Paul ist heute nachmittag gestorben. Ich brauchte keine Entscheidung treffen. Sie ist mir abgenommen worden. Gestern ist mir schon aufgefallen, dass seine Augen dicker waren, beide etwas "herausstanden! Heute morgen waren sie so dick, dass man das Weiße rund um das Auge sah. Ich war total erschrocken, dachte, er hätte Panik und deshalb so große Augen, was man sich halt so alles einredet. Heute hat Pauli dann zum ersten Mal seit Krankheitsbeginn wirklich nichts gefressen, nur ein oder zwei Haferecken. Er war auch sehr sehr ruhig. Als mein Mann nach Hause kam, rief er; komme schnell, die Augen platzen aus dem Kopf! Ich hab so was noch nie gesehen, er saß da, mit Augen, die links und rechts wie Baumstämme rausragten. Ich hab ihn sofort in die Box gesetzt und bin zu meiner TA. Ich wußte genau, dass es jetzt keine Hoffnung mehr gab, dass ich Paul nicht in diesem Zustand lassen dürfte. Die TA hat sich auch erschrocken. Sie kann es sich bei beiden Augen nicht erklären, tippte auf einen Gehirntumor? Wir haben nicht gezögert und sie hat ihm ein Narkosemittel unter die Haut gespritzt. dann habe ich mich mit ihm hingesetzt, immer wieder seinen Namen gesagt und er wurde immer ruhiger, bis er eingeschlafen war. Die Augen schauten immer noch so grotesk heraus. Meine TA hat ihm erst dann das Medikament gegeben, dass zum herzstillstand führt. Ich sitze nun hier vor seinem Gehege mit seinen ganzen vetbeds, seinen Haferleckerli, seinem Spiel, seinem Dill, seinem Häuschen und kann es nicht galuben. mein Bauch tut weh vor Schmerz, ich vermisse ihn so, ich kann es nicht fassen. Die letzten Wochen haben sich nur um ihn gedreht, alles wurde zur nebensache, meine kleine schwarze Meerjungfrau, ich bete, dass du bei deiner Mama Emmy und deiner Schwester Pünkti bist, die dich jetzt wieder umsorgen, wie sie es immer getan haben. Ich weiß, dass du da bist und mich nun hier siehst, wie ich weine und weine. Pauli, ich hoffe, ich habe alles richtig gemacht. Verzeih mir, wenn nicht. Gestern habe ich schon gespürt, dass etwas anders war. Wenn man so intensiv mit einem Tier zusammen ist, spürt man es. ich wußte, dass es so nicht mehr weiterging, ich wußte, dass du nie mehr laufen würdest. Ich hatte vor, dich morgen gehen zu lassen , Pauli. Und nun ist alles so gekommen.

Ich erinnere mich, wie die ganze Sache anfing: Mir ist aufgefallen, dass die Augen von Pauli dicker waren, war mir aber nicht sicher. Dann ging es mit den Beinen los. Ich habe in der Klinik gesagt, dass die Augen anders seien und die TA sagte, das kommt von den Schmerzen wegen der Spondylose. Es hat mit den Augen angefangen und mit den Augen geendet.
Was hatte mein Pauli?

Ich fühle mich so einsam und leer. Aber auch erleichtert, weil ich nicht entscheiden musste.

Danke an alle, die mich hier seelisch unterstützt haben.

Susanne