Jemand hat mir heute eine unbändig große Freude gemacht, die es mir nun auch ermöglicht, endlich um einen großen Verlust trauern zu können.
Es gibt keine gescheiten Fotos von Finchen, und jetzt habe ich endlich etwas, was ich betrauern kann.
Finchen kam 1997 zu mir als mein erstes Nin starb. Ich wollte gar kein neues Tier, war noch zu traurig über den Verlust von Charly.
Ich bekam also ein kleines, puscheliges Baby-Schlappohr geschenkt. Ich überlegte ernsthaft, sie wieder zurückzubringen, denn ich fühlte mich noch nicht bereit. Doch dann bemerkte ich, dass die Kleine nicht richtig fraß, und es zeigte sich schnell warum: Der Kiefer war schief, die Schneidezähne bissen aneinenander vorbei. Die Maus sah aus wie ein kleiner Elefant... Also wurde jedes Möhrchen in kleine Streifen geschnippelt und ihr von Hand in das schiefe Schnütchen geschoben. Und hier begann unsere besondere Beziehung; Finchen betrachtete mich wohl als Mamiersatz, und das hieß das ich von nun an niemals allein in der Wohnung war, sie folgte mir auf Schritt und Tritt, und legte sich abends neben mich aufs Sofa zum fernsehen. Zu der Zeit war ich krank und zu Hause, also konnte ich mich intensiv um sie kümmern und deshalb gab es eine starke Bindung zwischen uns. Finchen klärte mich auch ganz schnell darüber auf, das Kaninchen nicht in Käfige gehören, sondern überall dabeisein wollen wo was los ist. Also hatten wir hier die erste freie Wohnungshaltung; sie war dafür das ideale Kaninchen, sie konnte ja nichts anknabbern...
Leider hatte sie immer wieder Bauchprobleme und Tympanien. In dieser Zeit hätte ich fast beim Tierarzt einziehen können. Unzählige Male Sab, BBB, Tee einflössen, Bäuchlein massieren, hoffen, bangen... Dazu immer die Zähne, die Backenzähne waren nicht viel besser als die Schneidezähne. Trotz allem war sie eine fröhliche und tapfere Maus. Wann immer sie an mich rankam wurde ich mit Hingabe geputzt, sie klaute mir mein Müsli und schlief in meinem Bett.
Leider war diese wunderschöne Zeit nur kurz. Nach 2 Jahren ging es ihr plötzlich schlechter, der Darm war von den vielen Koliken angegriffen und sie bekam eine Dickdarmentzündung.
Ich fuhr mit ihr zum TA, der sie kannte, und dieser war nicht sonderlich beeindruckt, gab ihr zwei Spritzen und meinte "das wird schon wieder". Zu Hause angekommen nahm ich sie aus der Transportbox und setzte sie auf die Couch. Plötzlich und ohne jede Vorwarnung rannte sie ein Stück, stieß einen schrecklichen Schrei aus (den ich niemals vergessen werde), brach zusammen und starb. Ich war fassungslos. Es kam so überraschend und plötzlich...
Meine Trauer war unendlich. Ich fühlte mich, als hätte ich ein Kind verloren. Ich weiß, manche Menschen denken, Tiere wären Tiere und würden von uns nur vermenschlicht werden. Wer sowas sagt, hat nie ein Wesen wie Finchen gekannt.
Ich wollte etwas machen, eine Collage oder so was Ähnliches, mit Fotos von ihr, damit ich sie immer in Erinnerung behalte. Aber leider gab es nur wenige, und die die ich hatte waren sehr schlecht. So habe ich bis heute kein Andenken an sie gehabt. Bis ich das Bild gesehen habe, das jemand für mich gemalt hat; jetzt lösen sich Tränen, die seit ca. 12 Jahren warten, geweint zu werden.
Endlich kann ich diesen Thread machen, endlich habe ich dazu ein würdiges Bild, um sie Euch vorstellen zu können!!! Ich danke Dir von Herzen, liebes Helferlein!!!
Hier noch ein paar der Fotos, die ich von ihr habe:
Als Baby, kurz nach dem Einzug:
Die ungesunden Drops - damals gabs noch keine wirklichen Kentnisse über artgerechte Kaninchenernährung - waren heiß begehrt:
Das einzige Porträtbild von ihr:
Ruhe in Frieden, Baby! Irgendwann sehen wir uns wieder!
Deine Mami
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