Ja, diese Situation kann ich gut verstehen. Ich wäre da grundsätzlich aber genauso anspruchsvoll wie du - das ist auch richtig so! Also zu streng sehe ich das keinesfalls. Lieber beim Vorgespräch oder der Vorkontrolle einmal mehr sorgfältig gucken und das Tier ggf. nicht zu vermitteln, als von Anfang an unzumutbare Kompromisse einzugehen.
Es ist schwierig, wenn das Tier vermittelt ist und der neue Besitzer dann doch anders handelt.
Hier muss man gucken - das ist auch bei meinen Beratungen oder auch als THP Kunden gegenüber so - ob man es tolerieren kann oder ob es bestimmte zumutbare Grenzen unterschreitet.
Nicht jeder möchte vielleicht im Anschluss mit dir Wiese sammeln gehen - füttert aber grundsätzlich Frischfutter und ab und an auch mal Wiese, kann ich das tolerieren. Nicht jeder wohnt ja direkt an Feld- und Waldrand, und Frischfutter ist für mich grundsätzlich auch in Ordnung. Heu und Trockenfutter wäre das natürlich nicht.
Auch die Suche nach einem neuen Tier sollte selbstverständlich sein - aber dennoch muss man immer die allgemeinen Gegebenheiten berücksichtigen. Ich hatte die Situation selbst: Das übriggebliebene Tier hat seit Februar eine Lebenserwartung von 0 - xxx Tagen - damals laut TÄ also nicht mal mehr wenige Tage mit Tumor. Das ist 3 Monate her, der Tod meines anderen Tieres 4 Wochen - ich hatte hier genauso überlegt, ob ich meiner todkranken Leonie überhaupt noch einmal ein neues Tier und eine Vergesellschaftung zumute. So etwas können Ausnahmen sein, im gesamten betrachtet. Aber grundsätzlich muss ein Partner her, ohne Frage.
Kontaktieren dich denn die Halter später oder fragst du nach? Oft reißt ja der Kontakt später auch einfach ab? Ich finde es ja grundsätzlich schon gut, wenn du noch Kontakt hast! Immerhin hast du dann die Möglichkeit, noch einmal zu beraten.
Wichtig ist dennoch immer, auch in der Beratung sensibel vorzugehen. Wenn ich in einen Haushalt kommt, in dem Trockenfutter gefüttert wird, zu wenig Platz ist und das Tier alleine ist, dann bringt es nichts, alles auf einmal als falsch hinzustellen. Hier muss man nach und nach und vorsichtig argumentieren. Ich hatte den Fall hier auch im KS schon, als eine Interessentin mich gebeten hatte, ihre VG zu begleiten - sie aber Angst vor der Kontaktaufnahme zu uns hatte, weil sie hier bereits vorher ihre gesamte Haltung (zu wenig Platz, falsches Futter, Einzeltier) abgelehnt bekommen hatte und sie daher nun gefürchtet hat, ich nehme ich das Tier gleich weg wenn ich komme. - So ist dann die Beratung vorher völlig falsch gelaufen, denn hier war jemand bemüht, nur eben völlig verängstigt, dass der Tierschutz gleich alles "beschlagnahmt und sie anzeigt". Nach und nach verbessert ist wesentlich nachhaltiger. Hat das Tier 3 Jahre Trockenfutter bekommen, kann es das als Leckerchen erst mal weiter und nach und nach immer mehr Frischfutter - bis sich das umkehrt. Das muss nicht an Tag 1 sein. Ich gucke dann immer, was das dringendste Ziel ist und priorisiere. Ich biete Hilfe an, aber drängele nicht (dann machen sie es sowieso nicht). Bisher hatte ich aber immer mindestens akzeptable Verhältnisse vorgefunden, wo also kein sofortiges Eingreifen notwendig war.
Gerade beim Gehege kann man so viele schöne Ideen mit einbringen, die viele Halter dann auch umsetzen. Weil ich meine Tiere selbst in freier Wohnungshaltung habe, ist es bei mancher Beratung dann auch später dazu gekommen - nachdem sie mit Bildern von mir und in ihrer eigenen Wohnung gesehen haben, wie einfach das umzusetzen ist. Es kann ja auch nur ein halbes Wohnzimmer frei sein und muss nicht gleich die ganze Wohnung betreffen.
Ich habe also grundsätzlich gute Erfahrung mit wertschätzender Beratung gemacht, bei der ich den Kontakt auch weiter halten kann. Ansonsten hast du Recht: Ich würde auch mit Nachdruck darauf verweisen, dass die Bedingungen vorher ganz klar anders abgesprochen waren und daran festhalten. Manchmal ist auch genau das der richtige Weg.
Deine Konsequenz bei der Vermittlung ist also absolut richtig!
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