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Thema: Diskussion über Winterfütterung

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    Erfahrener Benutzer
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    Zitat Zitat von pc-mausi Beitrag anzeigen
    Mal ehrlich, welche Person achte bei seiner eigenen (!!) Ernährung soooo sehr auf alle Inhaltsstoffe und Nährwerte. Da wär unser Leben auch nicht mehr schön.
    Das ist ein Vergleich, der naheliegt, aber leider gar nicht möglich ist. Denn das Kaninchen ist ein Nahrungsspezialist, es ist seine Evolutions-Überlebensnische. Das ist beim Menschen nicht so.

    Das Kaninchen verdaut schnell. Das hat zur Folge, dass es eine ganze Reihe von Stoffe, z.B. das Calcium, nicht so gut aufnehmen kann. Aus dem Grund verdaut es zweimal, nämlich durch Aufnahme des Blinddarmkots. Diese Konstruktion erst erlaubt es dem Kaninchen, relativ wenig Verdauungsmasse mit sich herum zu schleppen, und deshalb kann es ungeheuer schnell sein und überleben.

    Es teilt sich das Nahrungsangebot mit Pferden und Rehen (im wesentlichen). Es bewältigt das ständige Abschleifen der Zähne durch Nachwachsen (beim Pferd schieben sich die Zahnreserven aus dem Kiefer, bis die Reserve aufgebraucht ist) und braucht deshalb das viele Calcium - einschliesslich des Recyclierens des Calciums, welches als abgeschliffene Materie wieder in der Verdauung landet. Das viele Calcium bringt das Risiko der Verkalkung mit sich.

    Das Kaninchen ist häuslich und ständig auf der Flucht. Es besitzt möglicherweise deshalb die Eigenschaft, sehr viele Pflanzen, die für Pferde (oder Menschen) giftig wären, problemlos verdauuen zu können - wie das Reh übrigens auch.

    Durch die Häuslichkeit ist das Nahrungsangebot vielfältig, aber in seiner Vielfalt berechenbar und wiederkehrend. Es ist handkehrum darauf angewiesen, einen hinsichtlich Inhaltsstoffe und Beschaffenheit halbwegs ähnlichen Mix zu fressen, weil sonst seine Bakterienbevölkerung verhungert oder dahin gerafft wird. Das ist beim Menschen nicht so, weil er die Verdauung selber macht und nicht an Bakterien abgegeben hat. Und deshalb kann der Mensch auch viele Bakterien mit seinem eigenen Immunsystem unter Kontrolle bringen, und das Kaninchen kann gerade das nicht - da wären ja Autoimmunkrankheiten vorprogrammiert.

    Das illustriert, dass das Kaninchen im Grunde ein spezialisiertes Verdauungssystem mit Fell und Knopfaugen ist. Dies hat ganz konkrete Folgen für die Nierenfunktion, den Zellaufbau, die Anordnung von Transportkanälen über ein Gewebe usw.

    Genau deshalb kann man manchmal ein Leckerchen anbieten, muss aber hinsichtlich Verpflegung viel stärker aufpassen, was man langfristig tut. Die Toleranzen sind kleiner und teilweise ganz anders, wenn Du so willst. Mit menschlichen Massstäben darf man da nicht kommen.
    Geändert von april (17.02.2014 um 11:54 Uhr)
    Zwei Franzosen, zwei Schweizer, zwei Holländer, ein Japaner, zwei Loh, zwei Fürsorgefelle und ein "Weideunfall"

  2. #2
    Erfahrener Benutzer Avatar von Tanja B.
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    Zitat Zitat von april Beitrag anzeigen
    Zitat Zitat von pc-mausi Beitrag anzeigen
    Mal ehrlich, welche Person achte bei seiner eigenen (!!) Ernährung soooo sehr auf alle Inhaltsstoffe und Nährwerte. Da wär unser Leben auch nicht mehr schön.
    Das ist ein Vergleich, der naheliegt, aber leider gar nicht möglich ist. Denn das Kaninchen ist ein Nahrungsspezialist, es ist seine Evolutions-Überlebensnische. Das ist beim Menschen nicht so.

    Das Kaninchen verdaut schnell. Das hat zur Folge, dass es eine ganze Reihe von Stoffe, z.B. das Calcium, nicht so gut aufnehmen kann. Aus dem Grund verdaut es zweimal, nämlich durch Aufnahme des Blinddarmkots. Diese Konstruktion erst erlaubt es dem Kaninchen, relativ wenig Verdauungsmasse mit sich herum zu schleppen, und deshalb kann es ungeheuer schnell sein und überleben.

    Es teilt sich das Nahrungsangebot mit Pferden und Rehen (im wesentlichen). Es bewältigt das ständige Abschleifen der Zähne durch Nachwachsen (beim Pferd schieben sich die Zahnreserven aus dem Kiefer, bis die Reserve aufgebraucht ist) und braucht deshalb das viele Calcium - einschliesslich des Recyclierens des Calciums, welches als abgeschliffene Materie wieder in der Verdauung landet. Das viele Calcium bringt das Risiko der Verkalkung mit sich.

    Das Kaninchen ist häuslich und ständig auf der Flucht. Es besitzt möglicherweise deshalb die Eigenschaft, sehr viele Pflanzen, die für Pferde (oder Menschen) giftig wären, problemlos verdauuen zu können - wie das Reh übrigens auch.

    Durch die Häuslichkeit ist das Nahrungsangebot vielfältig, aber in seiner Vielfalt berechenbar und wiederkehrend. Es ist handkehrum darauf angewiesen, einen hinsichtlich Inhaltsstoffe und Beschaffenheit halbwegs ähnlichen Mix zu fressen, weil sonst seine Bakterienbevölkerung verhungert oder dahin gerafft wird. Das ist beim Menschen nicht so, weil er die Verdauung selber macht und nicht an Bakterien abgegeben hat. Und deshalb kann der Mensch auch viele Bakterien mit seinem eigenen Immunsystem unter Kontrolle bringen, und das Kaninchen kann gerade das nicht - da wären ja Autoimmunkrankheiten vorprogrammiert.

    Das illustriert, dass das Kaninchen im Grunde ein spezialisiertes Verdauungssystem mit Fell und Knopfaugen ist. Dies hat ganz konkrete Folgen für die Nierenfunktion, den Zellaufbau, die Anordnung von Transportkanälen über ein Gewebe usw.

    Genau deshalb kann man manchmal ein Leckerchen anbieten, muss aber hinsichtlich Verpflegung viel stärker aufpassen, was man langfristig tut. Die Toleranzen sind kleiner und teilweise ganz anders, wenn Du so willst. Mit menschlichen Massstäben darf man da nicht kommen.
    Super Erklärung, vielen Dank hierfür!

  3. #3
    Erfahrener Benutzer Avatar von Jacqueline W.
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    Zitat Zitat von april Beitrag anzeigen
    Zitat Zitat von pc-mausi Beitrag anzeigen
    Mal ehrlich, welche Person achte bei seiner eigenen (!!) Ernährung soooo sehr auf alle Inhaltsstoffe und Nährwerte. Da wär unser Leben auch nicht mehr schön.
    Das ist ein Vergleich, der naheliegt, aber leider gar nicht möglich ist. Denn das Kaninchen ist ein Nahrungsspezialist, es ist seine Evolutions-Überlebensnische. Das ist beim Menschen nicht so.

    Das Kaninchen verdaut schnell. Das hat zur Folge, dass es eine ganze Reihe von Stoffe, z.B. das Calcium, nicht so gut aufnehmen kann. Aus dem Grund verdaut es zweimal, nämlich durch Aufnahme des Blinddarmkots. Diese Konstruktion erst erlaubt es dem Kaninchen, relativ wenig Verdauungsmasse mit sich herum zu schleppen, und deshalb kann es ungeheuer schnell sein und überleben.

    Es teilt sich das Nahrungsangebot mit Pferden und Rehen (im wesentlichen). Es bewältigt das ständige Abschleifen der Zähne durch Nachwachsen (beim Pferd schieben sich die Zahnreserven aus dem Kiefer, bis die Reserve aufgebraucht ist) und braucht deshalb das viele Calcium - einschliesslich des Recyclierens des Calciums, welches als abgeschliffene Materie wieder in der Verdauung landet. Das viele Calcium bringt das Risiko der Verkalkung mit sich.

    Das Kaninchen ist häuslich und ständig auf der Flucht. Es besitzt möglicherweise deshalb die Eigenschaft, sehr viele Pflanzen, die für Pferde (oder Menschen) giftig wären, problemlos verdauuen zu können - wie das Reh übrigens auch.

    Durch die Häuslichkeit ist das Nahrungsangebot vielfältig, aber in seiner Vielfalt berechenbar und wiederkehrend. Es ist handkehrum darauf angewiesen, einen hinsichtlich Inhaltsstoffe und Beschaffenheit halbwegs ähnlichen Mix zu fressen, weil sonst seine Bakterienbevölkerung verhungert oder dahin gerafft wird. Das ist beim Menschen nicht so, weil er die Verdauung selber macht und nicht an Bakterien abgegeben hat. Und deshalb kann der Mensch auch viele Bakterien mit seinem eigenen Immunsystem unter Kontrolle bringen, und das Kaninchen kann gerade das nicht - da wären ja Autoimmunkrankheiten vorprogrammiert.

    Das illustriert, dass das Kaninchen im Grunde ein spezialisiertes Verdauungssystem mit Fell und Knopfaugen ist. Dies hat ganz konkrete Folgen für die Nierenfunktion, den Zellaufbau, die Anordnung von Transportkanälen über ein Gewebe usw.

    Genau deshalb kann man manchmal ein Leckerchen anbieten, muss aber hinsichtlich Verpflegung viel stärker aufpassen, was man langfristig tut. Die Toleranzen sind kleiner und teilweise ganz anders, wenn Du so willst. Mit menschlichen Massstäben darf man da nicht kommen.
    Danke april für die tolle und nachvollziehbare Erklärung

    und genau deswegen halte ich mir hier lieber aus den Fachgespräche raus. Mir fehlt einfach der nötige Background

    Ich habe dann ...eine vermutlich doofe Frage.... die Nährwerte von Gemüse sind ja einfach rauszubekommen, aber von Wiese??? Kräuter (wie Löwenzahn, Wegerich...) ??? gibt es da eine Seite oder ein Bericht, wo man es nachschlagen kann?

  4. #4
    Erfahrener Benutzer
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    Klar:
    http://www.bartagame-info.de/bartaga...rttabelle.html
    und im Buch der Harcourt-Brown findet sich auch noch eine Übersichtsseite, allerdings auf englisch.
    Zwei Franzosen, zwei Schweizer, zwei Holländer, ein Japaner, zwei Loh, zwei Fürsorgefelle und ein "Weideunfall"

  5. #5
    Erfahrener Benutzer Avatar von Jacqueline W.
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    Danke dir!

  6. #6
    Trauert immer noch um ihren kleinen "Merktnix"... Avatar von feiveline
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    Danke @april für die Erläuterung.

    Zitat Zitat von april Beitrag anzeigen
    Kaninchen(...) ein spezialisiertes Verdauungssystem mit Fell und Knopfaugen

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