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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kieferabszess OP



Blitz
11.04.2022, 14:45
Hallo, bin neu hier. Hoffe mir können Leute Tipps geben, die Erfahrung mit Kieferabszessen bei Kaninchen gemacht haben.

Meine Häsin fast 9 Jahre alt, hat leider zwei Unterkieferabszesse wegen entzündeten Zähnen die am 26.1. diagnostiziert wurden. Zu der Zeit war sie auch abgemagert und hatte Untertemperatur. Meine 2 leben draußen, also musste ich sie reinolen und erst mal aufpeppen, Antibiotika (Baytril) bekam sie bis Mitte Februar.
Es hat dann bis März gedauert, bis sie wieder ein normales Gewicht hatte und fitter wurde.
Leider hat sie auch einen leichten Schnupfen parallel entwickelt.

Nun zu unserem Problem.
1. Lasse ich sie überhaupt operieren? Sie ist fast 9 und es wären ansich 2 OPS, wenn man nicht in einer OP beide Seiten schafft bzw nicht alle betroffenen Zähne in einer Narkose ziehen kann. Sonst wirkt sie fit, ist aber laut TA trotzdem eine große Hausnummer für das Tier. Ich will sie aber auch nicht einfach so lassen denn ihr Kieferknochen ist bereits angegriffen und ich kenne die Folgen, wenn man es so lässt.:sad1:


2. Falls Falls sie operieren lasse, wozu ich ja theoretisch neige, dann sollte sie bald operiert werden. Ich habe 2 Heimtierärztinnen zur Hand die zwei unterschiedliche OP Methoden machen.
Tierärztin Nr. 1 würde eine tamponade reinsetzen und diese wöchentlich wechseln, unter Lokalanästhesie wird dann die Wunde jedesmal geöffnet, gesäubert und wieder vernäht.
Tierärztin Nr. 2 macht die klassische Methode, wo ein Dranaige Loch bleibt welches man täglich spülen muss bis kein Eiter mehr kommt.

Meine Kaninchen leben momentan noch drinnen bis es nachts warm genug ist, sind sie noch im Haus.
Wenn ich also die Methode mit dem Loch machen lassen würde, käme da nicht wenn sie wieder raus kommen Dreck rein und oder Fliegenmaden dran?
Andererseits schreckt mich die Tamponaden Methode ein bisschen ab, da sie dann immer mit Wunde und Naht rumlaufen wird.

Welche Methode habt ihr machen lassen und was sind eure Erfahrungen mit der Nachsorge und der Heilung?

Und das letzte Problem ist, dass ich mich entscheiden muss, ob ich vorher nochmal ihren (dezenten) Schnupfen behandeln lassen soll, denn der erhöht etwas das Narkoserisiko, allerdings wird sie auch teils intubiert. Sie hat eine freie und trockene Nase und niest nur gelegentlich trocken. Wenn ich jetzt also eine Spülprobe nehmen lasse und wir Falls ein Ergebnis kommt nochmal mit Antibiotikum behandeln, zieht sich das bis zu 5 Wochen und sie kann erst später operiert werden. Und die Tierärztin sagte, bei der Spülprobe könnte theoretisch Wasser in die Lunge, was mir angst macht.

Luisa K.
11.04.2022, 15:10
Erstmal herzlich wilkommen im Forum!:umarm:

Wurden bei deiner Dame schon Röntgenbilder gemacht? Das würde ich zwingend vor einer OP machen. Manche TÄ machen auch Röntgen und OP quasi in einem Rutsch, also erst das Röntgenbild und direkt im Anschluss in der selben Narkose die OP. Allerdings eher bei Tieren, bei denen das Ausmaß noch nicht ganz klar ist.
Ich frage deshalb, weil ein vermeindlicher Schnupfen auch gut auf Zahnprobleme des Oberkiefers hindeuten kann.

Für welche OP-Methode du dich auch entscheidest, ich würde tendentiell eher davon ausgehen, dass du die Entzündung nicht mehr aus dem Kiefer rauskriegen wirst, wenn der Knochen schon angegriffen ist.
Wie gut und was frisst sie denn selbstständig?

Persönlich habe ich mit der zweiten Methode Erfahrungen gemacht. Meine 7jährige Dame hatte einen sehr verkorksten linken Unterkiefer. In einer ersten OP wurde es mit nur Zähne-ziehen versucht, allerdings war die Entzündung schon so weit im Knochen, dass wir quasi Methode zwei hinterher gemacht haben. Die OP erfolgte im Februar letzten Jahres, von da mussten wir das Loch plus Abszesshöhlen dahinter tw. täglich spülen. Gelebt hat sie noch bis Ende Oktober. Hier hab ich ein wenig von ihr berichtet:
https://www.kaninchenschutzforum.de/showthread.php?t=147781&p=4824078&viewfull=1#post4824078
Sie hat die komplette Zeit im Haus gelebt, allerdings mit Gartenfreilauf über den Tag. Probleme mit Dreck oder Fliegenmaden hatten wir keine, auch, weil sich jeden Tag aufs Neue eine Kruste über dem Loch gebildet hatte.

Für mich wäre auch ausschlaggebend, wie gut händelbar das Tier ist und ob man es sich selber zutraut, teils tiefe Wunden zu versorgen. Charly war sehr menschenbezogen, weswegen es auch kein Problem war, sie über einen längeren Zeitraum (20-30 Min) für die Behandlung zu fixieren.

Methode Nr 1 wäre vielleicht sinnvoller, wenn das Tier sicher wieder den ganzen Tag draußen leben soll und sich nicht gut (täglich) händeln lässt.

Ob man überhaupt operiert würde ich vom Allgemeinzustand des Tieres und seinem Lebenswillen abhängig machen.


Wie du dich auch immer entscheidest, ich wünsch euch schon jetzt alles gute und drücke die Daumen!:umarm:

Blitz
11.04.2022, 15:16
Hallo und vielen Dank für deine Antwort. Ja, es wurde mittels Wach CT diagnostiziert :)

Alexandra K.
11.04.2022, 16:56
Wenn der Kieferknochen betroffen ist, ist die Prognose schlecht.
Ich persönlich würde einem Tier in dem Alter nicht so eine invasive OP zumuten wollen sondern palliativ agieren.

Blitz
11.04.2022, 17:27
Wenn der Kieferknochen betroffen ist, ist die Prognose schlecht.
Ich persönlich würde einem Tier in dem Alter nicht so eine invasive OP zumuten wollen sondern palliativ agieren.

Also pauschal kann man das nicht behaupten, mein anderes Kaninchen hatte eine schlimme Otitis Media mit angegriffenem bzw aufgelöstem Knochen und die OP brachte dennoch Erfolg. Wichtig ist ein knochengängiges Antibiotikum. Abgesehen davon hätte es mir die TÄ ja mitgeteilt, wenn eine OP nicht mehr möglich wäre

Luisa K.
11.04.2022, 18:46
Kieferknochen sind aber nochmal ne andere Hausnummer als Knochen am Ohr, da sie nochmal ein bisschen überlebenswichtiger und eher dünner sind. Ein schon durch eine Entzündung angegriffener Knochen im Unterkiefer (!) bricht bei Operationen viel schneller, was es dem Tier nahezu unmöglich macht, schmerzfrei -oder überhaupt- zu fressen. Auch sonst muss ein Kieferknochen ganz anderen Belastungen standhalten.

Also kann man die beiden Krankheiten aufgrund u.a dieser Sachen schlecht in ihrem Outcome nach einer OP vergleichen, auch wenn es erstmal gleich erscheint (Entzündung im Knochen).

Burkhard
11.04.2022, 22:05
Ein schon durch eine Entzündung angegriffener Knochen im Unterkiefer (!) bricht bei Operationen viel schneller, was es dem Tier nahezu unmöglich macht, schmerzfrei -oder überhaupt- zu fressen. Auch sonst muss ein Kieferknochen ganz anderen Belastungen
standhalten.
Ich hatte ein Tier, dass mit gebrochenem Kiefer normal gefressen hat und der Bruch erst bei der Zahnkontrolle festgestellt wurde.
Er ist nicht während der OP gebrochen, sondern später, als er wohl mit dem Kiefer gegen eine Türkante geknallt ist.
Der Kiefer wuchs zwar etwas schief zusammen, aber er kam damit klar.

Ein zweites Tier hätte den Kieferbruch auch überstanden, wenn nicht ein Stück Knochen abgesplitter wäre, sich entzündet hätte und sich dadurch ein weitere Abzess gebildet hatte.
Das war letztendlich ihr Todesurteil, weil wir den nur schwer in den Griff bekamen und sie plötzlich 3 Tage nach einer 2. OP verstarb, obwohl sie schon auf dem Weg der Besserung war.

Was ich damit sagen will: ein Kieferbruch kann ein Todesurteil sein, muss es aber nicht zwangsläufig.

Vivian L.
11.04.2022, 23:03
Hallo, die Frage ob und wie - lässt sich extern nur wirklich schwer empfehlen.
Es kommt unteranderem drauf an in welchen allgemeinzustand das Tier sonst ist. Und wie Stressanfällig und auch auf das eigene können.

Ich persönlich, unabhängig deines falls, bevorzuge die 2 Methode. Aber ich bin auch in der Lage die Wunde täglich selbst zu spülen. Müsste ich dafür täglich zum Tierarzt, empfinde ich es als unzumutbar, besonders für stressanfällige Tiere. Methode 1 empfinde ich ebenfalls gruselig und unangenehm fürs Tier. Zumal ich mich frage wie man das mit einer reinen lokalanästhesie hin bekommen möchte. Dann würde ich das Tier liebe kurz mit einer Inhalationsnarkose abfixen als am wachen Tier im Maul zu nähen. Habe aber zugegeben mit der Methode 1 auch keine Erfahrung

Unterkiefer ist immer eine furchtbaaaaar heikle Sache. Es stellt sich auch die Frage, wie groß Sind die Abszesse? Wie viele Zähne müssen raus? Bei einem nicht intakten Unterkiefer beidseits Zähne zu ziehen ist sehr heikel. Ist der Unterkiefer nur leicht angegriffen, mag das noch gehen. Hat man schon größere Abszesse muss man es auf 2 OPs verteilen.

Du hättest natürlich noch die Möglichkeit einfach palliativ ordentlich mit Schmerzmittel zu arbeiten.

Die Futteraufnahme alleine bei einem Kaninchen sollte schon längst kein Indikator mehr für das Wohlbefinden sein und der Bewertung des Allgemeinzustand eines Tieres dienen. Ich hatte zu oft Tiere die trotz unfassbarer Schmerzen gefressen haben. Kaninchen sind Meister im verstecken.

Solltest du dich für eine OP entscheiden und der schnupfen aktuell nicht ganz so schlimm, würde ich erst die OP machen und danach den schnupfen angehen.
Durchaus möglich das durch die Keime des Abszesses das ganze immunsystem überstrabaziert ist. Und auch regelmäßig Keime "aufsteigen".

Amber.
12.04.2022, 04:17
Besitzen die Heimtierärzte die Zusatzqualifikation für Zahnheilkunde?
Falls nicht, würde ich mir eine dritte Meinung einholen, denn die kennen oft noch andere Wege.

Damals bei meiner musste ich gar nichts machen, ich kann aber auch nicht mehr sagen, was da der Tierarzt genau gemacht hatte.

Ansonsten würde ich aufs Tier schauen.
Meine war damals auch über 8 und wurde in relativ kurzen Abständen operiert. Einmal Zähne ziehen und Abszess Behandlung und wenig später Kastration wegen Krebs.
Beides nicht leichte OPs, aber sie hat es wirklich gut geschafft.

LG

Alexandra K.
12.04.2022, 07:55
Die Futteraufnahme alleine bei einem Kaninchen sollte schon längst kein Indikator mehr für das Wohlbefinden sein und der Bewertung des Allgemeinzustand eines Tieres dienen. Ich hatte zu oft Tiere die trotz unfassbarer Schmerzen gefressen haben. Kaninchen sind Meister im verstecken.
Das kann ich nur unterschreiben! Ein fressendes Tier ist nicht zwangsläufig schmerzfrei.