Ich lebe mein gesamtes Leben lang schon mit Kaninchen. Zuerst waren es die Stallhasen meiner Mutter. Von meinem Lehrlingsgehalt konnte ich mir dann endlich eigene Kaninchen halten. Ich hing so sehr an den Tieren. Wenn sie krank waren, war ich es auch. Wenn sie starben, war ich zunächst sehr traurig, doch es kam umgehend ein neues Tier zu mir. Der leere Platz wurde sofort besetzt. Und das neue Tier brachte wieder Freude und neues Leben ins Haus. Es gibt ja so viele Tiere, die nur darauf warten. Dennoch war das gegangene nicht vergessen. Und die Angst kam mit den Jahren, dass auch dies Tier wieder gehen muß. Das ging viele Jahre so und ich nahm mir vor, mich nicht mehr so tief reinziehen zu lassen. Was natürlich schwer war mit all den Emotionen. Dann hatte ich über 13 Jahre lang noch ein Pflegepferd, dass ich überwiegend alleine versorgte. Es war chronisch krank und benötigte intensive Pflege. Was wieder dazu führte, dass ich mich extrem engagierte und reinziehen ließ. Als der Tag kam, der die Entscheidung von mir allein verlangte, die eigentlichen Besitzer waren verreist und verlangten vom Ta, das Pferd bis zu deren Rückkehr am Leben zu halten, wurde mir alles abverlangt. Ich wollte das Tier behalten, wollte die Freundschaft nicht aufgeben, den Verlust nicht ertragen. Doch dann fragte ich mich, was in dieser Situation wirklich wichtig ist: mein Bauchgefühl sagte nach dem Abwägen des Für und Wider, es geht nur um das Wohl des Tieres und für das Tier ist der Tod die absolute Erlösung. Ich war danach ziemlich fertig, hatte aber gute Freunde, die mich auffingen.
Gelernt habe ich dabei, dass es nie um mich geht, sondern immer um das Wohl der Tiere. Und das läßt mich heute Entscheidungen deutlich gelassener fällen. Sie werden nun mal nicht sehr alt. Und es gibt so viele da draußen, die ein Zuhause suchen. Ich gebe wirklich alles, damit es ihnen gut geht und sie ein langes Leben haben. Aber wenn es nicht mehr geht, dann ist das so. Ich bin dankbar, dass sie da waren, dass sie glücklich waren und dass ich dazu beitragen konnte. Wenn sie gehen müssen, ist das so gewollt. Da kann ich nichts dran ändern. Das ist Schicksal. Ich bin traurig, aber das Leben geht weiter. Und ich habe irgendwann, als ich mit mehr Abstand das betrachten konnte, festgestellt, wenn ein Tier geht, wartet schon irgendwo eines auf den Platz. Und mein Bauchgefühl hat mir bisher immer dabei geholfen, dies eine oder die zwei zu finden. Sie waren im richtigen Moment einfach da.
Was mir aber heute noch Sorgen macht, ist, wenn mein eigenes Pferd nach so vielen Jahren irgendwann mal gehen muß. Es ist ebenfalls chronisch krank, es erfordert intensivste Betreuung, wir verbringen sehr viel Zeit zusammen. Nach 22 Jahren ist man wie eins. Das wird ein großes Loch geben und ein neues Pferd wird nicht mehr einziehen. Aber ich bin sicher, auch dann wird irgendwo ein Tier auf mich und den Platz warten...
Amber, ich finde nicht, dass du innerlich tot geworden bist. Ich denke, du bist im Laufe der Jahre realistisch geworden, du akzeptierst das Leben und Tod eng verknüpft sind. Dadurch fällt man nicht mehr in das tiefe Loch. Es kommt einem anfangs komisch vor, irgendwie falsch. Aber es ist einfach nur ungewohnt. Man hängt auch nicht an allen Tieren gleich stark. Als Teddy starb, war das für mich zuerst ok, er hatte sich das selber so ausgesucht. Doch er fehlte mir extrem. Lotte wurde viel älter als er. 10,5 Jahre. Wir waren anfangs keine Freunde, sie war sehr eifersüchtig auf mich, weil Teddy und ich uns so sehr nahe waren. Doch dann wurde sie krank, Teddy verließ sie und sie zog sich zurück. Sie tat mir leid und ich habe sie die folgenden 6,5 Jahre intensiv gepflegt und versorgt. Und doch war sie nicht mein Herzenstier. Ich dachte oft, wie wird es sein, wenn sie gehen muß. Was wird der Grund sein? Werde ich es merken? Es ging dann sehr schnell, ihr Herz versagte. Ich ließ sie einschläfern, bevor sie erstickte. Sie schlief ganz langsam und entspannt in meinen Armen ein und ich spürte ihre Dankbarkeit. Ich war traurig, aber ich fiel in kein Loch. Sie fehlt mir noch immer, das Kuscheln mit ihr, ihre Anhänglichkeit. Emmi und Manni zogen ein. Sie warteten ebenfalls schon auf ein Zuhause. Ich habe sie sehr lieb, aber sie sind mir (noch) nicht so nahe. Sie sind sich selbst genug. Meine Emotionen und meine Zeit bekommt jetzt mein altes Pferd und ich bin froh darüber, dass ich diese Recourcen frei habe. Wenn man einen Schritt zurück tritt und sich über die Schulter blickt, hat man leichter den Blick für das Wesentliche. Vielleicht hast du genau diesen Schritt jetzt getan.
Ich wünsche dir alles Gute![]()
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