... das liebebedürftigste und anschmiegsamste Kaninchen, das ich kennenlernen dürfte
Im Herbst letzten Jahres kamst du bei mir an
Dein schlechter Zustand, als du aus der Transportbox gewankt bist,
war unbeschreiblich:
Klapperdürr, kaum Muskeln, wunde Pfoten auch an der Oberseite, Uringelb bis auf den Rücken, übersäht mit großflächigen Bisswunden, ganze Fellteile fehlten.
Dazu stinkend, so einen Kot hatte ich vorher noch nie gesehen.
Damit du beim Transport der Mitfahrgelegenheit nicht 'auffällst',
warst du über und über mit Parfüm besprüht
Es hat lange gedauert, bis du deinen reinen, kaum merkbaren Kaninchengeruch wieder hattest.
Als erstes haben wir versucht, dich aufzupäppeln,
du warst so dünn
Dankbar hast du das geraspelte Futter angenommen,
endlich etwas, was du einigermaßen kauen konntest und so etwas in den Magen bekamst.
Du warst randvoll mit Kokzidien und Hefen,
dagegen behandelt ging es dir schon sichtlich besser.
Mein Silberschnäuzchen
Nachdem du deine lästigen Mitbewohner losgeworden bist,
durftest du umziehen, mehr Kontakt, den du so brauchtest.
Futter, viel Futter war jetzt wichtig!
Um dich wieder aufzupäppeln, damit du stark genug für eine ZF wärst.
Du warst schon viel fitter geworden, hast neugierig die neue Umgebung erkundet und standest sicher auf den Hinterpfoten:
Aber dich anzuschmiegen war und blieb das Größte für dich
und kam vor allem anderen.
Immer bereit für eine Kuscheleinheit.
Bald schon hattest du deinen Lieblingsplatz gefunden:
Auf den Wäschtonnen, wo du tagsüber,
aber auch jede Nacht geschlafen hast, hinten am Schrank.
Kam wer, kamst du nach vorn gehoppelt und hast eine Streicheleinheit abgestaubt.
Es ging dir richtig gut!
Dann kam der Rückschlag:
Deine Backe wurde dick, ein Abszess
Die erste OP hast du prima überstanden,
wir schöpften Hoffnung, du stabilisiertest dich, futtertest weiter,
es ging dir gut.
Dann die ominöse Krankheit, die alle meine Kaninchen befiel.
Auch du stelltest dein Futtern ein, musstest zwangsgefüttert werden und es ging dir dreckig, wie auch den anderen.
Du hast es überstanden, meine Kämpfermaus
Dann der zweite Abszess, diesmal am Oberkiefer.
Die Frage war nun, weiter versuchen oder dich schlafen lassen.
Ich konnte dich noch nicht gehen lassen, einen Versuch wollte ich mit dir noch wagen, du hattest so ein armseliges Leben gehabt und ich wollte dir noch was bieten, Schmerzfreiheit, Gesellschaft, viel mehr Platz, u.a.
Du hast die zweite OP schlechter verkraftet, aber dich berappelt.
Dem Wesen nach warst du wie immer, munter und agil und auch entspannt,
guckt mal, wie lang die Luisa war (hat die ganze Ikea-Box ausgefüllt),
aber das Fressen fiel dir sichtlich schwer und ich begann zuzufüttern.
Du mochtest deinen Brei aus der Spritze,
hast ihn gern und freiwillig genommen.
Von daher hatte ich noch viel Hoffnung, wer frisst, überlebt!
Anschließend eine lange Ruhepause auf dem Bett.
Dann der Rückschlag, du hattest eine Kiefersperre, konntest dein Mäulchen nicht mehr öffnen, kaum einen Millimeter.
Als letzte Chance gingen wir mit dir zur Physiotherapie, ich ließ mir zeigen, wo und wie du behandelt werden musst, um dir die anstrengende Fahrt nach Berlin zu ersparen.
Und du hast es genossen, die täglichen Massagen.
Hast dich dabei auf die Seite geworfen und geseufzt vor Vergnügen
Der Eiter ging zurück und ich dachte, wir hätten es geschafft.
Zumal du wieder anfingst von selber zu fressen, zwar nur Erbsenflocken, aber immerhin.
Aber dann wolltest du gestern mittag plötzlich gar nicht mehr fressen, mit nichts konnte ich dich locken. Das Füttern war ein Qual. Ich dachte, du hättest Bauchweh. Habe dich behandelt, die Medikamente mochtest du nicht, aber Bauchmassagen waren hochwillkommen, meine Kuschelmaus.
Aber es ging dir sichtlich schlecht,
das ist das letzte Bild von gestern von dir
Ich habe mich die letzte Nacht zu dir auf den Boden gelegt und bin mit dir im Arm eingeschlafen.
Heute morgen ging es dir sehr schlecht, du bekamst kaum noch Luft, legtest den Kopf in den Nacken, warst verzweifelt.
Du hattest noch so viel an Lebensmut, nur dein Körper wollte nicht mehr mitmachen.
Ich fand eine Tierärztin, die bereit war, in ihrer privaten Zeit vorbeizukommen,
um dich in deiner gewohnten Umgebung über die Regenbogenbrücke zu geleiten.
In meinen Armen bist du eingeschlafen und hast deine erlösende Spritze bekommen.
Meine Luisa, meine Kuschelmaus, so hätte es nicht enden sollen,
aber so war es und musste wohl sein.
Schlaf gut, Luisa,
träum süß und hopple mit den vielen anderen unserer geliebten Kaninchen über grüne Wiesen
Ich werde dich nie vergessen!
Du warst für mich das ideale Kaninchen!
Anschmiegsam, kuschelig, groß, wunderschön und doch mit einem eigenen Charakter und sehr ausgeprägten Vorlieben (Paprikasaft!).
Wie gern hätte ich dir gezeigt, wie schön das Leben sein kann.
Verzeih mir, wenn wir zu viel getan haben sollten,
wenn wir dich zu lange am Leben hielten,
wo du doch kaum Reserven hattest.
Du hast keinen Fellwechsel gemacht, wie alle anderen hier,
du wusstest wohl, dass es dein letztes Fell ist und es lohnte sich nicht mehr
aber es war wieder strahlend weiß und weich und duftete nur nach dir,
deinem eigenen, kaum wahrnehmbaren feinen Geruch.
Leb wohl, Luisa
ich habe dich so geliebt, so um dich und mit dir gekämpft
und doch heute mit dir eines der großartigsten Kaninchen verloren.
Trauert mit mir um ein zauberhaftes Wesen,
welches so vernachlässigt wurde
und keine Chance mehr hatte.
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