Ich bin ein Mensch, der rational denkt. Ich mache mir keine Hoffnungen, wenn ich weiß, dass sie nichts bringen werden. Ich sehe die Dinge eher pessimistisch, als optimistisch. Das weiß ich und ich habe jahrelang versucht es zu ändern. Doch meine Verbundenheit zu Blacky war niemals rational. Sie hat mich glücklich gemacht, weil ich bei ihr nie so war. Sie hat mir Hoffnung gegeben und mich an meine Träume glauben lassen. Sie hat mich optimistisch gemacht. Sie war mein fehlendes Puzzelteil. Der Teil, der mich komplett gemacht hat. Dann ist sie gestorben. All meine guten Seiten sind mit ihr gestorben, denn jeden Funken Hoffnung und jede Liebe gab ich ihr mit auf den Weg. Ich gab ihr alles und noch viel mehr. Ich habe es nicht einen einzigen Tag bereut. Sie ist es wert gewesen. Doch ich leide. Leide darunter sie verloren zu haben. Leide darunter mich verloren zu haben. Ich habe geweint, gebettelt und gefleht ich möge morgens aufwachen und diese Liebe wieder spüren können. Mir gewünscht noch ein einziges Mal in ihre Augen sehen zu können. Ich habe mir gewünscht wieder dieser Mensch sein zu können, den sie aus mir gemacht hat. Aber die Tage vergingen. Aus Tagen wurden Wochen und aus Wochen Monate. Plötzlich war es ein Jahr und es wäre gelogen zu sagen, ich hätte es verkraftet. Die Tage wurden wieder dunkler und ich wurde mit jedem Tag kraftloser und verlor meinen Mut. Ich hörte auf ihr am Abend zu sagen, wie sehr ich sie liebe. Ich hörte auf mit ihr zu reden. Ich gab auf. Denn aus all dem Schmerz wuchs ein neues Gefühl, Wut. Wut darauf, dass sie gestorben war. Wut darauf, dass ich nun alleine kämpfen musste. Wut darauf, wie unfair es ist.
Aber es fällt mir heute schwer rational zu denken, denn es gibt keine vernünftige Erklärung für alles. Für das, was in den letzten Wochen passiert ist.
1 Jahr und 21 Tage habe ich gelitten und gekämpft. Versucht den Verlust zu verkraften. 1 Jahr und 21 Tage und dann sah ich sie. 1 Jahr und 21 Tage und dann schloss ich Mika in die Arme. Mika ist Blackys Antwort auf meine Wut. Sie ist mein fehlendes Puzzelteil. Das ist Blacky Art zu sagen, dass ich weiter machen soll. Dass ich kämpfen muss. Dass ich mein Versprechen halten soll. Dass sie noch bei mir ist. 1 Jahr und 21 Tage und da waren sie plötzlich. Vier Kaninchenkinder, die gerade drei Wochen alt geworden waren. Ihre Mama ist nur zwei Tage zuvor gestorben und nun waren sie hier. Plötzlich viel es mir auf. Drei Wochen? Konnte das sein? Ich begann zu rechnen, wieder und wieder. Ich rechnete immer und immer wieder und bekam immer das gleiche Ergebnis. Ich schrieb der Halterin und dann war es klar. Sie sind am 08. Mai 2018 geboren. Genau an ihrem 1. Todestag. Die Tränen nahmen kein Ende. Das wollte ich nicht. Aber konnte ich den kleinen die Chance auf eine Zukunft wirklich verwehren, wegen eines Datums. Nein, der gute Wille siegte. Und dann sah ich sie. Mika. So klein und zart doch sie hatte diesen Blick. Diesen Blick, den ich so vermisst hatte. Ich weiß nicht, wie viele Tränen geflossen sind in den ersten Tagen. Sie ist Blacky unglaublich ähnlich. Ich sah sie an und die Tränen liefen. Ich spürte die Verbindung und versuchte doch dagegen anzukämpfen. Ich war noch nicht soweit. An einem Nachmittag lag ich auf dem Boden und strich sanft über Mikas Fell. Sie sah mich an, voller Vertrauen, als würden wir uns schon ewig kennen. Da begriff ich etwas. Ich war soweit. Mika hatte mich nicht ohne Grund gefunden. Mika war nicht ohne Grund am 8. Mai auf die Welt gekommen. Es hatte einen Sinn. Es war Blacky Art zu sagen „Fang neu an, schau nach vorne. Ich werde auf dich warten, aber vergeude deine Liebe nicht.“
Es ist nun über 5 Wochen her und Mika und ihre Geschwister werden heute schon zwei Monate alt. In meinem Kopf ist Chaos. Ich muss noch lernen, die Gefühle zu sortieren. Mich daran gewöhnen wieder eine glückliche Kaninchenmama zu sein. Immer wieder versuche ich dagegen an zu kämpfen, diese Verbundenheit zu Mika. Ich habe große Angst Blacky gänzlich loszulassen. Fast fühlt es sich an, als würde ich sie ein zweites Mal verlieren. Denn nun passiert das, wovor ich solche Angst hatte, ich mache weiter. Mein Leben pausiert nicht mehr. Es geht weiter und es kehrt Normalität ein. Ich fange an mich wohl zu fühlen in einer Welt in der sie nur noch in meinen Gedanken existiert. Aber ich tue es. Ich gehe diesen Weg, weil ich weiß, dass ist es was sie will. Weil sie immer wusste, wie ich glücklich werden kann und es auch diesmal weiß. Weil ich ihr vertraue. Weil ich sie liebe.
Deshalb ist an dieser Stelle auch Schluss mit den langen Texten. Ich muss nach vorne schauen. Ich muss sie loslassen und ich weiß, ich kann es schaffen. Aber das muss ich alleine schaffen.
ich danke euch von Herzen für all die Mut machenden Worte und tröstenden virtuellen Umarmungen.
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