Zitat Zitat von Nancy Beitrag anzeigen
Diese Dame hat nun berichtet, dass Kaninchen Weizen bekommen sollten, da dies günstig für die Verdauung wäre. Er hat erzählt, dass das den Säurehaushalt positiv beeinflussen würde. Könnt ihr das irgendwie nachvollziehen?
Ich bin mir nicht sicher . Vielen Verdauungsproblemen geht ein Anstieg des ph-Wertes im Darm voraus (Krankheitserreger finden sowas klasse). Je seltener der Verdauungstrakt durchgespült wird – also je länger das Futter jetzt beispielsweise im Blinddarm "lagert" – desto eher verändert sich durch die Gärprozesse das Darmklima. Daher ist das Ansäuern (bzw. genau genommen das Beibehalten des natürlichen) des ph-Wertes für Futtermittelhersteller ein wichtiges Thema. Insbesondere deshalb, weil Trockenfuttermittel ohne ständigen, "durchspülenden" Nachschub sehr schnell sättigen. Manchmal wird z.B. auch dazu geraten, das Trinkwasser anzusäuern, um die Darmflora zu regulieren.

Wenn ein Kaninchen nun mit verhältnismäßig zu wenig Stärke gefüttert wird, kommt es zu einem Anstieg des ph-Wertes im Blinddarm:

MORISSE et al (1985) beschreiben die Gefahr von Durchfällen durch eine Ration mit viel Faser und wenig Stärke. Ein reichliches Angebot an fermentierbaren Kohlenhydraten bewirkt, wie auch von HERRMANN (1989) beobachtet, durch die Bildung flüchtiger Fettsäuren eine Absenkung des pH-Wertes im Caecum. Diese wiederum führt dazu, daß sich Clostridien nicht vermehren können. Wird nun mehr unverdauliche Faser und weniger Stärke mit dem Futter aufgenommen, steigt der pH-Wert im Blinddarm und auch der Gehalt an Ammoniak, da die bakterielle N-Fixierung (Bildung von Bakterienprotein) zurückgeht. Die Milieubedingungen sind somit ungünstiger für die normale Flora, und Clostridien können sich gut vermehren. Weiterhin können zu hohe Gehalte an unverdaulicher Faser eine Anschoppung im Blinddarm bewirken (CHEEKE 1983).
(Wenger 1997)

Ich würde jetzt vermuten, dass die Empfehlung u.a. daher rührt. Warum man sich dann allerdings beim Getreide ausgerechnet für den Weizen mit hohen Kleberanteilen entscheidet, weiß ich nicht. Weizen ist gut beschaffbar, sehr energiereich (Stärke, Eiweiß...) und unter dem Getreide mit am günstigsten. Weizenkleie ist z.B. ein Nebenprodukt der Mehlherstellung, und damit ein super günstiges "Abfallprodukt", dessen sich viele Futtermittelhersteller bedienen.

Vielleicht hat die Aussage ja aber auch noch einen ganz anderen Hintergrund – weiß jemand mehr darüber?