verabschiedet und in die Tierklinik gebracht hatte. Das Kuriose: trotz allem war seine Temperatur zwar niedrig (37,6°C), aber der Glukosewert dauerhaft im grünen Bereich. Hier, in der Tierklinik, kam nach einigen Stunden die Erleichterung; Kot ist aus dem Tier gekommen. Zwar als Durchfall, aber Hauptsache es schien endlich etwas durchzugehen. Der Durchfall dauerte eine Weile an, aber so langsam schien sich die Situation zu verbessern. Er kam wieder nach Hause und ich dachte, endlich geht es aufwärts.
Doch eine Woche später ging es wieder los: Charlie fraß erneut nicht. Wieder zum Tierarzt, wieder im Notdienst. Das Röntgenbild sah seltsam aus, es schien wie ein Schleier, der über allem liegt, die Organe konnte man nicht wirklich erkennen. Erster Verdacht: Flüssigkeit im Bauch. Das Ultraschallbild zeigte aber, dass hier alles in Ordnung war. Also alles Gas? Wir waren uns nicht sicher. Er blieb wieder in der Klinik. Einige Tagen erneutes Bangen bis er wieder einigermaßen normal war (fressen in der Tierklinik will er nicht, selbst wenn es ihm gut geht, verweigert er komplett, bis er wieder zuhause ist) und nach Hause konnte. Auch zu diesem Zeitpunkt war das Röntgenbild immernoch verschleiert. Der Kot selbst sah unförmig aus, teilweise wie eine Katzenwurst, teils wie Hungerköttel, manchmal auch einfach mehreckig, aber immer eher breiig als konsistent. Erneut haben wir eine Kotprobe ins Labor geschickt. Hier stellten wir dann fest: Charlie hatte sich mit Coli Bakterien angesteckt. Eine Behandlung mit Baytril fand für ihn und das Partnertier statt und wir waren guter Dinge, dass wir endlich das große Problem gefunden haben. Und ja, das Röntgenbild sah danach auch langsam wieder besser aus und Charlie und ich konnten endlich mental abschalten.
Die Ruhe hielt genau einen Monat. Es ging wieder los und Charlie hörte auf zu fressen und der Kot nahm seltsame Formen an. Wir begannen dasselbe Spiel wieder; Röntgen, Kotprobe, Blutprobe, Ultraschall. Und dieses Mal hatte er sich erneut einen Keim eingefangen. Dieses Mal einen, der bei Kaninchen gar nicht so häufig vorkommt. Leider habe ich mir den Namen nicht gemerkt, wir haben ihn immer nur "Ratatouille" genannt, da er so ähnlich klang, und wir zu dem Zeitpunkt einfach nur seufzen musste mit "ach Charlie, das ist jetzt aber wirklich Pech". Auch hier haben wir wieder mit Baytril behandelt, wieder der gleiche Ärger mit ihm und dem Medikamente geben, wieder purer mentaler Stress für mich. Da der Bauch jetzt doch ziemlich gelitten hat, haben wir zur Unterstützung Rodicare Dia für ein paar Tage gegeben. Gleichzeitig haben wir ein Wach-CT durchgeführt, um den Knopf von oben bis unten einmal durchzuchecken, ob hier doch nicht etwas versteckt vorliegt. Das CT selbst war unauffällig in diese Richtung; lediglich einen abgebrochenen Stiftzahn und seine Kniearthrose konnten wir festellen, ansonsten war er tippi toppi. Für mich war das trotz allem erst einmal eine Erleichterung. Auch die Behandlung des Keims war erfolgreich, er war nach 2 Wochen ausgemerzt und wir hofften, dass es nun wirklich endlich das Ende ist.
Aber nein, natürlich nicht. Einen Abend saß Charlie hier, kühl und am Zittern. Er schien merklich Schmerzen zu haben. Erste Hilfe Medikamente wurden gegeben und dann wieder in den Notdienst gebracht. Dieses Mal hatte ich das Glück, dass meine Tierärztin Dienst hatte und ihn anschauen konnte. Wir kamen aber zu absolut keinem Ergebnis, Charlie blieb ein Rätsel. Da niemand erfahrenes auf Station Dienst hatte, entschieden wir zusammen, dass Charlie nach Hause kommen würde und ich ihn über Nacht selbst behandle, am Morgen wäre wieder jemand da, der sich ihm annehmen könnte. Aber kaum waren wir zuhause und ich hatte ihn für einen Moment sich selbst überlassen, ging es ihm scheinbar besser, als wäre nichts gewesen. Woran das lag? Er schien eine riesengroße Wurst abgelegt zu haben. Die Form von Katzenkot, riesig lang (so lang wie eine Tempo-Taschentüchtertüte), dick und schwer. Wie diese sich geform hat, wissen wir bis heute nicht, aber es wunderte keinen, dass er dadurch so Schmerzen gehabt haben muss.
Wir sind nun mittlerweile im Dezember. Heiligabend, um genau zu sein. Ich wollte zu meinen Eltern fahren und verabschiedete mich von den Kaninchen. Und wieder: Charlie. Er fraß nicht und bewegte sich nicht so recht. Die Weihnachtspläne wurden daraufhin erstmal abgesagt. Erneut sammelte ich Kot ein um ihn ins Labor zu schicken, Charlie fing währenddessen langsam wieder an selber zu fressen, war aber zunehmend unter Stress da ich ihn beobachtete und überprüfete. Ich selbst war mittlerweile komplett am Ende, da es nun fast 4 volle Monate nur noch um Charlie und seine Probleme ging. Während wir auf die Ergebnisse warteten haben wir schonmal eine neue Bauchtherapie mit Rodicare Dia an. Gleichzeitig stellten wir das Futter auch nochmal komplett um; viel Endivie, Radicchio und Staudensellerie, aber gar keinen Kohl mehr. Das Kotergebnis dieses Mal sagte: kein Keim, aber die Darmflora ist extrem angeschlagen - die guten Bakterien sind sehr schwach und kaum vorhanden. Also haben wir weiter daran gearbeitet, diese aufzubauen.
Im Januar gab es dann noch einmal zwei Vorkommnisse, wo er wieder nicht so recht wollte. Diese konnten wir aber mit einem Abend Medis gut überbrücken. Zum Februar hin kamen dann aber die Impfungen. Die Kotprobe war derweil unverändert, immernoch schwache Darmflora, aber sonst okay. Und wir wollten ihn auch nicht komplett ungeimpft lassen, also wagten wir es. Er war die Tage vorher bereits etwas auffällig, da er einen etwas prallen Bauch hatte. Ich dachte zunächst, dass er vielleicht etwas zugenommen hat, da der Bauch an sich zwar dick aber nicht hart war. Es sollte auch wieder zum Problem führen und wie die Male davor sollte er das Fressen komplett einstellen. Und auch dieses Mal sollte der Kotabsatz sehr lange ausbleiben. Und genau wie die Male davor haben weder Röntgenbild, noch Ultraschall noch sonst irgendwas auf eine Verstopfung hingewiesen. Besonders kurios, da er nach sehr kurzem Aufenthalt in der Tierklinik wieder nach Hause kam und hier gefressen hat, allerdings nichts aus dem Tier rauskam. Am Morgen fasste ich ihn an und er war so kalt, dass ich dachte, er würde hier und jetzt über die Regenbogenbrücke wandern. Wieder eingepackt, wieder Tierklinik, und dort wollte ich alles auch irgendwie nicht mehr glauben; Temperatur war bei 38,7°C und das Röntgenbild zeigte schön aufgereihte Kotbällchen, die "jede Minute rauskommen müssten". Es zog sich allerdings noch 4 Stunden, bis diese auch wirklich kamen und auch dieses Mal war der Kot wieder verformt und breiig.
Jetzt, eine Woche später, ist sein Bauch wieder prall aber weich. Er steht unter Stress weil ich ihn wieder unter Beobachtung habe und ihm immer mal den Bauch massiere. Es sieht nicht so aus, als hätte er heute Kot abgesetzt. Das letzte Mal hat er heute Vormittag gefressen, das Test-Leckerchen heute Mittag hat er aber auch genommen. Er hat den ganzen Tag nur an einer Stelle verbracht und jetzt, wo ich ihn mir schnappen will ist natürlich auch absolut Ende für ihn. Stehe gerade wieder vor der Frage, ob ich im Notdienst mit ihm zur Tierklinik fahre oder ihn machen lasse.
Ich bin einfach total am Ende. Seit September hab ich ständig Angst um ihn. Ich bekomme gemischte Signale, die es nicht einfach machen einzuschätzen, was er genau benötigt. Ich habe Geld im hohen vierstelligen Bereich für ihn ausgegeben, und auch wenn ich es gerne mache, weil er all die Liebe und Chancen verdient, laufe ich da mittlerweile auf dem Zahnfleisch. Mental bin ich einfach nur durch, ich bin mittlerweile sogar so weit, dass ich meinen Urlaub im März absagen will, weil ich weiß, dass meine Gedanken sich nur um ihn drehen werden. Ich sitze hier jeden Tag innerlich nervös und aufgewühlt.
Trotz Aufbaukuren bleibt seine Darmflora schwach. Ich weiß nicht, was ich noch für ihn tun kann, damit sich dieses Problem löst. Denn ich denke, damit würden sich auch die anderen Sorgen erledigen.
Sie bekommen zur Zeit zum Futter Endivie, Radicchio, Staudensellerie, Romana und Minze/Petersilie. Kohl hab ich mittlerweile komplett gestrichen, Leckerchen gibt es nur ganz selten (1-2 Cranberries). Er beschäftigt sich gerne damit, getrocknete Löwenzahnwurzeln auseinander zu nehmen, aber auch das macht ihm im Moment keinen Spaß. Habt ihr eine Idee, was ich noch für ihn tun kann? Ich hab in dem ganzen Text bestimmt irgendwas vergessen, was noch wichtig sein könnte... Ich wäre aber für jede Unterstützung dankbar!
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