Kleiner Spatz,
der 14. November 2009 war auch ein so trüber Tag wie der heutige, grau, nass, windig - als für dich der große Tag des Umzugs war.
Als wäre es heute erst gewesen, du kleines Etwas in Nadines Bad, scheu und gleichzeitig neugierig. Mein Herz hattest du sofort erobert, ob es bei Rapunzel auch so sein würde, wusste niemand.
Während der Fahrt von Hannover nach Dortmund wagtest du kaum zu atmen, nur manchmal war ein kleines Geräusch in der TB zu hören. Hier angekommen - ein großer See im Bad war deine erste Amtshandlung. Du warst von Beginn an neugierig, Streicheleinheiten waren gern gesehen und der Gemüseteller war immer voll > irgendwie konntest du das nicht glauben und manchmal ist das auch heute noch so.
Alles schien in Ordnung zu sein, doch der Schein trügte und eine lange schmerzvolle Zeit begann. Während der 1. Zusammenführung mit Rapunzel - die relativ gut verlief - änderte sich dein Fressverhalten, plötzlich konntest du feste Sachen nicht mehr kauen, später ging auch Geraspeltes nicht mehr, hattest Schmerzen und warst unglücklich.
Der Besuch beim TA brachte Ernüchterung, Erschrecken und auch Wut auf die vorherigen Besitzer und TÄ, dass du mit diesen Zähnchen überhaupt noch am Leben warst, grenzte an ein Wunder. Viele Zahnbehandlungen musstest du ertragen, viele Schmerzen erleiden und zig Medikamente bekommen, da auch dein Bauch ständige Probleme machte. Die Schmerzen ließen dich nicht fressen, alles tat dir weh und trotzdem hast du das Füttern, die Medikamentengabe geduldig & dankbar ertragen. Du warst dankbar für jedes Schälchen Brei, für jede Streicheleinheit und Liebesbekundung.
Rapunzel stand dir zur Seite und du brachtest ihr bei, was Kaninisch ist - denn davon hatte sie absolut keine Ahnung. Für sie warst du ein Kuscheltier, das zur Seite gebuddelt werden konnte, auf das man sich fallen lässt > Kuscheltiere bewegen sich ja nicht. All das hast du geduldig "ertragen", mit Sanftmut, Geduld & Liebe. Rapunzel hat es dir nicht leicht gemacht, war sie doch durch ihre eigene Krankheit gehandicapt und verhaltensgestört. Und dann kam der Tag, an dem ich euch trennen musste - Rapunzel hatte dir viele Wunden zugefügt, dich nur noch gejagt und gebissen, nicht böswillig - sie konnte nicht anders, in ihrem Kopf war ein Teufelchen am Werk und machte mit ihr blöde Sachen.
Zu diesem Zeitpunkt wurden deine Zahnprobleme wieder ganz schlimm, die Schmerzen heftig und du musstest deine Schneidezähne hergeben, wurdest ein Lutscher. Das Röntgenbild zeigte, dass sich die Probleme innerhalb nur weniger Wochen massivst verschlechtert hatten, zum Teil sind kaum noch Kieferknochen vorhanden und dein Gebiss ist eine tickende Zeitbombe bis zum Ausbruch von Abszessen. Mit dieser erneuten Verschlechterung war eine Vermittlung endgültig ausgeschlossen und ich stand zum zweiten Mal nacheinander vor der Situation, vollkommen ungeplant einen Gandenhofstatus zu beantragen.
Es dauerte noch eine ganze Weile, bis ich dich und Rapunzel wieder vereinen konnte; bei Rapunzel hatte sich eine weitere Erkrankung herausgestellt, doch mit den entsprechenden Medikamenten konnte das Teufelchen in ihrem Kopf vertrieben werden.
Die zweite Zusammenführung verlief komplett anders, du wohntest im Klo und Rapunzel davor, sie ließ sich von dir mit Schleckeinheiten verwöhnen - aber wehe, du hast das Klo verlassen, auf dich mit "Gebrüll". Nach 3 Tagen ging es zusammen in das Gehege, die erste Nacht flogen nur die Fetzen und mir das Einstreu um die Ohren. Auch hier warst du geduldig und vor allem flink, was Rapunzel total irritierte. Und ihr 2 gehört zusammen, ein so ungleiches Paar und ich hätte nicht gedacht, dass es so sein würde.
Und auch dir ging es stetig besser, in der Zwischenzeit bist du ein Kaninchen geworden, hast endlich dein richtiges Gewicht und die Zähne haben sich etwas beruhigt, Bauchprobleme wirst du leider immer haben, das E.c. leider auch. Du bist frech und aufmüpfig geworden, aber auch mutig - denn will Rapunzel an deine Brei, brummst du sie manchmal ganz leise an. Den TA wirst du nie mögen, aber wer mag den schon ...
Kleiner Beethoven - es war kein leichtes Jahr, ich habe viele, viele Tränen geweint und oft um dein Leben gebangt, denn oft schien es, als würdest du aufgeben. Doch du bist ein Kämpfer, du hattest dem jahrelangen Hunger die Stirn geboten und wurdest auf die letzte Sekunde gerettet. Du hast mir in manchen Dingen den Spiegel vorgehalten und mich dadurch auf so manche Wege gebracht, die ich so sehr gescheut habe > aus Angst u.v.a.m.
Ich hoffe so sehr, dass du mit Rapunzel noch lange glücklich sein kannst, ich werde dir immer zur Seite stehen, egal was ist.
Ich möchte mich bei Nadine bedanken, die auf Beethoven und seine Kinder aufmerksam wurde und ihnen zu einem neuen Leben verhalf, leider kam für die Partnerin und Mutter der Kinder die Hilfe zu spät, ihr hatte man den Hals umgedreht.
Danke auch an den KS und den Vorstand, dass ihr auch Beethoven den Gandenhofstatus gewährt habt und für all seine TA-Kosten aufkommt. Und danke für das Vertrauen in mich als Pflegestelle, dass ich mich um diese 2 Wackelnasen kümmern darf.
Danke an alle Paten - die uns unterstützen und am Leben von Beethoven teilnehmen, mit uns bangen und sich auch freuen.
Kleiner Spatz - danke für dein Vertrauen und deine Liebe mir gegenüber, auch wenn ich dich immer wieder mit Medikamenten und TA-Besuchen ärgern muss.
Du hast mir - wie Rapunzel auch - immer wieder gezeigt, dass sich kämpfen lohnt, so ausweglos manche Situation auch sein mag.
Ich hab dich lieb, großer kleiner Beethoven
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