Ich lasse inzwischen prophylaktisch kastrieren, habe mich neulich erst mit meinem TA darüber unterhalten.
Ich finde die vorherigen Aussagen sehr interessant und will noch mal zusammenfassen:
Fast alle, die gegen prophylaktische Kastras sind, haben davon berichtet, dass ein hoher Prozentsatz bzw. alle ihrer Häsinnen kastriert sind, weil sie ein auffälliges bis sehr auffälliges Verhalten zeigen. Das finde ich schon sehr aussagekräftig, auch wenn man noch nicht sagen kann, dass jedes auffällige Tier gleich auch Krebs bekommt, so scheint mir das Risiko dafür, dass das Tier Auffälligkeiten zeigt, die sein Leben teils massiv beeinträchtigen, doch sehr hoch zu sein. Insofern stellt sich die Frage, wie oft ist eine Kastra im eigentlichen Sinne prophylaktisch?
Erwiesen ist, dass ältere Tiere eine Narkose und auch den Eingriff selber schlechter wegstecken als jüngere. Das hängt sicher mit dem Stoffwechsel zusammen, aber bestimmt auch damit, dass ältere Tiere prozentual häufiger schon andere gesundheitliche Beschwerden haben, die ein Narkoserisiko natürlich erhöhen.
Wenn eine Häsin an der Narkose/der Kastra verstirbt, führen wir dies darauf zurück. Um diese Aussage tatsächlich tätigen zu können, müssten wir sicher ausschließen können, dass nicht Herzfehler, Immunschwäche oder andere Beeinträchtigungen vorgelegen haben, welche eventuell so oder so in absehbarer Zeit zum Tod geführt hätten. Auch dazu hatte ich eine Diskussion mit meinem TA, es ging darum, wie stressempfindlich Kaninchen tatsächlich sind und er war der Meinung, dass im Zweifelsfall für ihn inzwischen eine Narkose sinnvoller und weniger risikoreich ist, als eine umfangreiche Behandlung bei einem sehr gestressten Tier zu machen. Stress scheint für Kaninchen also auch ein erhebliches Problem sein und sie haben nachweislich Stress, wenn sie schwer unter Hormonen stehen.
Und am Ende stellt sich mir die Frage, was ist natürliches Kaninchenverhalten? Kann ich es gut finden, dass ein Kaninchen gestresst ist, rammelt, buddelt und seine Partner nervt, wo sie doch nicht, wie es in der Natur möglich wäre, ausweichen könnten? Würden sie Scheinschwangerschaften und rammeliges Verhalten entwickeln, wenn sie regelmäßig werfen "dürften", wie es in der Natur möglich wäre? Würden meine Tiere freiwillig zusammenleben, wenn sie die Wahl hätten? Egal ob Innen- oder Außenhaltung, mit Natur und Natürlichkeit hat da alles nicht viel zu tun. Insofern finde ich Eingriffe, die ein paar dieser Nachteile aufwiegen, durchaus angemessen.
Natürlich mag es sein, dass mehr Kaninchen an EC oder Verdauungsproblemen sterben, als an Gebärmutterveränderungen. Inzwischen sind aber so viele Häsinnen kastriert, dass man das kaum noch gescheit vergleichen kann. Könnte man Verdauungsproblemen oder EC effektive entgegenwirken (also mehr als durch Ernährung usw.), dann würden die Meisten das sicher auch versuchen. Dummerweise ist es ja in diesen Fällen nicht so einfach. Die Gebärmutter hingegen ist ein durchaus verzichtbares Organ, auch beim Menschen und sie wird gar nicht mal so selten entfernt, da sie eben sehr oft Ärger macht - auch beim Menschen!
Nancy
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