Floh .. wir haben gekämpft und verloren

[Marit]

Hallo


mein Name ist Floh und meine Geschichte begann vor ca. 2 Jahren, als ich mit einigen Geschwistern zusammen in einem warmen, weichen Nest das Licht dieser Welt erblickte.


Es war soooo schön, wir Geschwister haben gekuschelt, Mama gab uns Milch und wir wurden von ihr geputzt und beschmust.


Eines Tages nahm man uns Geschwister alle der Mama weg und gab uns in einem Zoohandel ab, wo wir dann einfach so, egal an wen, verkauft wurden.


Ich landete allein in einem kleinen Käfig in einem Kinderzimmer und habe den ganzen Tag nur an die Wand gestarrt. Niemand hat mehr mit mir gekuschelt oder mir leckeres Futter gebracht, es gab nur noch trockenes Brot und Schlimmfraß.


Einige Monate vergingen und ich langweilte mich immer noch in meinem kleinen Käfig, als ich plötzlich rausgetragen wurde, in ein Auto gesetzt wurde und wir losfuhren. Ich war ganz aufgeregt und dachte jetzt wird es besser, jetzt fängt auch mein spannendes Leben an ...... aber nichts dergleichen geschah.


Ich landete mit meinem kleinen Käfig in einer anderen, fremden Wohnung, wo nun auch noch jeden Tag viel Betrieb herrschte. Mein neues Herrchen, ein Teenager, hatte jeden Tag viele Freunde zu Besuch, die mir Angst machten. Viele Monate vergingen und nichts hatte sich für mich gebessert.


Vor ein paar Tagen bekam ich dann ganz schlimme Zahnschmerzen, so dass ich nichts mehr fressen mochte und konnte.


Mein Herrchen und einer seiner Freunde steckten mich dann heute in einen Pappkarton und fuhren wieder mit mir Auto. Diesmal konnte ich nicht mal sehen, wohin wir fuhren, denn der Karton war zugeklebt und alles war dunkel. Ich hatte solche Angst. :sad2:


Das Auto hielt, ich wurde rausgetragen und dann waren da plötzlich ganz viele komische Düfte ... es roch nach Angst, nach Schmerzen und ... nach Desinfektionsmitteln. Was hatte das zu bedeuten?


Kurze Zeit später wurde mein Karton geöffnet und ich sah eine Frau in einer grünen Jacke, die sich über mich beugte und nur sagte:" Oh Gott, wie siehst Du denn aus. Was musstest Du denn schon alles mitmachen? Du musst ja schlimme Zahnschmerzen haben."


Die Frau guckte dann Herrchen an und hat ihm was von einer Operation, Kieferabszess, Kastration und vielen anderen Sachen erzählt ... und dass das alles ziemlich teuer wäre, locker im 3-stelligen Bereich.


Ich bekam noch mehr Angst, denn Herrchen hat doch kein Geld, und selbst wenn, dann würde er es bestimmt nicht für mich ausgeben.


Und dann kam genau dieser Satz, vor dem ich mich so sehr fürchtete. Herrchen sagte zu der Frau, dass sie mich dann bitte einschläfern solle, die Operation wäre für ihn zu teuer.


Ich war inzwischen wie gelähmt vor Angst, ich wollte doch noch nicht sterben, ich bin doch noch nicht mal 2 Jahre alt und war immer nur allein in einem kleinen Käfig. Sollte das jetzt schon mein Ende sein? .... Herrchen sagte nichts, drehte sich einfach um und ging raus ... und lies mich zurück in meinem Pappkarton.


Die Frau nahm mich dann aus dem Karton und ging mit mir in einen Nebenraum ... ich wehrte mich mit aller Kraft, dachte, sie wolle mich jetzt töten .... aber sie setzte mich nur in eine andere Kiste, wo ich rausgucken konnte, nahm das Telefon in die Hand und sprach mit einer anderen Frau.


Ich konnte leider nicht alles verstehen, nur Wortfetzen, wie ... "das geht doch nicht, man kann den kleinen Kerl doch nicht einschläfern, bloß wegen eines Kieferabszesses" ... "wann kannst du hier sein" .... "er ist viel zu dünn und braucht Intensivpflege" ... "gut, dann kläre das erst ab" ... und noch vieles mehr, bevor sie auflegte.


Kurze Zeit später wurde sie zurückgerufen und den einen Satz, der für mich LEBEN bedeutet, den habe ich ganz genau verstanden, denn da sagte sie: "Ich freu mich so für den Kleinen, bis gleich".


Die fremde Frau kam, sah mich an und sprach ganz leise und freundlich mit mir.


Sie sagte: "So mein Schatz, jetzt bist Du in Sicherheit und kriegst endlich das Leben, das Du verdienst! Ein neues Zuhause mit viel Platz und vielen anderen Kaninchen zum Kuscheln, wenn Du erst wieder gesund bist. Dein Name ist ab jetzt Floh und Du hast es dem Vorstand des Kaninchenschutz e.V. zu verdanken, dass wir Dir das Leben retten können."


Sie setzte mich in einer Transportbox in ihr Auto und nahm mich mit, ich hätte laut singen können vor Freude .. ich muss nicht sterben, ich muss nicht sterben .. lalalalala.


Und nun bin ich hier, habe ein großes Gehege für mich gaaanz alleine, bekomme ohne Ende Kuscheleinheiten und leckeren Brei, weil ich alleine noch nicht kauen kann. Am Donnerstag werde ich operiert und kastriert und noch vor Weihnachten darf ich dann zu den ganzen anderen Kaninchen, Meeries und Wellis, die hier auch wohnen, ziehen.


Und ich kann mit Freudentränen in den Augen nur sagen: "DANKE lieber Vorstand, dass Ihr mein Leben gerettet habt."


Liebe Grüße,

Euer Floh