Zitat Zitat von Fellfie Beitrag anzeigen
Da Kohl nur in Maßen und nicht in Massen gefüttert sollte (was bei sog. 'Blättrigem' ja in Ordnung ist), würde ich mal sagen, nein.
Wenn die Kaninchen Kohl gewohnt sind, kann man den genauso in grossen Mengen geben, wie anderes Gemüse auch. Ich geb gerne und viel Kohl, da er durch seinen nennenswerten Gehalt an Eiweiss von der Zusammensetzung her Wiese deutlich ähnlicher ist, als das meiste andere Gemüse. Und da er auch noch günstig ist und er oft aus der Region kommt, halte ich Kohl für ein sehr gutes Winterfutter.


Das heisst jetzt natürlich nicht, dass ich täglich 3/4 der Ration an Kohl gebe, das wäre von der Nährstoffabdeckung wieder zu einseitig, aber es kommt durchaus vor, dass es mal soviel Kohl gibt und das ist für meine kohlgewohnte und kohlvertragende Kaninchen kein Ding. Aufgasen tut da jedenfalls gar nichts, eiweisshaltiges Grünfutter ist nämlich genau das Futter, auf das die Kaninchenverdauung spezialisiert ist.

Kohlblätter sind für mich klar "blättrig".

Aber ich teile Simones Ansicht. Nur Gemüse finde ich auf Dauer und über Monate hinweg zur Ernährung von Kaninchen auch nicht ganz optimal. Denn wenn man sich da die Inhaltstoffe anschaut und man sie mit den Pflanzen vergleicht, die die Wildis fressen, fehlt dem Gemüse doch einiges an Nähr- und sekundären Pflanzenstoffen. Grad der Eiweissgehalt ist in den meisten Gemüsen wirklich sehr tief. Das ist nicht ganz tragisch, da der Kaninchenkörper die meisten Aminosäuren selber herstellen kann und die Blinddarmbakterien ebenfalls einen Beitrag dran leisten, aber doch nicht unerheblich, weil es auch bei Kaninchen vermutlich trotzdem essentielle Aminosäuren gibt, die es über die Nahrung aufnehmen muss und die daher knapp werden können. Und hat der Körper davon zu wenig, kann er nicht mehr alle Stoffe so aufbauen, wie er möchte und gerät aus dem Gleichgewicht... .

Dass Wiese wohl besser als Gemüse ist, zeigt auch die Beobachtung der Kaninchen. Und auch die Kaninchen ziehen viele der Wiesebestandteile dem Gemüse meistens vor, aber auch nicht stur, wenn es mal eine zeitlang nur Wiese gab und ich komme mit Karotten, sind die Karotten plötzlich begehrter, was für mich nicht nur zeigt, dass Wiese von den Kaninchen als besser eingestuft wird, sondern ein weiteres Indiz dafür ist, dass Kaninchen irgendwie bedürfnisorientiert zu fressen scheinen. Sowieso fressen die allermeisten Kaninchen nicht wahllos alle sich hinein, sondern wählen ganz bedacht aus, was sie fressen wollen. Kaninchen wühlen ja oft den ganzen Futterberg um um genau an die Pflanzen oder Stücke zu kommen, die sie grad wollen.

Von dem her ist die ad-libitum-Idee bei der Ernährung von Kaninchen sicher nicht völlig abstrus, sondern naheliegend.

Aber natürlich kann ad-libitum auch keine Wunder vollbringen und führt sicher nicht immer zu einer ausgewogenen Ernährung, wenn alles angebotene Futter z.B. nur noch wenige Vitamine enthält (z.B. weil es gekauftes Gemüse ist, das lange vor dem Verkauf geerntet wurde und daheim nochmals herumlag), kann ad-libitum die fehlenden Stoffe natürlich nicht herzaubern.

Und ob es klappt ist auch Charaktersache der Kaninchen. Wenn ein Kaninchen ständig viel mehr frisst, als es braucht, ist ihm mit einer rationierten Fütterung ziemlich sicher besser gedient.
Jedenfalls sofern die Ration wirklich den Bedüfnissen angepasst ist und da liegt das Problem. So genau wissen, was im Futter drin ist, kann man nicht, dazu schwanken die Inhaltsstoffe von Pflanzen einfach zu stark. Mit der Faustregel "vielfältig" kann man einiges ausgleichen, aber bei der rationiert füttern ist die Gefahr von Mangelzuständen doch einiges höher als wenn man die Kaninchen wählen lässt.

Liebe Grüsse
Lina