Hallo!
Ich bin seit Januar Kaninchenmama und bin mit meinem Latein gerade am Ende. Mein Problem ist folgendes:
Anfang Januar haben mein Mann und ich den kleinen Zwergkaninchenbock Charlie adoptiert, damals gerade einmal 10 Wochen alt. Ursprünglich wollten wir direkt ein Pärchen adoptieren, allerdings haben wir uns direkt in Charlie verliebt und es gab vor Ort kein passendes Weibchen für ihn. Außerdem hat uns der Verkäufer versichert es sei kein Problem den kleinen Mann erst einmal kastrieren zu lassen und im Anschluss ein Weibchen dazu zu setzen.
Beim Tierarzt stellte sich kurz darauf heraus, dass Charlie bereits kastriert sei und nach dieser guten Nachricht konnten wir es kaum erwarten Charlie mit einem Weibchen zu vergesellschaften. Die Suche nach einer Partnerin, die etwa dasselbe Alter und dieselbe Größe hat gestaltete sich als relativ schwierig. Nach kurzer Zeit fanden wir in einem Zoohandel Lola, gerade frisch vom Züchter und noch ganz klein (max. 8-10 Wochen alt). Wir hatten wegen der Größe unsere Bedenken die beiden zusammen zu setzen, haben nach etwa einer Woche doch einen Versuch gewagt, der leider misslungen ist. Lola hatte gegen den etwa doppelt so großen Charlie keine Chance. Sie zeigte keinerlei Interesse an ihm, wollte nur fressen und ihre Ruhe und Charlie hat sie ohne Unterbrechung nur gejagt und von allen Seiten berammelt. Nach 2-3 Stunden haben wir das Experiment abgebrochen, weil wir auch im Internet teilweise gelesen hatten, dass man Kaninchen nicht unter 16 Wochen vergesellschaften sollte.
Also haben wir unserer Lola ein wunderschönes Kaninchenzimmer eingerichtet, um sie erst einmal alt und groß genug werden zu lassen, damit sie einen Geschlechtstrieb entwickeln kann und wir wollten es, sobald sie 16 Wochen alt ist, wieder versuchen. Ich habe auch immer darauf geachtet, dass sie genug Abwechslung bekommt, neues Spielzeug erkunden kann oder auch mal einen Ausflug in den Garten machen kann.
Letzte Woche Freitag war es dann soweit: wir wollten einen 2. Vergesellschaftungsversuch starten. Ich richtete einen neutralen Kellerraum her, in dem beide bis auf den 1. Versuch noch nie waren, verteilte Futter und Häuser aus Pappkartons (mit 2 Ausgängen) auf dem Boden. Dann holte ich erst Lola, die insgesamt ängstlicher ist, in den Raum und ließ sie dort erstmal alles erschnuppern. Etwa 20 Minuten später setzte ich Charlie dazu. Zuerst beschnupperten die beiden sich kurz und dann ging auch direkt der Kampf los. Sie verkeilten sich wie eine Fellkugel ineinander, rollten über die Boden, genauso wie es in der Fachliteratur und im Internet beschrieben wurde. Es sah alles sehr brutal aus, allerdings machten wir uns keine Sorgen, weil wir gelesen hatten, dass dieses Verhalten normal ist und man nicht eingreifen sollte. Teilweise sprangen sie aufeinander zu, jagten sich gegenseitig oder einer rannte an dem anderen vorbei und rempelte ihn dabei hart an. Allerdings gab es auch Pausen, in denen sie beide einfach für einige Minuten ausgestreckt auf dem Boden lagen und sich ausruhten. Insgesamt waren mein Mann und ich sehr zuversichtlich, dass die Vergesellschaftung funktioniert. Zwischenzeitlich hatte Charlie, der vor ca. 5-6 Wochen eine Lungenentzündung hatte und Antibiotika nehmen musste, einige Probleme mit der Atmung (keuchen und grunzen) und seine Nase blutete ganz leicht. Ich ließ beide für etwa 10 Minuten allein und als ich wieder zu ihnen kam blutete Charlie ganz stark aus Nase/Mund, dass das Blut schon auf den Boden tropfte. Trotzdem suchte er immer wieder die Konfrontation. Das war der Moment, an dem uns die Sache zu gefährlich wurde und wir die beiden trennen mussten. Ich fuhr dann mit Charlie zum Tierarzt, der eine tiefe Fleischwunde durch einen Biss an der Nase diagnostizierte.
Der Tierarzt ist der Meinung dass beide nicht zueinander passen und sie sich niemals verstehen werden. Wir sind allerdings immer noch zuversichtlich, dass es mit den beiden funktioniert, haben jetzt aber Angst, wenn die Wunden verheilt sind, einen dritten Versuch zu starten.
Die Vergesellschaftung fand im Keller statt, der Raum hat etwa 16-20qm. Im Raum verteilt standen mehrere selbstgebastelte Häuschen aus Pappkartons mit jeweils 2 Ein- und Ausgängen und 2-3 Futterstellen mit Trockenfutter, frischem Grünfutter und Heu. Im Nachhinein bereuen wir die Papphäuser, da sie doch für 2 Kaninchen zu eng sind und sie sich mehrmals im Haus verkeilt haben und nicht mehr zusammen durch den Ausgang gepasst haben. Eventuell könnte der Biss in die Nase auch aus Panik im Haus passiert sein, weil sie quasi dort festgesteckt haben.
Beide Kaninchen leben im Haus, da das Wetter bisher noch keinen Umzug in Außenhaltung erlaubt hat. Charlie darf hier auf 2 Etagen alles nutzen, sein Ess- und Schlafbereich für die Nacht befindet sich im Wohnzimmer. Lola hat ihr eigenes Zimmer, das ab Juli als Kinderzimmer genutzt werden soll. Seit etwa einer Woche darf sie stundenweise (wenn Charlie unten bleiben muss) auch die 1. Etage erkunden, damit sie noch mehr Auslauf hat und sich auch so langsam mit den restlichen Räumen des Hauses vertraut machen kann.
In den letzten Tagen vor der Vergesellschaftung haben wir den Fehler gemacht, dass wir in der 1. Etage einen großen Pappkarton als Trennung in den Flur gestellt hatten. So konnten sie sich beide dort aufhalten. Sie konnten sich zwar nicht sehen, aber wahrscheinlich riechen und hören. Außerdem habe ich am Tag der Vergesellschaftung den Pappkarton durch ein Gitter ersetzt, weil ich testen wollte, wie sie aufeinander reagieren. Vielleicht habe ich dadurch die Gemüter der beiden erregt und die Aggression gesteigert.
Einerseits sind wir der Meinung, dass die Vergesellschaftung geglückt wäre, wenn der stark blutende Biss nicht geschehen wäre und wir sind nach wie vor zuversichtlich, dass wir die beiden aneinander gewöhnen. Wir hätten auch keinen Plan B, da wir beide so lieb gewonnen haben und keinen weggeben möchten. Jedoch bin ich der Meinung, dass sie beide auf keinen Fall auf Dauer allein bleiben sollen. Andererseits haben wir Angst, dass unser Tierarzt Recht behält und der 3. Versuch genauso gefährlich endet wie der letzte.
Wie würdet ihr verfahren? Sollen wir noch einen letzten Versuch starten? Sollten wir vielleicht vorher beide in ihre Boxen packen und erst einmal eine Runde Auto fahren? Ist es besser das Ganze im Garten zu machen, wo beide vielleicht durch die Umgebung positiver reagieren? Wir wissen nicht mehr weiter...
Vorab schonmal vielen, vielen Dank!! :-)
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