Liebste Molly,

ein Jahr lang ist es nun her, dass ich die Entscheidung traf, dich zu erlösen. Ein Jahr lang schon habe ich nicht mehr dein weiches Fell gestreichelt, hast du mich nicht mehr das Gesicht abgeschleckt.

Du bist über die Regenbogenbrücke gehoppelt, so still und leise wie du dich in unser Herz geschlichen hast. Als kleines Findelkind hast du unsere Herzen im Sturm erobert. Und immer warst du tapfer, hast dich mit deinem lahmen Lauf arrangiert und unser Leben bereichert.

Molly, nichts ist so wie es war. Wie könnte es auch? Oft denke ich an dich, aber mittlerweile muss ich nicht mehr weinen. Ich kann lächeln. Lächeln und dankbar sein, dass du bei uns warst, dass wir ausgesucht wurden, dich aufzunehmen.

Ich hab dich furchtbar lieb, mein kleines, tapferes Mäuschen.


Erinnerung

Der Morgen weht mit zarten Lüften,
Und spielt mit Gras und Blatt und Blüt',
Und haucht aus tausend süßen Düften
Erinnerung in mein Gemüt.

Wie bald verweht des Lebens Morgen!
Kein Frühling macht uns wieder jung.
Was bleibt uns zwischen Pein und Sorgen
Als du - als du, Erinnerung?

Momente kommen gut und herzlich,
Und man vergißt das schlimme Jahr,
Ach, man gedenkt entzückend-schmerzlich
Der Stunden, die man glücklich war.

Das Leben ist ein Kranz von Blüten,
Tief zwischen Dornen eingewebt,
Nur die erringen, die sich mühten,
Nur wer geweint hat, hat gelebt.

Ernst Freiherr von Feuchtersleben


Ein kleines Abschiedslied:
http://youtu.be/9kENJm15zPU