Das hatte ich auch schon mal an anderer Stelle geschrieben, daß meine Erfahrung ist, daß nicht alle Kaninchen immer mit der gleichen "optimalen" Fütterung gut zurecht kommen. Hauskaninchen sind leider keine Wildkaninchen mehr. Sie haben unterschiedliche gesundheitliche Schwächen und angeborene Störungen, da es keine natürlich Auslese mehr gibt. Bei Wildkaninchen würden diese Tiere nicht lange überleben. Da bleiben nur die Harten übrig.
Meine Molly vertrug mit einem Jahr immer schlechter Frischfutter. Getrocknetes Gemüse ebenfalls nicht. Schließlich kam nur noch flüssiger Kot. Sie lebte die weiteren 7 Jahre ausschließlich von Heu, trockenen Blättern und Hirse. Sie war nie krank, bis auf einmal, als ich ihr eine Woche Hafer gefüttert hatte, weil sei so dünn war. Gestorben ist sie an einer Injektionsnarkose, weil ihre Zähne mit 8 Jahren das erste! Mal mal korrigiert werden sollten. Sie war topfit bis zum Schluß.
Was ist denn Heu? Getrocknete Wiese. Mein Pferd ist ein Hufrehekandidat und wird seit 7 Jahren nur mit trockener Wiese = Heu ernährt und ist fit.
Meine 8 jährige Lotte frißt nicht und gast auf, weil Arthroseschmerzen hat. Seit sie Novalgin bekommt, frißt sie wie ein Scheunendrescher. Das heißt, sie frißt auch das Frischfutter, was die anderen übrig lassen. Heu läßt sie dann links liegen. Das Ergebnis ist dann häufig matschiger Kot. Also wird das Frischfutter reduziert und mehr Heu gefressen und die Verdauung stimmt wieder. Auch bei jeder Umstellung im Herbst und Frühjahr hat sie seit ca. 2 Jahren leichter mal Matschkot. Das war in jungen Jahren nicht so. Das berücksichtige ich dann eben.
Eddie und Tommy fressen von sich aus viel Heu und haben eine super Verdauung. Sie sind noch jung. Es kommt aber vor, daß ihnen das Heu nicht schmeckt, obwohl ich immer verschiedene Sorten anbiete. Für den Fall gibt es immer auch etwas Luzerneheu und grobe Wiesengraspellets. Damit sind alle Geschmäcker abgedeckt und für jeden ist etwas dabei. Neben Wasser bekommen sie abends ein Wasser-Apfelsaftgemisch, auf welches sie schon warten und dies fast am Stück wegtrinken. Für eine Blasenspülung ist damit auch gesorgt. Damit habe ich seit zig Jahren keine Bauchgeschichten, außer mal den einen Haarballen bei Lotte.
Man muß sich dann halt mal die Mühe machen, herauszufinden, was für das einzelne Tier verträglich ist, wenn die optimale Fütterung nicht funktioniert und anpassen. Manchmal findet man auch die Ursache nicht. Dann kann aber eine angepaßte Fütterung trotzdem eine Verbesserung des Zustandes bringen. Manchmal muß man auch für eine begrenzte Zeit auf einer reduzierte Ernährung umstellen, um Ruhe in die Verdauung zu bringen. Ich kenne das aus den 70er bis 90er Jahren auch noch so, daß nach einer akuten Bauchgeschichte zuerst für einige Tage nur Heu oder trockene Blätter gefüttert werden durfte und danach langsam Frischfutter angefüttert wurde. Damit bin ich auch nie schlecht gefahren. Auch hier meine ich, hängt es von der Ursache und der speziellen Situation ab.
In diesem speziellen Fall würde ich hier noch ein großes Blutbild machen lassen, denn auch Nieren- oder Leberprobleme können Verdauungssymptome hervorrufen. Die Darmflora kann man gut z.B. mit Perenterol aufbauen. Topinambur, Möhre und Apfel nähren und stärken die Darmflora.
Ich persönlich füttere keine Gurke, Paprika oder Tomate, weil ich das für absolut artfremd halte. Mein Tiere lehnen es ab und für die Kaninchenverdauung finde ich es auch nicht optimal. Ich füttere im Winter Salate, Gemüse, welche noch etwas Struktur enthalten. Denn Struktur scheint mir ein wesentlicher Bestandteil der naturnahen Ernährung zu sein. Die Wildkaninchen, die ich fast täglich beobachten kann, fressen neben Grün auch Laub, trockenes Blattwerk, Zweige. Andererseits leben sehr viele Kaninchen auch im Innenstadtbereich und haben außer kurzen Rasenflächen und irgendwelchem trockenen Zeugs nichts anderes zur Verfügung. Und sie sehen gut genährt und gesund aus. Wie alt sie werden, ist eine andere Sache. Je älter die Tiere werden, umso eher treten Störungen zutage.


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