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Thema: Atemstillstand während Narkose – Blutbild

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  1. #11
    Erfahrener Benutzer Avatar von Tanja B.
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    Zitat Zitat von Jeanette K. Beitrag anzeigen
    Zitat Zitat von Tanja M. Beitrag anzeigen
    Zitat Zitat von mausefusses Beitrag anzeigen
    Insbesondere nach dem Blutbild gibt es keinerlei Grund für eine Antibiose, ich würde diese nicht geben.
    Sehe ich eigentlich auch so.
    Eine zu niedrige Zahl an Leukozyten spricht (wenn) viel eher für eine virale, als für eine bakterielle Infektion. Da wäre ein Antibiotikum sowieso sinnlos.
    Hab jetzt nur kurz drüber geguckt, mach das aber gerne die Tage nochmal genauer...
    Tanja es wäre nett, wenn du nochmal drüber schaust. Einfach so zur Info, ist ja doch recht interessant, was man, wenn man sich damit auskennt, da alles raus lesen kann.
    Ich habs mir nochmal etwas ausführlicher angeschaut und gehe mal grade von oben nach unten durch:
    Der erste Wert, der deutlich erhöht wird ist ja das schon angesprochene Muskelenzym Creatinkinase (CK). Das entsteht normalerweise durch Muskelschädigung durch vielfältigste EInflüsse. Das kann von Sturz bzw. allgemein stumpfer Gewalteinwirkung bis hin zum Herzinfarkt oder aber auch durch Sauerstoffmangel (!) erhöht sein. Da das Blut ja scheinbar nach dem Atemstillstand genommen wurde, würde ich diese Erhöhung des Wertes klar auf den Sauerstoffmangel unter der Narkose schieben. Er ist zwar sehr stark erhöht, was mich auch etwas verwundert und nicht zu "normalem Stress" passen würde, aber du sagst ja, sie hat ~5 Minuten(?) nicht geatmet. Das ist schon eine immense Stresssituation für den Organismus und könnte - denke ich - den Wert bedingen. Er kann natürlich in der extremen Erhöhung aber auch ein Hinweis auf z.B. eine Herzmuskelerkrankung sein. Das Herz sagst du aber, ist ok?
    Auch der Laktat-Dehydrogenase-Wert (LDH) ist ein Muskelenzym und bei Kaninchen z.B. erhöht bei starker Aufregung, nach Fixierungsmaßnahmen, bei starkem Stress oder hoher Muskel-Aktivität (in "Klinische Labordiagnostik in der Tiermedizin" steht da als Beispiel z.B. "Freilauf, Deckakt"). Könnte also durchaus auch eine Erhöhung aufgrund der ganzen OP-Vorbereitung und des körperlichen Stresses während und nach der Narkose sein.
    Dazu passt dann im Endeffekt in meinen Augen auch der zu niedrigen Triglycerid-Wert. Triglyceride sind ja Blutfette und wichtige "Energiereserven" des Körpers. Die sind bei Kaninchen sowieso recht variabel und deutlich niedriger, als z.B. bei Hund, Katze und Co.
    Summa summarum passt, wie gesagt, auch die deutlich verringerte Energiereserve in Form von Triglyceriden für mich zur der vorangegangenen Stresssituation für den Körper. Lebenserhaltung kostet sehr viel Energie und die wird dann natürlich bevorzugt direkt aus dem Blut (wenn genügend vorhanden) gewonnen.
    Die Erniedrigung des anorganischen Phosphats ist für mich vernachlässigbar, da nur eine sehr geringgradige Erniedrigung vorliegt, kann aber auch einfach zu einem leichten Eleytrolytmangel passen, den man ebenfalls auf die Narkose schieben könnte. Die moderate Erniedrigung sieht für mich jedenfalls nicht nach einem akuten Krankheitsgeschehen aus.
    Was den Leukozyten-Wert angeht, schrieb ich ja schon, dass ein zu niedriger Wert eher für eine chronische und/oder virale Infektion spräche, als für eine bakterielle. Grundsätzlich reagieren Kaninchen im Blut aber weniger stark mit einer Leukozytose (also einer Erhöhung der Leukozyten) auf bakterielle Infektion als andere Tiere. Der Leukozyten-Wert im Blutbild deines Kaninchens ist ja auch nur ganz sanft erniedrigt und hätte für mich daher keine sehr große Bedeutung. Andere Referenzwerte (die Labore unterscheiden sich da ja zum Teil) fangen z.B. schon ab einer Konzentration von 3g/l an. Da wäre der Wert von 5,5g/l innerhalb des Referenzbereiches.
    Dann sind da noch die zwei Werte der Segmentkernigen und der Lymphozyten, die abweichen. Zu der Lymphozytopenie (Erniedrigung der Lymphozyten) ist - mal wieder - zu sagen, dass diese als "Stressblutbild" auftritt. Wir hätten da also wieder eine Reaktion auf die Ausnahmesituation der OP/Narkose usw. zu beobachten.
    Was die Erhöhung der Segmentkernigen angeht, ist die ja auch sehr moderat.
    Zur Anisozytose und Polychromasie musste ich jetzt nochmal nachlesen. Beides kommt ja durch eine Störung der Erythropoese (also der Bildung von Erythrozyten) zustande, die wiederum verschiedenste Ursachen haben kann. Ein Grund sind z.B. Anämien. Vermutet wird, dass eine Anisozytose auch durch die Verabreichung von Adrenalin ausgelöst werden kann (hat deine TÄ das evtl. gespritzt, um die Atmung wieder anzuregen?). Grundsätzlich war die Erythropoese ja auf jeden Fall durch den Sauerstoffmangel bei deinem Kaninchen gestört. Es kann also dadurch zur Anisozytose und Polychromasie gekommen sein. Da Erythrozyten, Hämoglobin, Hämatokrit und Co. völlig im Rahmen sind, würde mir das Vorliegen dieser beiden Abweichungen erstmal keine zu großen Sorgen machen.

    Allgemein war es natürlich unglücklich, das Blut nach diesem doch größeren Zwischenfall zu nehmen - aber klar verstehe ich die Beweggründe, dass man sich dann erhofft, aus dem Blutbild einen Grund zu ersehen. Für mich persönlich sieht dieses Blutbild wirklich größtenteils nach einem Stressblutbild in Kombination mit diesem Sauerstoffmangel unter der Narkose aus. Jedenfalls sehe ich erstmal keinen Grund, eine Antibiose zu verabreichen. Aber bitte beachten: Ich bin im Endeffekt auch nur Laie (auch wenn ich immer versuche mich weiterzubilden im Rahmen meines Studiums ) und evtl. liege ich völlig daneben. Mir liegt auch nichts ferner, die Kompetenz deiner Tierärztin da in Zweifel zu ziehen, nur mir fehlt da ein bisschen die Begründung, warum man ein Antibiotikum geben sollte.
    Ist es möglich, dass der Atemstillstand durch eine fehldosierte Narkose verursacht werden konnte? Einige Anästhetika machen ja durchaus atemdepressiv. Und in etwas zu hoher Dossierung - auf die Kaninchen i.d.R. nochmal empfindlicher reagieren als z.B. Hund und Katze - kann das durchaus Atemstillstände auslösen. Ich weiß nicht, wie viel Routine deine TÄ beim Operieren von Kaninchen hat und möchte da wie gesagt keine Mutmaßungen aufstellen, es wäre nur die "einfachste" Erklärung des Ganzen.
    Im Blutbild sehe ich persönlich keinen Grund für einen Atemstillstand, sondern das Blutbild ist für mich eher die Konsequenz daraus.

    Fazit wäre für mich aus diesem Vorfall jedenfalls, dass bei der nächsten OP in jedem Falle eine Atemwegssicherung durch Schutzintubation vorgenommen wird und in der operierenden Praxis eben auch ein Beatmungsgerät vorhanden ist, dass im Notfall das Kaninchen beatmen kann.

    Alles Gute
    Geändert von Tanja B. (25.07.2016 um 11:22 Uhr)

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