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Thema: Frischfutter ad libidum ggf. nicht immer die richtige Wahl ....

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  1. #1
    Erfahrener Benutzer Avatar von Tanja B.
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    Hallo Birgit

    Da Ernährung ja so ein bisschen mein persönliches Steckenpferd ist, möchte ich da naturgemäß auch gerne was zu schreiben

    Sicher ist niemand verärgert über deinen Beitrag, war das Thema ad-libitum oder eben nicht, hier ja schon ein paar Mal Thema.
    Die Ernährung von Kaninchen ist ja grundsätzlich "einfach", wenn man denn nicht den (Foren-)Trends folgt, sondern sich einfach an der Natur des Kaninchens orientiert. Ich schreibe oft mal "Richtig füttern reicht", aber dass dieses "richtig" beim einen Kaninchen evtl. anders aussehen kann, als beim anderen, schließt das natürlich nicht aus.
    Wenn wir jetzt aber von einem grundlegend gesunden Kaninchen ausgehen, was auch von Beginn an naturnah ernährt wurde, kann man durchaus sagen, dass die frischfutterbasierte Ernährung für Kaninchen "das Richtige" ist. Ob nun ad-libitum oder mehr oder weniger rationiert, darüber lässt sich natürlich diskutieren.

    Mein Standpunkt ist folgender: Solange die natürliche Nahrung zur Verfügung steht (und das ist Wiese und nicht Gemüse), sollte diese auch so angeboten, wie sie dem Kaninchen in der Natur zur Verfügung stände: Unbegrenzt. Das Ganze wird natürlich zum Herbst/Winter hin etwas weniger und damit auch etwas karger. Daher bin ich im Winter jemand, der seine Kaninchen mit all dem füttert, was die Natur noch so her gibt (und sie so eben auch noch finden würden) und ergänze (!) zusätzlich mit Gemüse. Die Ergänzung sieht hier aber so aus, dass sie eigentlich immer ganze Kohlköpfe zur Verfügung haben (meist Wirsing und Weißkohl/Spitzkohl), anderes Gemüse gibt es aber nicht ad libitum, sondern eben hin und wieder in geringen Mengen als Beigabe. Wurzelgemüse füttere ich so gut wie gar nicht, weil es der natürlichen Nahrung am wenigsten entspricht.

    Was man bei der ganzen Diskussion um die richtige Ernährung auch bedenken muss, ist, dass Kaninchen unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen. Da wir im Tierschutz ja sehr häufig "Second-Hand"-Tiere haben, ist die Gefahr von ruinierten Verdauungssystemen einfach auch höher, als hätten wir unsere Kaninchen von Geburt an und sie wären direkt mit naturnaher Ernährung groß geworden. Die Wachstumsphase ist bei jedem Tier eine sehr sensible Phase, in der auch viel "kaputt" gemacht werden kann. Und wenn in dieser Phase dann eben nicht so gefüttert wurde, wie die Verdauung des Kaninchen es eigentlich benötigt, sondern irgendwie, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Darmflora hieran Schaden nimmt und sich auch Unverträglichkeiten, Hypersensibilitäten usw. entwickeln, ungleich höher. Daher kann eben der Eindruck entstehen, dass "weniger mehr ist".
    Meist macht aber nicht die reine Menge an Frischfutter, sondern die Auswahl und Kombination der Futtermittel die Probleme. Dann natürlich haben unterschiedliche Futtermittel unterschiedliche Verdauungszeiten.
    Meiner Meinung nach sollte man daher versuchen - ungeachtet dessen, welche Menge an Futter man nun letztlich anbietet - die Struktur des Futters recht ähnlich, nämlich so nah wie möglich an der natürlichen Nahrung zu halten.

    Bietet man jetzt allerdings (beispielsweise) Wiese, blättriges Gemüse, Wurzelgemüse, Fruchtgemüse (Paprika, Tomaten,...), Saaten, Cunis, usw. zusammen an, ist die Gefahr, dass sich Verdauungsprobleme entwickeln, potentiell viel größer, als wenn man sich in der Kombination der Futtermittel etwas einschränkt.
    Beispiel: Gemüsesorten wie Paprika, Tomaten oder aber auch Sorten wie Gurke, Zucchini, usw. sind von der Struktur und oft auch von ihren Inhaltsstoffen her, natürlicher Kaninchennahrung so unähnlich, dass man sich damit auch Probleme hausgemacht servieren kann. Dann kommt noch die verschieden schnelle Verdaulichkeit hinzu und schon hat man den Eindruck, bei einer Fülle an Frischfutter, die man füttert, weil man es gut meint, dass das Frischfutter an sich Schuld an Verdauungsproblemen ist.

    Frischfutter per se macht erstmal garantiert keine Verdauungsprobleme. Hierfür sind so viele Faktoren wichtig bzw. ausschlaggebend. Ein paar habe ich ja schon aufgezählt. Ein Kaninchen mit einer schlechten, belasteteten Darmflora wird auch seine natürliche Nahrung nie so verdauen können, wie es eigentlich möglich wäre. Stress in der Gruppe oder zwischen den Partnern, Stress durch den TA, Antibiotikagaben bzw. Medikamentengaben allgemein, Impfungen, Fütterungsfehler in voriger Haltung, lange Mangelsituationen in der vorigen Haltung, plötzliche Futterumstellungen, Pflanzenschutzmittel, bakterielle/mykologische/parasitologische Infektionen, Fehlbildungen im Bereich des Darmtrakts, Vernarbungen durch Kastrationen oder andere Bauch-OPs usw. usf. sind Dinge, die ins Auge gefasst werden müssen.

    Natürlich macht jeder seine Erfahrungen und deine waren natürlich schlimm, das tut mir sehr leid
    Mein Fazit ist: Frischfutter ad libitum muss natürlich nicht für jedes Tier der Weisheit letzter Schluss sein - ich denke aber sehr wohl, dass mit einer wohlüberlegten Auswahl an Frischfutter und Beachtung der Kombination von Futtermitteln, diese Ernährungsform für die allermeisten Kaninchen das Richtige ist. Zumindest in der Wiesenzeit.
    Ich denke außerdem, dass die 100g Frischfutter pro Kaninchen-Kilo, nicht nur völlig veraltet, sondern auch nicht Sinn machend sind. Man überlege sich nur mal den Nährstoffgehalt von unterschiedlichen Gemüsesorten auf 100g.
    Was das "Hochloben" von Cunis angeht, muss ich aber abschließend tatsächlich Taty zustimmen (): Für gesunde Tiere machen Cunis absolut keinen Sinn und ich sehe keinen Grund, diese an gesunde Tiere zu verfüttern. "Abwechslung" ist wirklich ein menschengemachter Irrglaube in der Tierernährung. Und zum Sattwerden sollen Kaninchen - wie auch alle anderen Tiere - das fressen, was ihrer natürlichen Nahrung entspricht. Wir essen ja auch keine Schokolade, um satt zu werden
    Abschließend: Hört doch auf, Trends hinterher zu laufen und seht euch einfach die von Natur aus gegebenen Voraussetzungen der Kaninchenverdauung an. Von den physiologischen Voraussetzungen her, unterscheiden sich Kaninchen nämlich eben grade NICHT voneinander. Es sind immer nur die Umstände (die meist menschengemacht sind), die es schwer machen können, bestimmte Kaninchen ihrer Natur entsprechend zu ernähren.
    Geändert von Tanja B. (07.01.2019 um 22:32 Uhr)

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