Lieber Mister X,
du kamst im Februar aus einer Wohnung, die du dir mit 122 anderen Kaninchen teilen musstest. Weil du blind und krank warst, wurdest du dort leider sehr gemobbt und gebissen. Umso größer war die Freude, als Tierschützer kamen und dich und die ganzen anderen Kaninchen mitnahmen.
Du kamst kurz ins Tierheim und von dort aus zu mir in Pflege.
Ich habe dich sofort in mein Herz geschlossen, du warst ein Kaninchen, was einfach nur lieb und herzig war. Du nahmst deine ganzen Medikamente ohne dich dagegen zu wehren an und hast mich zum Dank, dass ich dir helfe, abgeleckt. Wir hatten uns beide sehr, sehr lieb.
Über jegliches Futter, welches ich dir brachte, hast du dich sehr gefreut, du hast nie auch nur einen Krümel liegen lassen.
Im Tierheim war auch noch ein Mädel, die Strudel. Es ging ihr auch nicht gut und so kam sie auch her. Sie sollte deine Freundin werden.
Für euch beide bauten wir ein schönes Gehege, damit ihr Platz habt und darin ein schönes, gemeinsames Leben führen könnt.
Erst letzte Woche war es dann endlich soweit, ihr beiden durftet euch kennen lernen. Strudel hat dich auch sofort in ihr Herz geschlossen, und das zeigte sie dir auch unentwegt.
Du mochtest deine neue Freundin auch, bist in deinen letzten Tagen oft zu ihr kuscheln gekommen. Ihr wärt ein ein Traumpaar geworden.
Doch so sollte es nicht kommen.
Gestern Morgen, als ich nach dir und Strudel schaute, schien alles wie immer zu sein. Ihr lagt da und habt geschlafen. Wie jeden Morgen. Also ging ich wieder raus.
Ich machte mich fertig, um für euch pflücken zu gehen.
Als ich euch die frische Wiese ins Gehege legte, und du nicht wie sonst aufsprangst, wusste ich sofort, dass etwas nicht stimmt. Mein erster Griff ging sofort zu deinem Bauch. Er war im Bereich des Magens steinhart in einem Ausmaß, wie ich es noch nie gefühlt habe.
Wir rasten sofort zu meiner Tierärztin, die mit Infusionen und Spritzen, mit Wärme und sanften Massagen versuchte, dich wieder auf die Beine zu bekommen. Dein Kreislauf war so dermaßen unten, dass du nur noch liegen konntest.
Dein kleiner Körper nahm leider nichts mehr an, auch die Wärme nicht. Deine Temperatur wollte einfach nicht mehr über 35 Grad steigen. Ich versuchte dich zu ermutigen, durchzuhalten, ich flehte dich weinend an, es zu schaffen.
Und dann musste ich weg, um zur Arbeit zu fahren. Du solltest bei meiner Tierärztin bleiben, sie hätte dich mit nach Hause genommen, um bis zum nächsten Morgen für dich da zu sein.
Doch dein kleiner, kranker Körper war zu schwach. Du hast den Kampf gegen die Magenüberladung verloren. Ich bekam um 15:30 Uhr die Nachricht, dass du gestorben bist. Alles in mir brach zusammen.
Mein kleiner Schatz, ich hoffe, du hast gespürt, wie sehr ich dich geliebt habe. Und ich hoffe, dass du mich nie vergessen wirst und da oben auf mich wartest. Ich habe alles versucht, um dir zu zeigen, dass das Leben auch schön sein kann. Ich hoffe, du hast dich bei mir wohlgefühlt.
Ich liebe dich. Und ich werde dich immer in meinem Herzen verwahren, denn ein Teil meines Herzens gehört dir.
Nun mach es gut, mein Schatz, und lauf schnell über die Regenbogenbrücke. Man wartet dort auf dich.
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