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Thema: Kann man Kaninchen sterben lassen - oder immer lieber einschläfern?

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    Pflückliesel Avatar von Keks3006
    Registriert seit: 25.01.2012
    Ort: Sauerland
    Beiträge: 5.731

    Standard Kann man Kaninchen sterben lassen - oder immer lieber einschläfern?

    Hallo zusammen,

    ich erstelle dieses Thema (leider) aus aktuellem Anlass, in der Hoffnung, hier mehr Klarheit zu bekommen und beim nächsten Mal - wenn es denn nochmal eine ähnliche Situation geben sollte - dann entsprechend sicherer handeln zu können. So richtig passt es nicht ins Krankheitsboard, aber ich wusste auch nicht, wohin es sonst gehört, darf aber natürlich gerne passend verschoben werden.

    Mein Patch ist heute Mittag eingeschläfert worden und die Frage, die sich mir gestellt hat (und immer noch stellt), ist, ob das wirklich nötig war. Aber dazu schildere ich mal die gesamte Situation.

    Patch ist genau acht Jahre alt geworden und vor dem Hintergrund, dass er zur Hälfte Riese ist und mit über 4kg recht groß, ist das Alter doch schon recht stattlich. Dazu kam, dass man ihm auch schon länger anmerkte, dass er ein Senior ist. Dass er nicht mehr wahnsinnig viel älter wird, damit hatte ich also im Prinzip schon gerechnet. Nun sind aber meine Tiere zuletzt alle immer an irgendetwas Akutem verstorben oder mussten eingeschläfert werden und mir ist jetzt bewusst geworden, dass mir gar nicht richtig klar war, wie so ein ganz natürlicher Alterstod eigentlich aussieht und was mich damit erwartet.

    Bei Patch war es so, dass er sich von heute auf morgen veränderte: Freitagmorgen holte er sich keine Leckerei mehr ab und den Rest des Tages lag er an Stellen, an denen er sonst nie lag, was mir schon sehr dubios vorkam, und war an sich träge. Am Abend dann ließ er sich zunächst nicht mit den anderen einsperren, hatte sich im Freilauf versteckt und war kaum zum Laufen zu bewegen, wirkte dabei auch seltsam unsicher auf den Beinen. Im Gehege legte er sich dann direkt wieder hin. Eine genauere Betrachtung ergab für mich gar nichts - der Bauch war weich (er nahm auch noch etwas Möhrengrün), er zeigte keinerlei Anzeichen von Schmerzen, sondern wirkte einfach nur sehr, sehr müde. Für mich war in dem Moment eigentlich klar: Entweder es ist EC - oder er stirbt gerade.

    Da er von den anderen geputzt und bekuschelt wurde und sich einfach nur irgendwo verkriechen wollte, wo er sich sicher fühlte, habe ich gar nichts mehr gemacht und ihn einfach gelassen, wo er war. Nachts bin ich nochmal raus, um nach ihm zu schauen, da lag er einfach ruhig in seinem Versteck und schlief. Heute Morgen lag er dann auch noch genauso da, war aber kaum noch "ansprechbar", reagierte praktisch nicht auf Berührungen o.ä., obwohl er sich sonst nicht anfassen lässt. Er wirkte aber weiterhin nicht, als hätte er Schmerzen, sondern war ganz ruhig und eben einfach müde.

    Ich kann nicht sagen, woher ich das Gefühl hatte, dass er stirbt und dass es nichts ist, was sich beheben oder behandeln ließe. Aber es war einfach ganz anders als alles, was ich bisher an Kaninchen gesehen habe - egal ob EC, Bauchschmerzen, Darmverschluss, was auch immer. Es war vor allem diese völlige Ruhe, mit der er da einfach lag. Aber kann man ein Kaninchen dann einfach da sitzen und sterben lassen - wenn es eben doch eine Restwahrscheinlichkeit gibt, dass es etwas Akutes ist, und dass es vielleicht doch Schmerzen hat und es dann quasi unterlassene Hilfeleistung wäre, es nicht zu behandeln?

    Im Endeffekt bin ich also mit ihm zum Tierarzt gefahren, weil mir der Gedanke irgendwie widerstrebt hat, ihn sterben zu lassen, ohne zu wissen, ob ich etwas dagegen hätte tun können, und weil die Restzweifel, dass er leidet, eben da waren. Er wurde gerade von seiner großen Liebe bekuschelt, als ich ihn eingepackt habe, und rückblickend denke ich, ich hätte ihn dort lassen können. Beim Tierarzt wurde keine Ursache für seinen Zustand gefunden (es bestand eben nur wieder der Verdacht EC), ebenso wenig wie ein hörbarer Herzschlag, der war einfach schon sehr schwach. Dass er sich gegen die Untersuchung gewehrt hat, kostete ihn dann so viel Kraft, dass er sich am Ende nicht mehr aufrecht halten konnte und schließlich den Kopf überstreckte, sodass die Tierärztin, die gerade einen Behandlungsplan aufgestellt hatte, nur sagte: "Er will gerade sterben. Das bringt nichts - sollen wir ihn einschläfern?" Und weil ich sicher war, dass er mir sonst auf der Rückfahrt verstirbt, habe ich zugestimmt. (Mir ist klar, dass Überstrecken auch EC-Symptom sein kann, aber wie gesagt, er wollte einfach nicht mehr - selbst, wenn es akutes EC war, hätte man nichts mehr für ihn tun können, er war einfach wirklich schon auf dem Weg nach drüben.)

    Jetzt weiß ich also, dass ich recht hatte mit meinem Gefühl, dass er stirbt; aber war es richtig, mit ihm zum Tierarzt zu fahren, um ihn nach dem ganzen Untersuchungsstress letztlich in fremder Umgebung einschläfern zu lassen? Habt ihr so was schon mal erlebt und das Tier dann zu Hause zwischen seinen Freunden sterben lassen? Ich kann mir gut vorstellen, dass sich das noch eine ganze Weile hingezogen hätte, wenn ich nicht zum TA gefahren wäre. Kann man das aber überhaupt ehtisch vertreten, ein sterbendes Tier nicht einzuschläfern - ist Sterben also immer Leiden und sollte so oder so abgekürzt werden, wenn man es bemerkt, damit das Tier sich nicht unnötig über Stunden oder Tage quält?

    Was würdet ihr in so einem Fall tun? Das Tier zu Hause ganz natürlich versterben lassen (sofern es keine Schmerzen o.ä. anzeigt oder man gegen die Schmerzen behandelt)? Zum Tierarzt fahren und einschläfern lassen? Oder vielleicht zum Tierarzt fahren, um sich bestätigen zu lassen, dass es nichts Akutes ist und man wirklich nichts mehr tun kann, um es dann wieder mit nach Hause zu nehmen und dort anschließend natürlich sterben zu lassen?


  2. #2
    PS-Versager
    Registriert seit: 10.08.2009
    Ort: nördlich Hamburg
    Beiträge: 16.914

    Standard

    Also im Prinzip gibt es ja immer eine Erkrankung die dem zugrunde liegt.
    Ich habe noch nie ein altes Tier sterben lassen bzw. so eine Situation gehabt in all den Jahren.
    Meist ist es so das ein Tier z.B. nicht frißt, keine Leckerlis will, dann gehe ich direkt zum Tierarzt und checke was los ist: röntgen, Blut usw.
    Wenn er Freitag keine Leckerlis wollte ist natürlich die Frage was nun akut los war und ob er nicht evtl. heute "einfach" nur ein schwaches Herz hatte weil er wenig/schlecht fraß seit 2 Tagen? Das meine ich nun nicht böse.

    Was wurde heute noch an Diagnostik gemacht? Wie war die Temperatur?

    Alles Gute und herzliches Beileid.

  3. #3
    Erfahrener Benutzer Avatar von Tanja B.
    Registriert seit: 21.12.2010
    Ort: 26954 Nordenham
    Beiträge: 5.756

    Standard

    Nur kurz allgemein: Wenn es zumutbar ist, das Tier sich also nicht quält (und das muss man immer individuell bewerten), würde ich dem natürlichen Sterbeprozess immer den Vorzug geben.
    Auch wenn ich das Einschläfern für eine sehr humane Art der Beendigung eines Lebens halte, kann es eben für manche Tiere „zu früh“ sein, „nur“ weil der Halter den Prozess des Sterbens nicht mit ansehen kann.
    In der Regel merkt man, ob Abwarten oder Euthanasie die richtige Art ist sein Tier in den Tod zu begleiten.
    Ich habe von inzwischen 7 verlorenen Tieren 3 in den Tod begleitet, 2 sind plötzlich verstorben und 2 ließ ich einschläfern.
    Geändert von Tanja B. (18.01.2020 um 18:08 Uhr)

  4. #4
    Erfahrener Benutzer Avatar von Simmi14
    Registriert seit: 23.02.2010
    Ort: Frankfurt a. M.
    Beiträge: 7.902

    Standard

    Dasselbe Verhalten mit nicht bzw. wenig Fressen und liegen an Orten (Toilette), wo er sonst nie lag, hatte ich bei Blacky. Allerdings hatte er Krebs im Endstadium und 7 sichtbare Tumore, also bin ich auch Einschläfern gegangen. Die Höchstdosis Schmerzmedis bekam er und ich hatte Angst, dass er trotzdem Schmerzen hat. Dort hat er sich gewehrt und brauchte ein Nachspritzen, die TA meinte, er hätte ein starkes Herz und das Sterben hätte sich noch länger Hinziehen können.
    Wie lange dauerte der Sterbeprozess bei Deinen Tieren, Tanja?

  5. #5
    Erfahrener Benutzer Avatar von Tanja B.
    Registriert seit: 21.12.2010
    Ort: 26954 Nordenham
    Beiträge: 5.756

    Standard

    Ich hatte bisher noch keine Sterbebegleitung, wo es keine Vorerkrankung gab, daher ging es jedes Mal relativ schnell.
    Bei Zweien dauerte es etwa zwei Tage, über die sie kontinuierlich stark abbauten und bei dem Dritten dauerte es etwa 2-3 Wochen.
    Und ich sehe es jetzt jeden Tag in der Praxis, dass Sterben einfach kein linearer Prozess ist und es vielen Tieren sehr gut tut, wenn man sie zwar begleitet, dafür sorgt, dass sie so schmerzfrei wie möglich sind, aber gleichzeitig nichts tut, was sie noch „künstlich“ am Leben hält (Hunde und Katzen stellen teilweise 1-2 Wochen vor ihrem Tod schon die Futteraufnahme ein und wenn absehbar ist, dass es in den Tod geht, raten wir den Besitzern irgendwann auch, ihre Tiere nicht mehr zum Essen nötigen zu wollen).
    Und vor allem raten wir, wirklich loszulassen und dem Tier zu signalisieren, dass es in Ordnung ist, zu sterben und sterben zu wollen. Das fällt vielen unheimlich schwer, weil sie selbst Angst vor dem Tod haben oder noch nicht die Art gefunden haben, wie sie gut damit umgehen können, dass das Sterben zum Leben dazu gehört.

    Das klingt jetzt vielleicht irgendwie abgebrüht, ist es aber keineswegs.

    Und du hast mein volles Mitgefühl, liebe Keks

  6. #6
    can't change the world, but change the facts Avatar von stjarna
    Registriert seit: 30.04.2009
    Ort: BS
    Beiträge: 2.133

    Standard

    Ich habe es bisher einmal miterlebt, dass eines meiner Tiere ruhig zuhause gestorben ist. Und zwar war das unser erster Hund der chronisch krank war und schließlich von der TÄ mit Schmerzmitteln abgedeckt wurde, um in Ruhe in seinem Körbchen einzuschlafen. Natürlich ist er in dem Moment gestorben, in dem ich nicht mehr neben ihm knien konnte und mich mal hinsetzen musste. So würde ich es mir immer wünschen.
    Ich kann aber sehr gut verstehen, wenn man sich für die Eithanasie entscheidet aus Angst, dass man das Tier und den Prozess nicht ständig beobachten und ihm dadurch vermeidbares Leid und Schmerzen ersparen kann. Trotz allem ist das keine leichte Entscheidung.

    copyright Grit Rümmler 2009

  7. #7
    Pflückliesel Avatar von Keks3006
    Registriert seit: 25.01.2012
    Ort: Sauerland
    Beiträge: 5.731

    Standard

    Danke

    Alex, du hast natürlich recht. Ich habe auch überlegt, ob ich das überhaupt so hier schreibe, weil ich niemals bei jemand anderem gut geheißen hätte, so zu reagieren. Und habe es dann letztlich doch gemacht, weil ich dachte, wenn ich so fatal falsch interpretiere, was los ist, sollte mir das zumindest einer sagen, aber vielleicht kennt das ja doch jemand von einem seiner Tiere, und ein wenig klingt es ja schon so.

    Normalerweise würde ich auch anders reagieren. Ich kann es auch nicht richtig erklären. Aber wie Patch sich verhalten hat, das habe ich so einfach noch nie erlebt. Er war so vollkommen in-sich-ruhend. Wirkte völlig entspannt. Das kenne ich von Tieren nicht, die einfach etwas haben, das behandelt werden muss (EC würde ich es halt noch zutrauen, weil das ja gefühlt alles verursachen kann), die fühlen sich unwohl, sind angespannt... Wie gesagt, vielleicht spinne ich auch völlig, ich weiß es nicht.

    Diagnostik wurde nicht mehr viel gemacht, es war einfach nicht mehr möglich. Er wurde gründlich durchgetastet und abgehört, die Ohren und Zähne gecheckt, wirklich etwas ergeben hat es nichts. Aber klar, es kann natürlich trotzdem irgendwas gewesen sein, das man nicht so ohne Weiteres erkennt. In der Gruppe hat ein Tier ja auch EC, das sich nur äußert, indem es auf die Organe schlägt. Vielleicht hatte er das auch - und es ist bei ihm nur einfach nie aufgefallen. Aber machen können hätte man daran jetzt wohl dann auch nichts mehr; da hätte ich es dann im Vorfeld leider versäumt, das irgendwie zu bemerken.
    Geändert von Keks3006 (18.01.2020 um 19:10 Uhr)


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