Sam Nugget ist gegangen.
Gestern am frühen Vormittag ist er in meinen Armen auf dem Weg zur Tierärztin eingeschlafen.
Liebster Sam,
so viel haben wir miteinander durchgemacht, so gern hätten wir noch vieles mit dir zusammen erlebt
- es sollte nicht sein.
Als du am 24. Januar 2008 zu uns kamst, hattest du eine dicke Backe: Abszess am Unterkiefer.
Der Kaninchenschutz e.V. nahm dich unter seine Fittiche und so konntest du gleich am 29.01. das erste Mal operiert werden, danach machte ich die ersten Bilder, das war eines der ersten Fotos von dir:
Deine Abszesswunde angeschwollen verstecktest du dich sicherheitshalber unter dem Stall.
Aber dein Futter hast du genossen!
"ups"
Auch wenn du mit Futterschalen am Anfang nichts anfangen konntest.
Viele, viele Monate musstest du täglich auf den Behandlungstisch
deine Wunden spülen lassen und Medikamente nehmen.
Zwei Mal wöchentlich zur Tierärztin, Fahrten von 200 km jeweils Hin- und Rückfahrt.
Doch du warst ein so fröhlicher munterer Kerl trotz allem
so dass wir nicht aufgeben wollten.
Immer, wenn wir dachten, jetzt wird es besser,
kam noch was hinzu:
Ein Abszess hinter dem linken Auge, dein Auge trag hervor.
Das Auge musste am 15.02.2008 entfernt werden.
Aber es gab schon immer liebe Menschen,
die dein Schicksal begleiteten und dir deine heiß geliebten Pakete
mit vielen tollen Sachen schickten:
Wie sehr du es immer genossen hast, Pakete auszupacken und es kamen viele.
Dann folgte der Umzug in eine neue Umgebung:
Du wurdest zum Küchenkaninchen!
Ein wenig suspekt war dir das schon am Anfang, aber vielleicht hast du auch die Vorteile,
die dies mit sich bringt, mit der Zeit erkannt.
Schnell hast du dir Lieblingsorte gesucht:
Nicht mehr so allein in einem Zimmer und auf einem weichen Kissen
konnte die Genesung voranschreiten.
Du bekamst eine wunderhübsche Häsin an deine Seite,
du warst von Anfang an begeistert von unserer Lucy
und standest ihr in ihrer schwersten Zeit bis zum Ende liebevoll zur Seite.
Dann warst du wieder allein, mit Knöpfchen wolltest du dich partout nicht anfreunden
und so überlegten wir, was wir mit dir einsamen Witwer anfangen.
Es folgte ein Zusammenführungsversuch mit unseren Großen
und du warst begeistert von Pepper, hier dein 'Werbungstanz" mit ihr:
Und Ausdruck deiner Begeisterung
(alle lieben Pepper...)
Leider wolltest du die weiteren, dazu kommenden Kaninchen: Caspar, Rübe und Salt, nicht mehr akzeptieren.
Es waren zu viele, du hattest sichtbar Angst:
Nachdem du 5 Stunden auf einem Fleck gehockt hattest,
nicht gefressen, nicht getrunken, nicht bewegt,
obwohl die anderen (außer Salt, die Mistmaus) dich in Ruhe ließen,
brachen wir den Versuch ab.
Wir hatten mittlerweile noch ein einsames Kaninchen:
Tess, die als Partnerin für das kleine Knöpfchen zu uns kam, war Witwe geworden.
Ihr ward nicht von Anfang an ein Herz und eine Seele, es war anders,
als mit Lucy oder Pepper,
aber sie wurde dir eine liebe Freundin:
Endlich gesund entwickeltest du so deine Eigenheiten.
Eine davon war deine extrem ausgeprägte Vorliebe für Spitzwegerich.
Um an diesen zu kommen, scheutest du keine Mühen,
auch über's Forum schicktest du deine Botschaft:
Das war schon manchmal peinlich
Und du hattest Erfolg damit,
ein Brief traf postwendend ein:
Endlich hattest du ihn wieder, deinen geliebten Spitzwegerich.
Spitzwegerich war dein Heuersatz,
nach einer der vielen Operationen hattest du kein Heu mehr kauen können, aber Spitzwegerich ging gut runter.
Beim Gemüseputzen in der Küche
warst du immer mit dabei
Und staubtest so einiges zusätzlich ab
Aber wer konnte dir schon widerstehen?
Ich werde das so vermissen, kein Sam mehr in der Küche,
dem ich bei der Vorbereitung der Gemüseschalen was zustecke,
kein Sam mehr, der mich anbettelt.
Es gab viele Orte, die du mochtest,
einer davon war das Bett
wo du nur selten sein dürftest.
Noch letzten Freitag bist du auf das Bett gesprungen und wir haben geschmust.
Weil du Matratzen so sehr liebtest, haben wir dir eine eigene
kleine Matratze gekauft, du hast es genossen:
Es war zwar nur fast genau einen Monat, aber immerhin, sie war dein.
Mein süßer, herzallerliebster Sam,
nie konnte es schnell genug gehen mit dem Futter,
du standest an deinem Fressplatz so lange auf den Hinterpfoten
bis endlich was rübergewachsen kam.
Nur in den letzten Monaten schmeckte dir dein Gemüse immer weniger
wenn du dein Frischfutter schon nicht mehr gegessen hast, wusste ich, da stimmt was nicht.
Immer weniger hast du gefressen, wir suchten verzweifelt nach einer Ursache.
Eine wurde gefunden: Dein verbliebenes Auge hatte einen grünen Star.
Wir behandelten mit Tropfen, es wurde besser, es wurde wieder schlechter.
Seit August hattest du immer wieder Probleme, Schmerzen, Aufgasungen.
Gute Zeiten wechselten immer häufiger mit schlechten Zeiten.
Wir behandelten, fütterten zu, waren bei Tierärzten,
zuletzt letzten Donnerstag, erst bei der Augenärztin, wo festgestellt wurde, dass sich dein Augeninnendruck nicht so sehr verschlechtert hat,
aber du warst inzwischen vollständig blind.
So ganz gut bist du mit deiner Blindheit nicht zurecht gekommen.
Es gab viel Unsicherheiten, zwar bist du deine Teppichwege entlanggehoppelt,
aber oft standest du orientierungslos und verunsichert herum,
besonders, nachdem du geschlafen hattest.
Wir waren am letzten Donnerstag anschließend noch bei der Dr. E., die dich von Anfang an behandelt hatte. Sie stellte fest, dass dir Zähne nachgewachsen sind dort, wo keine mehr sein sollten.
War das die Ursache, die dich mit aus der Bahn geworfen hat?
Wir werden es nie mehr erfahren, den Termin am Freitag zur erneuten Zahn-OP brauchst du nicht mehr, ebenso wird dein Auge, nutzlos und nur noch ein Quell von Schmerzen, nicht mehr entfernt werden.
Mein Sam, mein Goldschatz, du warst Freitag und Samstag noch so gut drauf,
hast wieder gefressen, bist angekommen, hast gebettelt wie eh und jeh
und am Sonntag nichts mehr,
vollständige Futterverweigerung.
Das Päppeln und die Medikamentengabe war eine Qual,
du wolltest nicht mehr und zeigtest das deutlich,
binnen einen Tages wurdest du unendlich schwach,
bist ausgerutscht beim Sprung aus der Klokiste und kamst ohne Hilfe nicht mehr hoch.
Ich verbrachte die Nacht an deiner Seite, du warst schon wie weggedämmert.
Auf dem Weg zum Tierarzt hielt ich dich in meinen Armen, immer weniger wurde dein Atem, du holtst noch einmal tief Luft, seufztest, strecktest dich ganz lang aus und dein Köpfchen, eben noch schwer in meiner Armbeuge, wurde ganz leicht
- Sam war gegangen.
Leb wohl, liebster Schatz
Es bleibt neben der unendlichen Trauer die Ungewissheit zurück:
Hätten wir noch mehr machen sollen?
Hätten wir dich zum Xten Mal ins Leben zurück holen sollen?
Ein Leben, welches weitere Operationen an deinen Zähnen und den Verlust deines verbliebenen Auges zur Folge gehabt hätte, wieder Schmerzen und das in völliger Dunkelheit.
Ich glaube, du hast gewählt, wo wir nicht wählen wollten
und deinen letzten Weg angetreten, in meinen Armen, mein Schatz.
Trotzdem ist der Schmerz riesengroß
und mir bleibt nur die Hoffnung,
dass du die zwei Jahre bei uns neben all der vielen Schmerzen
auch genießen konntest
zuletzt lange an der Seite von Tess,
die dich immer so hingebungsvoll geputzt hast und dich nun vermisst.
Sie wollte nie fressen, wenn du nicht gefressen hast und nun muss ich mir neben der Trauer um dich Sorgen um sie machen.
Samischatz, schick ihr einen Gedanken, von Kaninchen zu Kaninchen, dass sie ordentlich reinhauen soll, das Leben geht weiter und auch für sie wird sich wieder was finden.
Ach Sam, du warst ein Ausnahmekaninchen,
ich vermisse dich so sehr
Leb wohl, Sam Nugget, du hast uns viel Arbeit und noch mehr Freude bereitet.
Hab es gut, wo immer du jetzt auch bist.
Vielen, vielen Dank an alle, die Sams Schicksal aufmerksam begleitet haben,
die ihr ihn immer wieder reich beschenkt habt.
Danke euch Paten, die Sam unterstützt haben, oft über den reinen Patenschaftsbeitrag hinaus, obwohl ich nicht die fleißigste Schreiberin war.
Danke dem Kaninchenschutz e.V., der Sam als Pflegefell und dann als Gnadenhofkaninchen finanziell unterstützt hat.
Ohne euch wäre es nicht gegangen!
Es wird noch letzte Geschichten von Sam geben, da ich noch einige Fotos von ihm habe, die ihr noch nicht kennt.
Leider enden hier die Geschichten von und mit Sam Nugget,
aber in meinem und in Burkhards und ich denke, auch in den Herzen vieler anderer, wird er fest verankert bleiben.
Sam, Sam Nugget
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