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Kaninchen, die zu einer reinen Heuernährung gezwungen werden, aus welchen Gründen auch immer, haben eine sehr stabile Verdauung
Wenn man vorwiegend rohfaserreich und getrocknet ernährt, kann es gut sein, dass dem Körper die Ressourcen fehlen, "Matschekot" zu produzieren. Damit mag man augenscheinlich zunächst eine Verbesserung erzielen. Längerfristig macht man die Lage aber schlimmer:

MORISSE et al (1985) beschreiben die Gefahr von Durchfällen durch eine Ration mit viel Faser und wenig Stärke. Ein reichliches Angebot an fermentierbaren Kohlenhydraten bewirkt, wie auch von HERRMANN (1989) beobachtet, durch die Bildung flüchtiger Fettsäuren eine Absenkung des pH-Wertes im Caecum. Diese wiederum führt dazu, daß sich Clostridien nicht vermehren können. Wird nun mehr unverdauliche Faser und weniger Stärke mit dem Futter aufgenommen, steigt der pH-Wert im Blinddarm und auch der Gehalt an Ammoniak, da die bakterielle N-Fixierung (Bildung von Bakterienprotein) zurückgeht. Die Milieubedingungen sind somit ungünstiger für die normale Flora, und Clostridien können sich gut vermehren. Weiterhin können zu hohe Gehalte an unverdaulicher Faser eine Anschoppung im Blinddarm bewirken (CHEEKE 1983).
A.K. Wenger, Vergleichende Untersuchungen zur Aufnahme und Verdaulichkeit verschiedener rohfaserreicher Rationen und Futtermittel bei Zwergkaninchen, Meerschweinchen und Chinchilla, Tierärztliche Hochschule Hannover, 1997

Kaninchen sind von Natur aus keine guten Rohfaserverwerter. In freier Natur wählen sie daher vorzugsweise die nährstoffreichen, rohfaserarmen blättrigen Bestandteile von Grünpflanzen. Also genau das, das bei der Heutrocknung größtenteils verloren geht.

Normalerweise gelangen nur Partikel, die kleiner als 0,3 - 0,5 mm sind in den Blinddarm. Gröberes wird als "nutzloser" Ballast schnell (am Blinddarm vorbei) durch den Verdauungstrakt geschleust und mit dem Hartkot ausgeschieden.

Wie soll sich die Darmflora denn stabilisieren, wenn man dem Tier Wasser und Nährstoffe entzieht und die Ausbreitung von Krankheitserregern im Darm unterstützt?

Dazu kommt: bereits 1981 stellten beispielswiese Patton & Cheeke in A Precautionary Note on High Fiber Levels and Mucoid Enteritis anhand von Autopsien fest, ein hoher Rohfasergehalt (ab 22%) oder eine insgesamt sehr rohfaserreiche Nahrung bei Kaninchen zur Darmlähmung führen können.

Um den Beitrag jetzt nicht völlig zu sprengen – hier sind weitere interessante Punkte dazu: http://kaninchenschutzforum.de/showt...=1#post1853729

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da Heu genausowenig wie Blattgemüse der natürlichen Nahrung entspricht
Ja, der Ansatz leuchtet mir ein. Mit bedenken würde ich allerdings, dass frische Nahrung strukturierte Rohfaser mit leicht verdaulichen Bestandteilen (Hemizellulosen, Pektine) enthält, die im Heu durch die Trocknung verloren gehen. Der Pektingehalt wiederum ist nun beispielsweise sehr mitentscheidend, wie die Gärungsprozesse im Blinddarm ablaufen. (vgl. García, et al, Effect of fiber source on cecal fermentation and nitrogen recycled through cecotrophy in rabbits, 2000). Auch aus diesem Grund würde ich Heu (zwar stets zur freien Verfügung stellen aber) nicht zur Hauptnahrung machen, sondern z.B. lieber den ein oder anderen Kräutertopf kaufen.

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Wenn nur die Frischfuttersortenauswahl geändert wird, kann man nicht herausfinden, ob alle gefütterten Sorten vertragen werden.
Die Frage wäre nun, ob überhaupt einzelne Frischfuttersorten in dem Maße ursächlich sind.