Ich schreibe heute, weil ich mir das Leben mit Kaninchen irgendwie anders vorgestellt habe und oftmals ziemlich gefrustet bin.
Ich bin ja selbst schuld. Hätte ich vor der Anschaffung nicht nur dumme Bücher mit veralteten Ansichten gelesen, sondern mich im Internet auf diesen Seiten hier oder auf kaninchenwiese.de genau eingelesen…
Aber dann hätte ich mir gar keine Kaninchen angeschafft.
Dann habe ich auch in der Nachbarschaft und bei Freunden gesehen, wie unkompliziert es ist, zwei Kaninchen zu halten: Stall in den Garten und bei schönem Wetter mal ins Freigehege.
Was ich jetzt ganz schrecklich finde.
Hatte ich wirklich geglaubt, dass das Kaninchen glücklich macht oder ihnen egal ist?
Eine Freundin hatte ein Kaninchen in freier Innenhaltung. Da wurde am Abend auf der Couch beim Fernsehen geschmust. Das hat mich sehr an meine Zeit mit Katze erinnert. Das wollte ich auch.
Warum habe ich jetzt keine Katze, sondern Kaninchen? Ich wollte ein Tier, das ich mit gutem Gewissen im Haus einsperren kann. Das könnte ich bei einer Katze nicht. Und bei einer Freigänger-Katze würde ich mir ständig Sorgen machen, bei all den Gefahren da draußen.
So habe ich mir also ein Kaninchen geholt und in ein kleines Innengehege (2m x 2m) gepackt.
Dann war mir schnell klar, dass ich will, dass es einen Kumpel hat. Also Kumpel geholt.
Und dann ging’s los: Die beiden haben sich gejagt und gebissen. So klein und so niedlich und so heftiger Streit. Ich war entsetzt.
Und noch mehr entsetzt war ich, als ich gelesen habe, wie grausam diese Kämpfe werden können. Bei uns ist bisher nie mehr passiert als Zwicken und Haare ausreißen und das kann ich schon kaum aushalten.
Ich habe es dann hinbekommen mit einer zweiten Vergesellschaftung auf großer Fläche (ca. 25qm) und neutralem Gebiet.
Seitdem würde ich den beiden nie mehr ein kleines Gehege zumuten und verstehe sehr gut die Pflichtmaße von 6qm Minimum plus Auslauf.
Einerseits finde ich es einfach toll, wie die beiden auf großer Fläche einfach so zum Spaß mal so richtig durchstarten und Gas geben. Andererseits fühle ich mich auch ziemlich gezwungen, weil ich Angst habe, dass es wieder Unfrieden zwischen den beiden geben könnte bzw. Terror von Seiten des Bosskaninchens.
Es ist schon ein bisschen Erpressung: "Gib mir viel Platz, sonst beiß ich den Kumpel!", "Pass auf, dass mir nicht langweilig wird, sonst beiß ich den Kumpel!", "Gib mir noch mehr Leckerlis, sonst beiß ich den Kumpel!". Geht es euch auch so?
Tja, die Erziehung meinerseits durch die Kaninchen hat anscheinend gut geklappt.
Jetzt wäre es nur noch schön, wenn die beiden etwas zutraulicher werden würden und sich nicht nur beim Futtern streicheln ließen und vor allem auch mal hochnehmen lassen wäre toll.
Aber wie soll unser Bambi auch Vertrauen fassen, wenn das Bosskaninchen ihn immer mal erst leckt und dann doch im Anschluss ins Gesicht oder in den Po kneift. Er wirkt manchmal richtig eingeschüchtert und traut nichts und niemandem. Manchmal bin ich mir auch nicht ganz sicher, ob Bambi nicht auch übertreibt und Schoko ihn gar nicht wirklich kneift, sondern das nur versucht. Ich bin ja froh, dass es nie sichtbar/fühlbar Verletzungen gibt.
Auch das Bosskaninchen namens Schoko wirkt oft mürrisch. Auf dem Balkon, wenn er viele Geräusche aus der Umgebung hört, dann wirkt er manchmal glücklich. Oder auch wenn ich etwas im Raum verändert habe. Gestern habe ich ein altes Bettlaken über zwei leere Kisten geworfen. Das war für beide ein Spaß. Das wurde untersucht und hineingekrochen, draufgesprungen… Aber das hält auch nicht lange.
Manchmal habe ich das Gefühl, Schoko will einfach noch viel mehr Futter. Aber er ist schon etwas runder als sein Kumpel, wenn auch nicht dick. Aber vielleicht lieber dick und etwas weniger aktiv und dafür happy und weniger aggressiv? Was meint ihr?
Oder legt sich diese Aggressivität mit dem Alter? Die beiden sind ja erst im Februar zur Welt gekommen – und das nicht mal als Brüder oder Halbbrüder. Die beiden kamen aus unterschiedlichen Teilen der Stadt. Seit Mai sind beide kastriert. Ohne Kastration wäre hier der Krieg ausgebrochen. Da bin ich mir ganz sicher. Hat jemand noch mehr Ideen für eine gute Harmonie zwischen den beiden? Ist es denn eine gute oder eine schlechte Idee, wenn ich Schoko mal in den Gartenfreilauf setze und Bambi darf im Kaninchenzimmer bleiben und die Ruhe genießen. Zu lange Trennungen führen ja zu neuem Streit… Oder ist es gut, das etwas überaktive Kaninchen mal etwas erleben zu lassen, um es auszupowern?
Was kann ich denn tun, damit Bambi nicht mehr so viel Angst haben muss? Manchmal denke ich, er rennt vielleicht auch viel zu früh vor Schoko davon und Schoko ist daher auch etwas frustriert. Bambi war ja schon ängstlich als er zu uns kam. Er hatte eine kleine Verletzung an der linken Seite und ich vermute, dass ihn die dortige Hauskatze vielleicht mal übel erwischt hat. Oder schlimmer noch ein Streit in seiner ersten Familie. Vielleicht hat ihn das traumatisiert.
Ich würde ihm gerne super viel Liebe geben und alles wieder gut machen. Aber er lässt sich gar nicht gerne anfassen und ich respektiere das und lasse ihm seine Ruhe. Wenn ich dann mal sehe, dass Schoko Bambi leckt oder neben sich schlafen lässt, dann bin ich unheimlich froh und hoffe, dass Schoko Bambi ein bisschen Zuneigung gibt – wenn ich schon nicht darf.
Einmal musste ich ihn einfangen und bei aller Vorsicht blieb mir am Ende nichts übrig als ihn in die Ecke zu treiben. Dort ließ er sich ohne Widerstand hochheben und ich konnte ihn tragen und streicheln – einfach alles. Ich habe das total genossen, aber nur kurz, weil ich gemerkt habe, dass er vollkommen unter Schock stand. Als ich ihn dann aus meinen Armen entlassen habe, da hat er sich kurz geschüttelt und lief davon und war wie davor. Das kann’s ja auch nicht sein.
Wenn ich den beiden Saaten als Leckerli gebe, dann bedrängen mich die beiden total. Aber nur mit den Vorderpfoten. Mit den Hinterpfoten wollen sie immer schon auf dem sicheren Boden bleiben und nicht auf meinen Schoß hoch kommen.
Bessert sich sowas?
Jedenfalls bemühe ich mich sehr und lasse mein Zimmer von den beiden verwüsten, lasse mich von Freunden und Familie für durchgeknallt erklären, gehe jeden Tag frische Blätter sammeln und was ist der Dank? Ich hätte wenigstens gerne glückliche Kaninchen, die sich idealerweise auch mal vertrauensvoll hochnehmen lassen.
Vielleicht brauche ich einfach Freunde, die mich nicht für blöd erklären, sondern sich mit Kaninchen und ihren Bedürfnissen auskennen – so wie ihr da draußen. Ich bin auch schon unruhig, wie es denn im Winter mit dem Futter laufen wird… Es ist halt mein erstes Jahr mit Kaninchen im Haus und einerseits liebe ich die beiden sehr, andererseits bringen sie mich bald noch soweit, dass ich mich überfordert sehe, weil ich mir wohl einfach zu viel unnötige Sorgen mache.
Hier Sorgen, die ich schon hinter mir haben: giftige Pflanzen, Mardersicherheit, ungesundes Trockenfutter, Vergesellschaftung. Wobei Vergesellschaftung der echte Schocker war und mich jegliche Disharmonie zwischen den beiden immer noch ziemlich fertig macht.
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