Ich möchte Euch die traurige Geschichte vom erst dreijährigen Bunnyman erzählen, den ich kerngesund zur Urlaubsbetreuung gegeben habe und nun nie wieder in meinem Armen halten kann.
Bunnyman und Daisy wurden vom Kaninchenschutz vergesellschaftet und waren seitdem unzertrennlich. Die beiden machten mich einfach nur glücklich und ich habe alles getan, damit auch sie glücklich sind. Leider litt Daisy an einer angeboreren Stoffwechselstörung, die Tierärzte konnten nur wenig helfen, daher wandte ich mich an eine Tierheilpraktikerin; dort hatte ich auch den zweiwöchigen Betreuungsplatz für sie gebucht. Am 4. Julii verstarb Daisy dann plötzlich. Am 5. war ich noch gelähmt vor Trauer, Bunnyman war verstört und suchte sie überall, aber zumindest fraß er noch. Einen Tag später beschloss ich dann den eigentlichen Betreuungsplatz abzusagen, er wäre für ein Kaninchenpaar okay gewesen, aber Bunny brauchte nun einen Platz wo er viel menschliche Wärme und Artgenossen hatte, die ihn trösten und ablenken konnten. Da wir schon am 8. Juli die vor ewigen Zeiten gebuchten Flugreise antreten würden, eilte die Zeit sehr. So meldete ich mich in einem großen Internetportal an, suchte dort nach Tierbetreuuern und gab gleichzeitig noch ein Gesuch auf. Mir war es wichtig, dass er möglichst in seinem zweistöckigen 1,50 m Käfig bleiben konnte, damit er noch etwas von seiner vertrauten Umgebung hat, viel Auslauf und Liebe bekommt. Es meldete sich dann u.a. eine gelernte Tierarzthelferin, ein "geprüftes Mitglied" des Portals, die ständig Kaninchen zur Betreuung hat und mir versprach, besondere Rücksicht auf seine Belange zu nehmen. Sie war mir sehr sympathisch , konnte auch den Käfig abholen, der einzigste Wermutstropfen war, dass die Tiere auf ihrem riesigen Balkon untergebracht sind, abends zur Hoppel- und Schmusestunde und bei Gewitter jedoch reingeholt werden. Dienstag abend fuhren mein Mann und ich dann noch mit dem armen Bunnyman nach Duisburg um die Backenzähne abschleifen zu lassen, doch auch das hat er tapfer überstanden. Donnerstag mittag, eine Stunde bevor wir zum Flughafen mußten, wurde Bunnyman dann von ihr abgeholt. Mir zerriss es fast das Herz, am liebsten hätte ich meiner Familie gesagt, sie sollen alleine in den Urlaub fliegen. Doch die Betreuerin tröstete mich und sagte, ich könne ihr vertrauen, sie würde gut zu ihm sein. Ich gab ihr einen riesigen Berg Verpflegung für Bunnyman mit, Leckerchen (egal, wenn er zugenommen hätte, Hauptsache es geht ihm gut) und Bachblütenglobulis für seine Psyche. Drei Tage später rief ich sie dann aus Spanien an und sie teilte mir mit, dass es ihm gut gehe. Die freilaufenden Häsinnen hätten ihn leider nicht akzeptiert, so dass er weiterhin in seinem Käfig sei und halt abends Auslauf hätte, aber er würde fressen und es sei alles in Ordnung.
Ich war beruhigt, es ging ihm einigermaßen gut und sobald ich wieder zuhause wäre, hätte ich ihm ein neues Kaninchenmädchen besorgt.
Vier Tage später klingelt morgens mein Handy und die Betreuerin teilt mir mit, dass sie Bunnyman tot in seinem Käfig aufgefunden hätte. Sie fragte mich, ob ich ihn wiederhaben wolle, dann würde sie ihn bei ihrem ehem. Chef einfrieren lassen. Ausserdem könne sie ja den (150 € teuren) Käfig behalten, dann wären meine Erinnerungen an ihn nicht so schmerzhaft. Ihr könnt Euch vorstellen, dass ich nur noch geheult habe. Ich teilte ihr dann stammelnd mit, dass ich sie mittags anrufen würde, um ihr meine Entscheidung mitzuteilen.
Bevor ich jedoch dazu kam, klingelte drei Stunden später wieder das Handy und die Betreuerin sagte, es wären jetzt Maden an ihm, sie müsste ihn jetzt zur Entsorgung zu ihrem ehem. Chef bringen. Dann fragte sie mich wieder, was denn mit dem Käfig sei, ob sie den haben könnte. Ich saß vor Weinkrämpfen geschüttelt an einer spanischen Promenade und sagte ihr, dass ich den wiederhaben möchte, da ich evtl. irgendwann wieder Tiere halten möchte. Vier Tage später (ich war mittlerweile bei einem spanischen Arzt, der mir Valium verschrieben habe, weil ich weder essen noch schlafen und nur noch weinen konnte) erhielt ich eine SMS. Ob ich ihr den Käfig überlassen würde, sie könnte den wirklich gut gebrauchen und würde mir auch etwas dafür geben. Dieses Verhalten war ja so pietätslos, dass es mich sprachlos machte. Des einen Freud ist des anderen Leid. Ihr Hase ist leider tot, aber rein zufällig saß er in einem Käfig, den ich mir schon immer gewünscht hatte.
Ich schrieb ihr zurück, dass ich ihr den Käfig nicht überlassen könne und sie mir bitte am nächsten Tag -wenn wir wieder in Deutschland sind- die kompletten Sachen von Bunnyman wieder zurückbringen soll. Dann war es so weit: sie stand mit dem leeren Käfig wieder vor meiner Tür und ich konnte nur noch heulen, vor diesem Augenblick hatte ich mich all die Tage am meisten gefürchtet. Den riesigen Berg Futter (ausreichend für bestimmt 6 Wochen) hat sie ohne zu fragen behalten, schließlich konnte sie den ja noch gut gebrauchen. Lediglich ein paar Feuchttücher mit denen sie ihm den Po saubergemacht hat, als er zweimal Durchfall hatte, seinen zerrupften Weideball und seinen großen Transportkorb aus Weide (da fehlte dann jedoch das Verschlußgitter) bekam ich wieder zurück. Sachlich schilderte sie mir, dass sie ihn ja obduzieren lassen wollte damit ich es schriftlich hätte, dass sie keinerlei Schuld trägt, aber das wegen den Maden nicht gegangen wäre. Wahrscheinlich sei er an Trauer gestorben, ihr Chef sagte, dass es bei 60 % aller Tiere so wäre (aber doch nicht 12 Tage später und auch nicht, wenn das Tier noch Hunger hat und frißt!), dann schaute sie in meinem Garten und meinte, vielleicht hätte er sich ja schon hier Maden eingefangen, man weiß es ja nicht. Jedenfalls kann sie nichts für seinen Tod. Bei der Abrechnung (7 € pro Tag + Futter + 15 € Spritgeld) fügte sie dann großzügig hinzu, dass ich nur bis zu seinem Todestag bezahlen müsse. Da ich vor Trauer und Schmerz wie gelähmt war, konnte ich leider nichts dazu sagen. Unglaublich fand ich es auch, als sie mir sagte, dass es ja nur nett gemeint war, dass sie den Käfig behalten hätte. Viele Tierhalter, deren Tiere irgendwann dann zuhause sterben, seien froh, wenn sie den Käfig übernimmt, dann täten die Erinnerungen nicht so weh.
Als sie dann fort war und ich bemerkte, dass das Verschlußgitter des Weidekorbs fehlte, rief ich sie an und sie haute mir dann noch den Hammerspruch um die Ohren "Ach so, sie brauchen das wieder, na gut, falls sie mal wieder Tiere haben und eine Betreuung suchen, dann bin ich wieder gern für sie da, sie wissen ja, ich kann nichts dafür!"
Tja, das war meine Geschichte von Bunnyman und Daisy. Innerhalb von 12 Tagen habe ich beide verloren. Ich konnte mir nie ein Leben ohne sie vorstellen, sie waren ein großer Teil von mir und meine persönliche "Glücksinsel". Noch nie im Leben hatte ich so eine innige Beziehung zu Tieren wie zu den beiden. Wir waren wie Topf und Deckel.
Mittlerweile bin ich der Überzeugung, dass er grausam an Madenbefall gestorben ist, weil sie ihn nach Fütterungsfehlern nicht richtig den Po saubergemacht hat. Ich habe mit meinen zwei Tierärzten gesprochen, die mir diese Theorie bestätigten und einen Tod durch Trauer kategorisch ausschlossen. Natürlich mache ich mir Vorwürfe, dass ich dieser Person so vertraut habe. Sie war mir aber wie gesagt anfangs sehr sympathisch, machte einen warmherzigen Eindruck und konnte mir durch ihre Erzählungen von ihren zahlreichen Pflegekaninchen, die sie jedes Jahr betreut, viele Skrupel nehmen.
Mir wurde jedoch der Boden unter den Füßen weggezogen. Das ganze war so traumatisch, dass ich Depressionen bekommen habe und Monate brauchen werde, um darüber hinwegzukommen.
Adieu Bunnyman, Adieu Daisy, nie hätte ich gedacht, dass man uns so früh trennen würde! Ich werde Euch immer lieben!
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