Kann ich nachvollziehen, die Informationen sind auch verwirrend. Genau weiss es eigentlich niemand, weil sehr wenig bewiesen oder experimentell gezeigt worden ist.
Es ist bisher experimentell nicht gelungen, Blasenschlamm herbeizufüttern. Es ist für Calciumcarbonat auch nicht möglich. Calciumcarbonat ist die bei weitem häufigste Kristallart beim Kaninchen. Es kristallisiert nur bei ausserordentlich hohen Konzentrationen. Das Kaninchen hat zudem Mechanismen, die Kristallisierung zu hemmen, nämlich durch seinen pH-Wert im Urin und durch andere kristallhemmende Moleküle in der Niere.
Calciumoxalat, von dem Teddy berichtet, ist seltener, und es reagiert relativ stark auf die Konzentration. Es kann sich also für Dich lohnen, den Gries zu untersuchen, dann weisst Du, woran Du bist.
Experimentell kann man Blasenschlamm herbeiführen, indem man zuerst die Niere in hohem Ausmass schädigt und dann zusätzlich (!!) den Harnleiter verengt oder so etwas. Was bedeutet das: das gesamte zu filternde Blut geht durch eine verbleibende Kleinmasse funktionierende Niere und wird dann noch durch die Verengung des Harnleiters gestaut. Und erst unter diesen Umständen entsteht im Experiment Gries. Was hingegen nicht zu Blasengries führt, ist eine irrsinnig hohe Menge Kalk im Futter, auch wenn die Tiere dann nur noch weisse Creme urinieren. Der Unterschied zum Gries ist, dass die weisse Creme noch beweglich ist und von selbst rauskommt.
Dass man die Refuktion von Calcium empfiehlt ist etwas instinktives, weil doch mehr Kalk in der Blase ist, und weil chronischer Blasengries sich mit zusätzlichem Calcium nicht verträgt. Das Kaninchen braucht viel Calcium, aber nicht tonnenweise. Nur ist natürlich auch richtig, was Rosenthal schreibt: es gelingt nicht, den Calciumspiegel im Blut von Kaninchen "herunterzufüttern", der ist immer relativ hoch. Wenn man unter die Grenze geht, die das Kaninchen gut findet, dann löst es eben Calcium aus den Knochen und den Zähnen. Alle Stoffe sind im Normalfall in einer Art Gleichgewicht, so funktioniert es im Körper. Kommt man über die Schwellenwerte, dann reagiert der Körper: mit mehr Atmung ( falls der pH-Wert nicht mehr stimmt), mit Calciumeinbau in den oder -Lösung aus dem Knochen, mit mehr Durst (Verdünnung der Konzentrationen) usw.
Phosphor ist weniger in der Aufmerksamkeit, dabei ist es im Übermass viel schlechter für das Kaninchen als Calcium; ganz besonders, wenn das Verhältnis zwischen Calcium und Phosphor sich von 2:1 oder grösser wegbewegt, Richtung 1:1 oder sogar kleiner als 1. das Kaninchen mag bitter und ist nicht gemacht für süss, und das ist für das Haustierkaninchen schlecht, denn der Mensch liebt süss und nicht bitter. Deshalb sind die modernen Gemüsesorten viel süsser als früher, und es gibt mehr Phosphor im Futter als früher. Phosphor richtet echte Schäden an, die zu der Entstehung gon Blasengries beitragen.
Das ist natürlich kein Muss. Die Ursache beim einzelnen, individuellen Kaninchen ist immer unbekannt, bis man eindeutige Hinweise bekommt - ist aber eher der seltene Fall. Darum ist das "Wir haben es im Griff" auch immer sehr merkwürdig. Da man nicht weiss, was es genau im Einzelfall ausgelöst hat, kann man es auch nicht "im Griff" haben. Deshalb lass Dir da nichts einreden.
Futtertechnisch kann man nicht das Hobbylabor aufmachen und penibel irgendetwas einstellen wollen. Dafür schwanken die Gehalte in den Gemüsen auch zu stark. Deswegen rate ich nur zu dem oben und allgemein dazu: die Phosphorknaller weg, die Calciumbomben seltener, schön viel Wiese, möglichst grasbetont, ansonsten Frischfutter und faserhaltig, also Äste, Blätter, und ja: Heu, da Faser, auch wenn trocken. Phosphor ist überall dort verstärkt drin, wo viel Zucker ist. Das einzelne Gemüse ist nicht relevant; das Gesamtverhältnis muss passen.
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