Bonnie, verstorben am 18.9.2007
Im Februar holten wir Dich zusammen mit Clyde aus dem Tierheim in Darmstadt. Schon vom ersten Tag mit euch war bei uns das Chaos eingekehrt. Damals nannten sie euch noch Mister und Master, weil sie dachten, daß ihr beide Böckchen seid. Erst als wir euch kastrieren lassen wollten, fiel ihnen ihr Irrtum auf.
Gemeinsam mit Clyde hast Du jede Nacht Pläne gemacht, wie Du die Weltherrschaft übernehmen könntest, oder wenigstens aus dem Gehege ausbrechen. Irgendwann hattest Du die große Schlacht mit uns gewonnen und wir ließen euch frei herum laufen und das Gelände erkunden. Ab und zu brachten wir euch zur Oma in den großen Garten... so viele Blumen, so viel Gras, so viel frische Luft... viel besser als im Winter im kalten Wald, wo ihr gefunden wurdet.
Doch dann wurdest Du krank. Du wolltest nicht mehr fressen, und man konnte deinem kleinen Gesicht die Schmerzen ansehen, die Du beim Kot lassen gehabt haben musstest. Wochen, nein eigentlich sogar Monate dokterte die inkopetente Ärztin an dir herum, probierte dies, vermutete jenes. Verschlampte sogar eine Kotprobe. Und erst der neue Tierarzt, den wir dann suchten, machte das, was eigentlich das erste hätte gewesen sein müssen, was es zu tun gab: ein Röntgenbild von dir.
Daß man dich dafür sogar betäuben musste, passte ins Bild. Du warst eine Kämpferin, du hast dir nie etwas gefallen lassen. Und es ist unglaublich, wieviel Kraft in deinem kleinen, zierlichen und seinerzeit auch eingefallenen Körper steckte.
Man fand dann endlich heraus was Du hattest. Es wusste zwar immer noch niemand, woher diese "feinschaumige Gärung" in deinem Darm kam, aber mit zwei Mittelchen, die wir dir verabreichten wurde es zusehends besser.
Ob Du uns eigentlich jemals verziehen hast, daß wir Dich immer gezwungen haben, die Medizin zu nehmen? Schließlich wusstest Du ja gar nicht, wie dir geschieht...
Als wäre das noch nicht genug gewesen, fügst Du dir selbst auch noch eine Schnittwunde zu, weil Du ja unbedingt schauen musstest, was in dem Glas auf dem Wohnzimmertisch war, das wir ein einziges Mal vergessen hatten weg zu räumen.
Und auch da zeigte sich dein Kämpferherz! Dreimal mußte der Arzt dich betäuben, weil Du immer wieder aufgewacht warst. Und kaum war alles vorbei, randalierst Du in deiner Transportbox!
Wie oft müssen wir daran denken, wie Du die kleinen Träubchen direkt aus unserer Hand gefressen hast, Dich auf die Apfelringe gestürzt hast und wir so dankbar waren, daß Du die ganz normalen Trockenfutterkringel als Leckerli akzeptierst :-)
Und dann immer diese damenhafte Haltung - Du warst echt eine kleine Lady!
Endlich war alles gut. Die kleine Bonnie war gesund, frass und hüpfte wieder fröhlich umher... da fängst Du aus heiterem Himmel an, deinen Freund Clyde zu piesacken. Du kratztest ihn und überall hatte er kleine Bisswunden von dir. Wäre er nicht so ein gutmütiger Hase und hätte dir mal Contra gegeben, hättest Du vielleicht damit aufgehört?
Wir wussten nicht mehr weiter und alle die wir fragten, rieten uns dazu, Dich kastrieren zu lassen. Wir zögerten lange, noch dazu weil wir eigentlich einen gebuchten Urlaub vor uns hatten. Aber der Tierarzt versicherte uns, es sei kein Problem und die Nachsorge könne auch genauso gut von unseren Eltern übernommen werden, wo ihr während des Urlaubs untergebracht sein solltet.
Zunächst schien, daß alles gut gegangen sei... auch bei der Nachuntersuchung am nächsten Tag schien alles gut zu verlaufen... doch dann... schliefst Du einfach ein.
War es alles zuviel? Die fremde Umgebung? Der Käfig nach der OP? Die fremden Menschen? Ausgerechnet da waren wir nicht da? Erst schicken wir Dich unters Messer, und dann sind wir nicht bei dir? Fühltest Du Dich so verlassen, daß dein kleines Kämpferherz keine Kraft mehr hatte nach all den Monaten der Schmerzen? Und warum haben wir uns überhaupt dazu überreden lassen?
Hast Du uns verlassen, weil Du dachtest, wir hätten Dich verlassen?
Wir sind traurig und zornig auf uns selbst... hoffentlich verzeihst Du uns, dort wo Du jetzt bist...
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