Ich kann nicht mehr sehn, trau nicht mehr meinen Augen,
kann kaum noch glauben – Gefühle haben sich gedreht.
Ich bin viel zu träge um aufzugeben.
Es wär auch zu früh, weil immer was geht.

Wir waren verschwor’n, wärn füreinander gestorben,
hab’n den Regen gebogen, uns Vertrauen geliehn.
Wir haben versucht, auf der Schussfahrt zu wenden.
Nichts war zu spät, aber vieles zu früh.

Wir haben uns geschoben durch alle Gezeiten,
haben uns verzettelt, uns verzweifelt geliebt.
Wir haben die Wahrheit so gut es ging verlogen.
Es war ein Stück vom Himmel, dass es dich gibt.

Den Film getanzt in einem silbernen Raum.
Vom goldnen Balkon die Unendlichkeit bestaunt.
Heillos versunken, trunken, und alles war erlaubt.
Zusammen im Zeitraffer. Mittsommernachtstraum.



Liebe Molly,

es ist nun schon drei Monate und acht Tage her, dass du uns verlassen musstest.
Und so richtig glauben kann ich es immer noch nicht. Es ist immer noch schwer, dich zu Hause nicht mehr zu sehen, nicht mehr zu streicheln, zu wissen, dass du mich nie wieder mit deinen wachen Augen ansehen wirst.
Ich weiß, wir haben alles gegeben, du und ich. Wir haben es mit Reha versucht, wir haben deinen Hintern gewaschen. Wir trafen vor anderthalb Jahren die Entscheidung, dein Bein nicht abnehmen zu lassen. Vielleicht war das falsch - aber wer kann das sicher sagen?
Ich werde nie vergessen, wie du ankamst, nass und zittrig und wie du langsam aber sicher die Chefin im Haus geworden bist. Jeden hast du um den Finger gewickelt, selbst mein Vater hat nie auch nur einen Ton des Ärgers gesagt - nun, er hatte dich ja auch gefunden, nicht wahr?
Ach Molly... Manchmal sind die Tage trostlos ohne dich. Aber du hast mir so viel geschenkt, dass mich die Erinnerung immer wieder aufbaut...

Du hast jeden Raum mit Sonne geflutet,
hast jeden Verdruss ins Gegenteil verkehrt.
Nordisch nobel – deine sanftmütige Güte,
dein unbändiger Stolz …. Das Leben ist nicht fair.

Dein sicherer Gang, deine wahren Gedichte,
deine heitere Würde, dein unerschütterliches Geschick.
Du hast der Fügung deine Stirn geboten.
Hast ihn nie verraten deinen Plan vom Glück,
deinen Plan vom Glück.


Die Welt ist ohne dich leerer, das wird sich nie ändern, meine kleine Kämpferin. So tapfer warst du, von Anfang an. Und dennoch so lieb und gutmütig, dass man gar nicht anders konnte, als dich zu lieben.
So viele Jahre hätte ich dir noch gegönnt und doch sollte es nicht sein.

Mein Liebling, ich weiß, du wolltest nicht gehen. Ich konnte es in deinen Augen sehen, Verständnis zwar für deine Lage, aber dieser Wille, zu bleiben. Du hast gewusst, dass es nicht mehr ging aber zeitgleich doch noch so sehr leben wollen...

Es ist mir so schwer gefallen, es zu entscheiden.

Ich gehe nicht weg, hab meine Frist verlängert.
Neue Zeitreise, offene Welt.
Habe dich sicher in meiner Seele.
Ich trag dich bei mir, bis der Vorhang fällt.
Ich trag dich bei mir, bis der Vorhang fällt …


Ich weiß, es geht dir gut, da, wo du jetzt bist. Du kannst wieder hoppeln und hast viele Freunde, die mit dir spielen. Pass auf dich auf, kleine Maus. Ich trag dich bei mir, bis der Vorhäng fällt und wir uns wiedersehen.

Mit Liebe
Karina

(Text von Herbert Grönemeyer - Der Weg)