Der kleine Chiko kam Anfang des Monats in eine Urlaubspflegestelle, weil die Halterin für einen Monat verreisen wollte.
Vermutlich war genau das sein Glück, denn die Pflegestelle Sarah machte sich viele Gedanken und kümmerte sich vorbildlich.
Sie selber schrieb Chikos traurige Geschichte auf, und auch die ersten Fotos, die ich hier von Chiko zeige, sind von Sarah (die einverstanden ist, dass ich die Bilder einstelle).
Chikos Geschichte, geschrieben von Sarah aus Hamburg:
Für die drei Hasen Chiko, Pommbär und Pippi sollte für einen Monat eine Urlaubsbetreuung gefunden werden - dass das vermutlich ihre Rettung war, ahnte vorher noch niemand. Das ist die Geschichte von einer Halterin, die ihre Tiere nach dem Urlaub nicht mehr wieder haben will und von Kaninchen, die unter tierschutzwidrigen Umständen gehalten und lieber eingeschläfert als behandelt werden sollen.
Die Besitzerin wollte für einen Monat nach Frankreich und suchte irgendjemanden, bei dem sie ihre Kaninchen für die Zeit lassen konnte. Gott sei Dank kamen sie nicht zu irgendjemanden, sondern zu Sarah und Dimi, Sarah kennt die Besitzerin, da sie eine Ausbildung mit ihr zusammen gemacht hat.
Als die 3 Kaninchen Ende Juni zu Sarah und Dimi gebracht wurden, erschreckten sich diese erstmal total: die drei Kaninchen lebten bei der Halterin in einem 100cm x 55cm Käfig ohne Auslauf. "Denen gefällt das aber so, die mögen es gar nicht, raus zu gehen." meinte die Halterin. Dann erklärte sie, wieso Chiko, einer der Kaninchen, so humpelte: "Irgendwas ist mit seinen Hinterpfoten, keine Ahnung was genau, das weiß keiner. Der Tierarzt meinte alles ok beim Röntgen. Naja, wird schon mit der Zeit. Also nicht wundern dass er die Beine so wegknickt und nicht richtig läuft, ist normal bei dem momentan." Die Frage, ob denn irgendetwas Besonderes zu beachten wäre oder ob Chiko keine Medikamente und besondere Pflege bräuchte, verneinte sie. "Der Arzt meinte zwar ich kann Physio mit ihm machen - aber ich bitte dich, Physio mit einem Hasen, wie bescheuert ist das denn?!"
Chiko und Pommbär sind ein Herz und eine Seele, die beiden sind zusammen aufgewachsen und wurden auch als Paar vom Tierheim an die Halterin vermittelt. Pippi lebt schon länger bei der Halterin, die Häsin ist schon knapp 13 Jahre alt. Bevor sich die Halterin in den Urlaub verabschiedete, sagte sie noch "Achja, nicht wundern wenn Pippi Chiko mal so bisschen ärgert und die dann durch den Käfig rennen, das macht die immer irgendwie, da brauchst du dir aber keine Sorgen zu machen."
Zum Glück machten sich Sarah und Dimi Sorgen. Mehrere Tage lang konnten sie beobachten, wie Pippi Chiko heftig jagte und biss. Jedes Mal gingen sie verbal dazwischen, aber schon kurze Zeit später legte die Häsin wieder los. Und der arme Chiko konnte nicht mal mehr fliehen vor ihr- wie auch, gefangen in so einem winzigen Käfig?
Nach wenigen Tagen konnten Sarah und Dimi feststellen, dass es Chikos Hinterläufen viel schlechter geht und er sich nur noch auf den Vorderpfoten ziehend fortbewegt, Hoppeln ging gar nicht mehr. Kurzerhand bauten sie ihr Büro um, in dem der Käfig stand, ermöglichten so ein bisschen Auslauf und Rückzugsmöglichkeiten. Der Platz war zwar immer noch nicht ausreichend, aber es war besser als zuvor. Durch Kontakte über das vegane Netzwerk in Hamburg wurde dann erstmals der Kontakt zwischen Sarah und Silke Rank hergestellt - aufgrund von Bildern und Videos vermuteten wir nämlich stark, dass Chiko an EC erkrankt ist.
Am nächsten Tag ging Sarah mit Chiko zum Tierarzt, obwohl die Halterin es für noch nicht nötig hielt. Sie sagte nämlich: "Mit Kaninchen muss man eigentlich erst zum Arzt wenn sie nicht mehr fressen. Aber geh hin, wenn du meinst das wäre nötig." Natürlich war es nötig. Chiko wird seitdem auf EC behandelt, bekommt mehrmals täglich Medikamente, wird gebadet - und Sarah macht zwei mal täglich Physio mit ihm. Die Halterin sagte gegenüber Sarah ganz klar, dass sie keine kranken Tiere halten wird und dann einschläfert, statt da eine umfassende Diagnostik zu machen. Vor dem Tierarztbesuch sagte sie zu Sarah "Wenn das mehr als 100 Euro kostet mach es nicht, sondern lass ihn lieber einschläfern. Das ist mir sonst echt zu viel."
Nachdem die Angriffe durch Pippi trotz mehr Auslauf wieder schlimmer wurden, haben Sarah und Dimi versucht, Chiko von der Gruppe zu trennen, um ihn zu schützen. Nachdem Chiko eine Stunde lang von seinem Freund und Partner Pommbär getrennt war, fing er an, anfallartig im Kreis zu rennen, er fraß nicht mehr und wirkte apathisch. Daraufhin setzen sie Chiko wieder zurück zu Pommbär (und separierten Pippi), der sich sofort liebevoll um Chiko kümmerte und ihm seitdem auch nicht mehr von der Seite wich, ihn putzte, mit ihm kuschelte, ihn pflegte.
Die Halterin möchte Chiko nicht mehr wieder haben, jetzt, wo er krank ist Vor allem Chiko braucht jetzt eine stressfreie, liebevolle Umgebung, viel Pflege und Zeit. Sarah und Dimi können die Tiere langfristig nicht behalten und die Haltungsbedingungen sind auch bei ihnen - trotz ihrem Engagement - nicht artgerecht. Die Halterin will Chiko nicht mehr zurück nehmen und Chiko braucht Pommbär, um wieder gesund zu werden und nicht an seinem gebrochenen Herzen zu sterben. Er ist für ihn in all dem Chaos gerade seine einzige Konstante, die er unter keinen Umständen verlieren darf.
Chiko braucht eine umfassende Diagnostik, damit ihm schnell und gut geholfen werden kann. Chiko und Pommbär müssen zusammen bleiben und endlich ein sorgenfreies Leben genießen. Pippi kann hoffentlich anderweitig vermittelt werden, damit sie nicht alleine leben muss.
So kam es, dass Sarah und Dimi den Winzling Chiko und seinen Kumpel Pommbär heute zu mir brachten.
Vielen Dank an den Vorstand, der die NEV für Chiko genehmigte!
Bitte drückt Chiko die Daumen!
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