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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kieferabszess - Erfahrungen gesucht



LunaKiwi
19.01.2019, 23:49
Hallo,

ich bin normalerweise eher stiller Mitleser, nun hoffe ich aber doch nochmal auf Erfahrungen bei Kieferabszessen...

Ich habe einen 11 jährigen Kastraten, der seit drei Jahren bei mir lebt.
Er hat ganz katastrophale Zähne, die sind schwarz und stehen in alle Richtungen, manche Zahnleisten sind komplett im Kiefer gekippt.
Er kam aus dem Tierheim und lebte vorher in Einzelhaltung, und es hat sich nie jemand dafür interessiert, da er trotz spitzer Zacken, die ihn in die Backe gestochen haben, tapfer weitergefressen hat, ist es auch nicht aufgefallen.

Er hat regelmässige Zahn-OPs und Kontrollen, so alle zwei bis drei Monate.

Letztes Jahr im April ist bei der Zahn-OP festgestellt worden, dass auf einer Seite alle Zähne locker waren, sie wurden gezogen, und darunter ein riesiger Abszess war, bzw. mehrere nach außen.
Die Abszesse wurden gespalten und über mehrere Wochen gespült, also der Teil, der nach außen ging. Es war recht klar, dass die Aussicht auf Erfolg recht gering war, da die Ursache im Kiefer lag, man konnte das deutlich auf dem Röntgenbild erkennen, im Kiefer waren noch Reste der Backenzähne, Dentin heißt das, wenn ich mich richtig erinnere, und um die Ursache zu beseitigen hätte man den halben Unterkiefer entfernen müssen.

Nachdem die ersten Abszesse weg waren, haben sich direkt daneben neue gebildet, die erneut geöffnet und gespült wurden, aber auch danach waren wieder neue fühlbar.
Im Maul war weitgehend alles wieder o.k., nur an einem Schneidezahn kam etwas Eiter. Der Zahn selbst war fest.

Da er ein absolut unproblematischer Patient ist und er damit gut zurecht kommt, war Einschläfern keine Option. Er hat noch seine Tiefschlafphasen, wühlt in den Toiletten, schmust mit seiner Partnerin und frisst mit großem Genuss.
Er bekommt mittlerweile fast ausschließlich eingeweichte Cunis und dazu etwas geschälten Hanf als Leckerli und Erbsenflocken.

Frischfutter kann er wegen der katastrophalen Zähne nur sehr wenig fressen, er mag weiche Äpfel und frisst etwas Kräuter, Löwenzahn und Kohlrabiblätter.

Er hat im letzten Jahr bei den meisten Tierarztbesuch sein Gewicht gesteigert und wiegt jetzt fast 300 Gramm mehr als früher. Er war immer recht dünn, obwohl er viel gefressen hat, ein Blutbild von vor drei Jahren hatte ergeben, dass er einen zu geringen Eiweißwert hat.
Die aktuelle Fütterung bekommt ihm also sehr gut.

Das letzte halbe Jahr wurden nur noch alle zwei Wochen die größten Abszesse geöffnet und geleert. Wenn gerade eine Zahn-OP anstand, wurde es in Narkose gemacht.

Von Antibiotika hielt die Tierärztin nicht so viel, sie meint, es kommt sowieso nicht dorthin, wo es wirken müsste, ich habe zwar darüber gelesen, dass in vielen Fällen Antibiotika gespritzt wurde, war mir aber nicht sicher, ob es in unserem Fall helfen würde, und da ich auch selbst äußerst ungern etwas spritze, habe ich es erstmal verworfen.

Eine homöopathische Behandlung haben wir auch gemacht, das hat zwar sein Allgemeinbefinden verbessert bzw. stabilisiert, aber nichts an den Abszessen verändert.

Nun hatte er bei den letzten beiden Terminen ziemlich viel Eiter im Maul, so dass die Tierärztin ein Antibiotikum geben wollte und wir daher auch ein Antibiogramm veranlasst haben.
Er bekam Enrofloxacin, das gegen den aeroben Keim (Pasteurella multocoda) wirksam war.

Es wurde allerdings auch ein anaerober Erreger festgestellt, Veillonella species.

Wirksam wären gegen diesen Amoxicillin/Clavulansäure, Clinda-/Lincomycin, Fusidinsäure, Chloramphenicol und Metronidazol.

Meine Tierärztin meinte, dass sie nichts in der Literatur gefunden hätte, dass Clavulansäure für Kaninchen verträglich wäre, und dass es Amoxicillin aber nur als Kombipräparat geben würde. Und die meisten angegeben Antibiotika unverträglich für Kaninchen wären.

Ich habe mir das Antibiogramm ausdrucken lassen und nochmal gegoogelt.

Ich hatte vor kurzem schonmal recherchiert und diverse Forenbeiträge (über Google, nicht unbedingt hier) gefunden, dass man Synulox spritzen kann, welches Amoxicillin/Clavulansäure enthält.

Ich merke schon, dass er jetzt auch öfter leer kaut und den Eiter schluckt, außerdem haben die Abszesse außen am Unterkiefer deutlich zugenommen, beim letzten Mal waren eher die tieferen voll mit Eiter, sonst eher die, die außen lagen und sich so leichter öffnen und leeren ließen. Diesmal hat er auch deutlich dabei gezuckt und läuft jetzt auch vor mir weg, bzw. sitzt meist unter der Couch. Normalerweise macht er den Eindruck, als würde es nicht wehtun.

Es ist auch alles relativ dick, obwohl wir erst am Donnerstag dort waren, und mir ist recht klar, dass ich ihm das so wie es abgelaufen ist, nicht häufiger zumuten möchte / kann.

Bevor ich ihn einschläfern lasse, würde ich dann doch lieber einen Versuch machen mit einem Antibiotikum. Zuerst dachte ich, dass ich das auf keinen Fall machen möchte, weil ich zu sehr Angst habe, dass etwas daneben geht oder es nicht klappt, nachdem ich zwei Tage darüber nachgedacht habe, denke ich, dass ich das schon hinbekomme.
Er ist ja auch wirklich brav und ich hatte schon früher mal Kaninchen, die ich wegen einem Schnupfenerreger gespritzt habe, das ging gut, ich mache das aber grundsätzlich nicht gern und bin auch nicht sehr geschickt darin.

Wenn er so wie meine Häsin wäre, die sich ungern anfassen lässt, hätte ich ihn schon längst einschläfern lassen.
E.C. positiv ist er auch, er hatte zuletzt im Tierheim einen Schub, ich hatte gedacht, dass er durch den Stress vielleicht einen E.C.-Schub bekommen würde, aber auch das hat er problemlos weggesteckt.

Hat jemand von euch vielleicht Erfahrungen mit so einem Fall, und kann mir sagen, welches Antibiotikum knochengängig ist und ob es überhaupt Aussicht auf Erfolg hat, ich möchte ihn ja nicht unnötig quälen...
Und ich wäre auch dankbar für Hinweise, worauf ich achten muß beim Spritzen und wie lange man das am Besten macht, damit es Erfolg hat....

hasili
20.01.2019, 01:35
Ich hatte einen ganz ähnlichen Fall gerade, aber Oberkiefer.

Meine TÄ hat sofort mit AB angefangen. Amoxicillin/Duphamox.(auch nach Antibiogramm) ..es hat aber nichts gebracht. Erst ja, es sah alles besser aus, ist abgeschwollen und wir waren hoffnungsvoll. Dann war wieder alles voller Eiter, schlimmer als vorher...sie hat das AB gewechselt: Distreptomycol oder so ähnlich, Wirkstoff ist in Streptipen auch vorhanden (das spritzen hier glaube manche). Meine TÄ sagte, dass das dem Veracin ähnlich ist und knochengängig ist oder zumindest 2 weitere Wirkstoffe (mehr als Amoxic.) hat.
Es hat sich aber kaum etwas verändert...ein wenig ist es abgeschwollen.

Aber letzlich war wohl die gesamte Prozedur, es ging über etliche Wochen, zu viel.
Ziemlich plötzlich hat sie am letzten Tag total abgebaut, das Fressen eingestellt, merkwürdige Körperhaltung gehabt und schien nur noch Schmerzen zu haben. Ich denke auch , dass die Nieren versagt haben. Sie musste erlöst werden, was all die Wochen vorher auch schon im Raum stand.

Und wie bei Deiner Kleinen, hat meine auch munter gefressen, geköttelt, keinerlei Bauchgeschichten gehabt und ich konnte sie deshalb nicht gehen lassen. Aber der Eiter hat sich letztlich überall durchgefressen und die Behandlung wurde einfach zu viel für sie.

Und auch wie bei Dir, wurde sie fortwährend homöopathisch behandelt, was bestimmt zu der guten Verdauung beigetragen hat. Aber den Eiter haben die Mittel leider nicht in den Griff bekommen.

Bei meiner Kleinen war es auch so, dass ich sie mit 2 dicken Abszessen im UK letztes Jahr schon übernommen hatte, die aber erfolgreich operiert werden konnten. Monatelang hatte sie dann gar nix und sich ihres Lebens gefreut.

Stefanie H.
20.01.2019, 12:32
Mein Abszesskaninchen (Zähne ebenfalls eine katastrophe) hatte einmal den halben Kopf vereitert, vor Jahren. Da hätte man auch nix öffnen können, es war überall, der ganze Kopf war verformt. Kiefer unten und oben und hinterm Auge, unterm Ohr, alles geschwollen. Sie bekam drei Monate Veracin gespritzt. Es dauerte schon eine Weile, bis es wirkte, aber die Abszesse verschwanden komplett und traten nie wieder auf.

Jetzt vor ein paar Monaten erneut Abszesse, diesmal auf der anderen Seite und nur am Unterkiefer. Meine Dorf TÄ hält nix von Penicillin, das sei gefährlich und ein Teufelszeug etc. Da ich aber ganz andere Erfahrungen gemacht hatte, wieder zur TÄ von damals und um Penicillin gebeten. Diesmal wurde auch geöffnet und ich mußte spülen. Dazu gab es einen Monat lang Procain AB (Penicillin) gespritzt, alle 2 Tage. Es kam kein bißchen Eiter mehr, bis heute alles gut. Ein Zahn unten wurde entfernt (Schneidezahn).

Ich denke ohne Penicillin wird das nix, die normalen parenteral gegebenen AB wirken da nicht. Zum Spritzen mußte ich mich arg überwinden, besonders beim ersten Mal, da ich eine Spritzenphobie der schlimmsten Sorte habe (mit Umkippen) und früher beim Impfen der Kaninchen nichtmal hinsehen konnte. Beim zweiten Mal jetzt ging es absolut locker von der Hand, wir haben ja auch mittlerweile mehrere Monate Routine.
Ich würde heute nie mehr was andres nehmen und würde direkt den TA wechseln, wenn der "Bedenken" gegen Penicillin hat und mir was anderes andrehen will.

Katharina F.
20.01.2019, 12:52
Bei uns hat Penicillin auch die beste Wirkung gezeigt bei unserem Kieferabszess. Damit kam er glücklicherweise auch nie wieder zurück. Durch regelmäßiges Zähneschleifen wurde er sowieso alle paar Wochen gesehen und er hatte häufiger Eiter im Kiefer, wo man aber direkt gegensteuern konnte, sodass nie wieder Abszesse entstanden sind.

Svenni
20.01.2019, 12:56
2 Jahre lang immer wieder Zähne gezogen, diverse ABs durch. Erst mit Penicillin ging es innerhalb von 3 Wochen weg und kam bis zu seinem Tod über ein Jahr danach nie wieder.

:)

Die Couchpotatos
20.01.2019, 13:10
Ich hatte auch ein Abszess Kaninchen. Als er zu einem erfahrenen TA kam, war es zum Operieren zu spät. Ca 1 3/4 Jahre haben wir erst Veracin und später Strepdipen gespritzt, die Abszess, die trotzdem immer wieder kamen geöffnet und gespült. Er wurde auch von einer THP begleitet, hatte Lebensmut, ist im Sommer durch den Garten gehoppelt und schaute immer so liebevoll beim Behandeln. Aber irgendwann wurde es zuviel, ich habe es gemerkt, aber noch gezögert. Nach einem TA Besuch, der geöffnete Abszess hat wahnsinnig geblutet, ist er anschließend daheim in meinen Armen friedlich eingeschlafen.
Solange Lebensfreude da ist und gefressen wird, würde ich kämpfen, Peneccilin zum Spritzen ist aber wohl nötig.
LG
Sabine

LunaKiwi
20.01.2019, 14:06
Danke euch, das klingt ja recht hoffnungsvoll.

Hasilii, auch wenn es bei euch nicht gut ausgegangen ist, so wäre es für mich auch in Ordnung. Wenn ich merken würde, er kann und will nicht mehr, würde ich ihn sofort einschläfern lassen, auch wenn er das AB nicht verträgt.
Es wäre dann eben einen Entscheidungshilfe und wir hätten alles probiert, was möglich ist.

Ich habe Streptomycin gefunden, das ist wohl auch im Veracin enthalten, wobei das lt. Antibiogramm nicht wirksam wäre.

Hat jemand zufällig Synulox schonmal für Kaninchen bekommen?

Wir haben in gut einer Woche den nächsten Termin, dann werde ich es ansprechen. Sonst müsste ich mich umhören, welcher Tierarzt mir das Antibiotikum verschreibt, ich denke aber, dass meine Tierärztin das schon macht.

inwi
20.01.2019, 15:11
Da dein Kastrat wohl ein ähnliches Abzessproblem hat wie unser Sniggi, zitiere ich mal aus der Einschätzung von Fr. Dr. Böhmer, die Sniggis CT beurteilt hat.

Insgesamt ist die Situation natürlich nicht sehr günstig, da ein beiderseitiger Unterkieferabszess vorliegt in dessen Bereich sich mehrere Zahnreste befinden, die nicht mehr über die Schleimhaut hinausragen, sondern im abszedierten Knochen sitzen. Sie wirken wie Fremdkörper und diese sowie die verbliebenen infizierten unteren Backenzähne, können den Abszess trotz Antibiotikatherapie nicht zur Heilung bringen. Das ist aussichtslos....Würde man die Abszesse chirurgisch angehen, müsste man beide Kiefer von außen weitflächig eröffnen und alle Zahnreste sowie die verbliebenen drei Unterkieferbackenzähne ziehen.... Die veränderten Zähne sollten auf keinen Fall weiter gekürzt werden wie bisher oder der Abszess mit Antibiotika behandelt. das lehne ich persönlich ab, weil dann ja die Schmerzen durch die Entzündung bleiben. Auch Schmerzmittel helfen da nicht. Entweder entfernt man die schmerzhaften Wurzelreste und entzündeten Zähne radikal und saniert die UK-Abszesse oder man erlöst das Tier besser.

Nach einer Odyssee zu mehreren Zahnspezialisten haben wir tatsächlich eine TÄ gefunden, die breit war Sniggi zu operieren. Ein Jahr später hat er wieder Abzesse entwickelt, diesmal nicht im Kiefer sondern in den Lymphknoten vom Kiefer bis zum Kehlkopf (wahrscheinlich durch die bakterielle Infektion des Kiefer - trotz Antibiotikagabe) . Auch diese OP hat er im letzten September hervorragend überstanden.

Aber unser Sniggi war zum Zeitpunkt der ersten großen OP auch erst 4 Jahre alt.

Ich weiss daher nicht, was ich dir für ein 11-jähriges Tier raten soll. :ohje:

hasili
20.01.2019, 15:35
Bei meiner Kleinen war es auch in den Lymphknoten. Der gesamte Hals war dick bis unter das Kinn...wie eine Wurst hing es um den Hals herum.

Aber "die Wurst" zog sich zurück mit dem Streptipen.

Deshalb hatte wir ja erneut Hoffnung.


Vlt. hätten wir es ja auch wieder eine Weile in den Griff bekommen (nicht grundsätzlich, aber eben eine Zeitlang) wenn es nicht einfach zu viel für die Kleine geworden wäre.
Die lange AB-Gabe, ständige Metacam-Gabe.

Letzlich haben die Nieren versagt, denken wir, sie hat auch die ganze Zeit unglaublich viel getrunken, so fing alles an, Nierenwerte waren okay, aber bekanntlich sagt der Krea-Wert alleine nicht so viel aus. Man braucht auch da eine TÄ, die internistisch sehr gut Bescheid weiß.


inwi, magst Du mir bitte mal per PN schreiben, welche TÄ das operiert hat ?


Sie hatte ja auch das Streptomycin. Gibt verschiedene Namen.


So ging es mir ja auch, die Kleine sollte leben solange sie frisst, köttelt, neugierig ist und wir die Schemerzen in den Griff bekommen.
Es war nur der allerletzte Tag, wo sie alles einstellte, am nächsten Morgen schon um 7 Uhr bin ich zur TÄ gefahren und habe sie auf den letzten Weg begleitet....sie ist nach einer Narkosespritze sofort eingeschlafen :

Mein kleines Mädchen :bc::sad1:

inwi
20.01.2019, 15:40
inwi, magst Du mir bitte mal per PN schreiben, welche TÄ das operiert hat ?

Mach ich!

Alexandra K.
21.01.2019, 14:18
Gemäß des Antibiogramms würde ich Duphamox bzw. Metronidazol nehmen, Beides wird bei Kaninchen angewendet.

LunaKiwi
21.01.2019, 19:48
inwi, danke für Deinen Bericht, eine so große OP werde ich mit 11 Jahren nicht mehr durchführen lassen, da bin ich mir sicher.
Er ist ja auch E.C.-Träger, selbst wenn er das überstehen sollte, bekommt er vielleicht einen Schub, und es ist ja auch fraglich, wie lange er überhaupt noch zu leben hat, unabhängig von den Abszessen.

Man sieht wohl Schatten auch schon im Oberkiefer auf den Röntgenbildern, vermutlich ist also noch mehr betroffen, da ist es nur noch nicht losgegangen mit den Abszessen.

Die Zähne sind alle restlos entfernt auf dieser Seite, das, was die Abszesse verursacht, sind winzige Dentinreste, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, sind das Zellen oder so was. Also wirklich klein, aber eben großflächig verteilt, so dass man das nicht rausoperieren kann.

Alexandra S. , Duphamox enthält wohl nur Amoxicillin, lt. dem Antibiogramm ist wohl nur Amoxicillin in Verbindung mit Clavulansäure wirksam, wenn ich das richtig deute.
Wobei ich meine, dass die Tierärztin gesagt hat, dass sie kein AB nur mit Amoxicillin ohne Clavulansäure gefunden hat, und bei der Clavulansäure keinen HinweisDas wäre dann das Synulox.
Metronidazol habe ich jetzt auch in einer Tabelle aus Müller K. Heimtierskills gefunden, das werde ich ausdrucken und zum Tierarzt mitnehmen.

https://www.thieme.de/statics/dokumente/thieme/final/de/dokumente/tw_tiermedizin/03_Mueller_Dosierungen_Kaninchen.pdf

Sind alle Antibiotika knochengängig oder gibt es da Unterschiede?
Es müsste ja an den nicht zugänglichen Stellen wirken.

Jetzt habe ich noch eine Tabelle von Frau Dr. Ewringmann gefunden aus "Leitsymptome beim Kaninchen", da ist Chloramphenicol als knochengängig aufgeführt. Bei Duphamox steht nichts von knochengängig:

http://www.beck-shop.de/fachbuch/leseprobe/9783830410904_Excerpt_004.pdf

Wäre das Chloramphenicol dann auch oral wirksam oder spritzt man das besser? Dann wird es besser vertragen, oder?

Teilweise weichen die Empfehlungen in den beiden Tabellen ab, das ist alles ganz schön kompliziert....

Stefanie H.
21.01.2019, 22:11
Clindamycin/Cleorobe ist auch knochengängig, wird oral gegeben und auch gut vertragen. Ob es wirksam ist, keine Ahnung. Ich denke in etwa wie Baytril ziemlich begrenzt in so einem Fall.
Ansonsten kann man auch Procain-Penicillin (Präparatname) nehmen. Das hab ich ja genommen (gespritzt).
Amoxicillin-Clavulansäure, da wäre Synulox das entsprechende Präparat.
Chloramphenicol hat ziemlich starke Nebenwirkungen. Ich habe es als Chloromycetin-Palmitat bei Eichhörnchen verwendet und fand die Wirkung auch ziemlich besch***eiden. Es wurde vom Markt genommen (das Palmitat).
Für Weichteilabszesse geht auch das Convenia (als Depotspritze) super. Zumindest bei Eichis, ich weiß nicht wie es da bei Kaninchen ist (Zulassung?).

Hier eine Übersicht:http://www.medirabbit.com/GE/Safe_medication/Antibiotics/sichere_antibio_ge.htm

Alexandra K.
21.01.2019, 22:22
Stefanie, es gibt ja ein Antibiogramm und da taucht Cefovecin nicht auf, somit ist Convenia raus. Ich habe es schon oft genutzt bei Kaninchen, aber eben nach Antibiogramm da es ja auch ein Reserve-AB ist.

Ich weiß das Ewringmann das Metronidazol bei Kaninchen einsetzt, die könntest Du nach der Dosis fragen.

LunaKiwi
22.01.2019, 20:18
Genau, im Antibiogramm steht als Therapieempfehlung Amoxicillin/Clavulansäure, Clinda-/Lincomycin, Fusidinsäure, Chloramphenicol sowie Metronidazol. Dann macht es wohl Sinn, eines davon auszuprobieren.

Dann würde ich wohl wegen dem Metronidazol fragen oder dem Synulox.

Für das Metronidazol habe ich eine Tabelle gefunden aus den Müller K. Heimtierskills, Dosierungen für Kaninchen, da ist es aufgeführt.

Lt. dieser Tabelle soll man Clindamycin nicht verwenden für Kaninchen, bzw. nur bei gegebener Indikation, bei Ewringmann ist es aufgeführt mit dem Hinweis, dass es bei oraler Gabe oft zu Verdauungsstörungen kommt und man es daher nur mit Antibiogramm verwenden soll.

Vermutlich ist es sowieso bei jedem Tier anders, was gut vertragen wird, oder?

Alexandra K.
22.01.2019, 21:52
Vermutlich ist es sowieso bei jedem Tier anders, was gut vertragen wird, oder?
Definitiv ja. Ich hatte schon bei etlichen Tieren Convenia, einmal gab es kapitalen Durchfall, so schlimm das es das Tier fast gekillt hätte.

Baytril als Injektion wurde hier immer gut vertragen, aktuell haben ich einen der nach 16 Tagen Gabe Durchfall bekam. Einem anderen gab ich es Jahre ohne Probleme.....

Stefanie H.
22.01.2019, 23:11
Ich denke mal Injektionen wären eh der sichere Weg. Meine Dorf TÄ meinte zwar dass es beim penicillin auch gespritzt die Darmflora ruiniert und zwar grundsätzlich aber ich konnte nach vielen Wochen davon überhaupt nichts feststellen und denke das war wohl eher Panikmache.
Also wenns irgendwie geht würd ich auf jeden Fall was zum Spritzen nehmen.
Das Convenia kenn ich auch nur gespritzt oder wie habt ihr das angewendet, Alexandra?

Alexandra K.
23.01.2019, 14:44
Antibiose geht grundsätzlich immer auch in den Darm, auch lokal angewendete. Als Injektion natürlich allgemein weniger aber noch genug.

Convenia ist eine Injektionslösung, ja. In diesem Fall aber eben nicht tauglich.

LunaKiwi
23.01.2019, 20:44
Ich war nun doch heute schon beim Tierarzt, weil sich der eine Abszess diesmal sehr schnell gefüllt hat und ich damit nicht bis Dienstag warten wollte.

Und habe auch gleich mit der Tierärztin (die zweite in der Praxis, eine andere als beim letzten Besuch) über das Antibiogramm gesprochen.
Sie hat gleich Metronidazol vorgeschlagen, das hat also gut gepasst.

Es sind Tabletten, ich war erst etwas verblüfft, weil ich davon ausgegangen bin, dass alle hier aufgeführten ABs gespritzt werden müssen, habe aber bei meiner Suche eben im Internet auch hauptsächlich von Tabletten gelesen.
In der Tabelle, die ich habe, ist auch nur die orale Gabe aufgeführt.

Es ist wohl relativ gut verträglich, also hoffe ich, dass es keine Probleme macht.

Er bekommt dann zweimal täglich eine sechstel Tablette, ich hoffe, dass er sie auch nimmt, ich werde sie in Malzpaste einpacken, die liebt er, und hinterher dann vielleicht noch eine kleine Spritze Päppelbrei schieben, auf den ist er ebenfalls ganz wild.

15 Minuten vor dem Antibiotikum bekommt er Lactulose, das ist in meiner Praxis so üblich, und schützt wohl die Darmflora, bisher hat das immer sehr gut funktioniert bei allen Tieren.

Wie lange meint ihr, muß ich das Antibiotikum geben? Die meisten schreiben ja von mehreren Monaten oder sogar länger.

Ich fange morgen Abend an, weil ich dann bis Montag frei habe und ihn besser im Blick habe..

Alexandra K.
23.01.2019, 23:12
Genau, das sind Tabletten und sie schmecken gruseligst…..

LunaKiwi
18.03.2019, 23:11
Nachdem bei uns seit meinem letzten Beitrag viel passiert ist, wollte ich nochmal schreiben...

Wir hatten Metronidazol gegeben, was er auch gut vertragen hat. Meine Tierärztin wollte es aber auf keinen Fall länger als drei oder vier Wochen verschreiben.

Anfangs sind die Abszesse stark zurückgegangen, dann kamen sie aber auch unter der AB-Gabe wieder.

Noch während der AB-Gabe ist mein Kaninchen auf einem Auge erblindet, vermutlich ein EC-Schub, er hatte einen Schub im Tierheim, bevor er zu mir kam.

Also bekam er mehrere Wochen Panacur, das AB habe ich nach gut drei Wochen abgesetzt.

Dann hatte er noch Cheyletiellenbefall, er hat sich sehr viel geputzt und wenn man ihn gebürstet hat, hat er die Hand abgeleckt, und das Fell war auch leicht schuppig, daher bekamen beide Kaninchen auch noch drei Spritzen Ivermectin, heute die letzte.
Der Juckreiz ist jetzt glücklicherweise weg.

Eigentlich wären jetzt auch die Impfungen dran gewesen, wegen des E.C.-Schubs wurde aber nur die Partnerin geimpft.

Es kam ja schon seit letztem Jahr Eiter an einem Schneidezahn heraus, die beiden unteren Schneidezähne sind ihm jetzt auch noch ausgefallen, einer direkt bei der Zahnkontrolle...
Seitdem frisst er überhaupt kein Frischfutter mehr, auch nicht kleingeraspelt, vorher hat er sehr gern Äpfel gefressen und auch mal Kräuter, Salat, Grünkohl und Löwenzahn.

Ich gebe ihm jetzt auch Päppelbrei vom Löffel, den frisst er gern, sonst nur noch die Cunis und Hanfsamen und Erbsenflocken. Und ganz selten mal etwas Frischfutter.

Da auch schon wieder eine Zahnsanierung in Narkose notwendig war, er aber auch viel getrunken hat, haben wir nochmal ein Blutbild gemacht, um zu schauen, ob die Nieren noch o.k. sind, die Werte waren in Ordnung bis auf minimale Abweichungen bei den Blutfettwerten, Phosphor und ich glaube Zucker war leicht erhöht.

Letzte Woche hatte er dann die Zahnsanierung in Narkose, er hat diesmal deutlich länger gebraucht als sonst, bis er sich wieder erholt hat.

Die Abszesse wurden auch geleert und bei den beiden größten die Abszesskapseln abgetragen, weil sie schon sehr verdickt waren. In der Maulhöhle kommt auch etwas Eiter in dem Bereich, in dem die Zähne schon gezogen wurden.

Seit der OP ging es ihm trotz Schmerzmittel nicht so gut, er hockte relativ viel herum und frisst auch nicht ganz so viel, er hat leicht abgenommen. Die großen Schnitte waren teils vernäht, ich hatte die Fäden im Verdacht, die Tierärztin hat sie heute bei der Kontrolle entfernt, meint aber, dass das nicht das Problem wäre, sondern eher generell an den Abszessen liegen würde, sie waren auch heute schon wieder gefüllt (OP war am Mittwoch).

Es sind zwei größere und sehr viele kleinere, man kann das nicht mehr klar abgrenzen, es ist unter dem Kopf alles voll...

Ich hatte mit der anderen Tierärztin besprochen, dass ich noch gern einen Versuch mit einem Penicillin machen würde, das man spritzt, sie wollte zuerst die Blutwerte kontrollieren, wenn die o.k. wären, könnten wir es versuchen.

Die Tierärztin, bei der ich heute war, hält davon nicht viel, grundsätzlich möchte sie AB nicht länger als ein paar Wochen geben.
Synulox könnte ich auch nicht selbst spritzen, davon bin ich ausgegangen, weil das wohl sehr empfindlich ist und man das nicht abfüllen könnte, die große Flasche dürfte sie mir nicht geben, evtl. Duphamox, das würde sie mit der zweiten Tierärztin nochmal besprechen.
Grundsätzlich ist sie der Meinung, dass ich langsam darüber nachdenken sollte, ihn einschläfern zu lassen.

Er hatte leicht abgenommen, frisst aber eben mit den fehlenden Schneidezähnen weniger und ich habe auch gemerkt, dass ihm das Ivermectin zugesetzt hat, er braucht dann immer zwei oder drei Tage, bis es ihm wieder besser geht.

Auch nach den Tierarztbesuchen ist er in letzter Zeit ein paar Stunden komisch.

Es war jetzt auch alles sehr viel für ihn, er hat viele Medikamente bekommen und es kommt momentan mehr Eiter als früher, also so bis Dezember.

Ich denke eigentlich, dass es jetzt wieder besser wird, wenn er keine Medikamente mehr bekommt, also kein Ivermectin mehr, und eben nach dem Fäden ziehen, hat er auch gleich wieder gefressen und danach richtig tief geschlafen, das ist schon mal ein gutes Zeichen.

Ich bin selbst noch nicht so überzeugt davon, dass der Zeitpunkt für ihn jetzt schon gekommen ist, ich würde gern einen Versuch mit der längeren Penicillingabe machen, weiß aber nicht, was ich tun soll, wenn ich das in meiner Praxis nicht bekomme.
Ich habe auch keine Ahnung, welcher Tierarzt hier in der Umgebung so behandelt, und möchte den Kaninchen auch nicht zumuten, dass ich jetzt verschiedenen Praxen abklappere und weite Strecken fahre, das bedeutet ja alles viel Streß.
Und sicher würden mir viele Tierärzte zum Einschläfern raten, das möchte ich auch nicht auf gut Glück testen...

Und da mein Kaninchen ja auch schon elf Jahre alt ist und die vielen Baustellen hat, ist mir auch klar, dass es sich nur noch um Monate oder Wochen handelt, die wir rausholen können.

Ich habe jetzt nächste Woche wieder einen Termin bei der zweiten Tierärztin, mal schauen, was sie sagt und ob es ihm bis dahin wieder etwas besser geht.

Vielleicht weiß ja jemand hier in der Nähe noch eine Praxis, die Kieferabszesse mit Langzeit-AB behandelt. Je nachdem, was nächste Woche beim nächsten TA-Besuch rauskommt und wie sein Zustand ist, würde ich vielleicht doch nochmal in eine andere Praxis fahren...

Ich hoffe, mein Text ist verständlich, ich mache mir schon seit Wochen Gedanken und weiß auch nicht so genau, was ich mir von euch erhoffe.
Wenn das Blutbild schlecht gewesen wäre, dann wäre es ja eindeutig gewesen und ein bißchen hoffe ich ja immer noch, dass mir die Entscheidung abgenommen wird und er entweder so einen eindeutigen Akutzustand hat, dass keine Option außer Einschläfern bleibt oder dass er einfach plötzlich tot da liegt... Aber ich fürchte, das wird nicht passieren, er ist so ein geduldiges Kaninchen, der viel mitmacht, er hat das Antibiotikum vollkommen problemlos genommen, lag ganz ruhig auf dem Schoß der Tierarzthelferin beim Blutabnehmen, auch die Panacurgabe war kein Problem, ich musste nur den Kopf festhalten und die Spritze zwischen die Zähne schieben, ich habe ihn dafür nicht mal hochnehmen müssen...
Meine Häsin hätte das gar nicht mitgemacht, die hätte ich schon längst einschläfern lassen, um ihr den Stress zu ersparen...

Silke R.
19.03.2019, 01:24
LunaKiwi, ich habe jetzt alles mehrfach gelesen und versucht, so viel wie möglich zu verstehen, und es ist natürlich nicht einfach, einen Rat zu geben.

Wo genau sind die Abszesse, die sich immer wieder mit Eiter füllen?
Im Mäulchen, oder im Kiefer mit Öffnung nach außen?

Wichtig wäre natürlich, dass regelmäßig gespült wird, was aber im Mäulchen schwierig ist, je nachdem, wo sich der Eiter befindet.

Oft braucht man sehr viel Geduld, sehr langes, häufiges Spülen und natürlich ein wirksames Antibiotikum oder Penicillin.

Angesichts des Alters muss man sich wirklich überlegen, was noch zumutbar ist, und niemand außer dir kann die tatsächliche Lebensqualität deines Kaninchens beurteilen.

Wir haben häufig mit Penicillin behandelt, früher war es Veracin, heute oft Duphamox oder auch Tardocillin.
Vertragen wurde das in der Regel problemlos.

Alles Gute für dein Kaninchen! :umarm:

Katharina F.
19.03.2019, 10:16
Oh man, das klingt ja wirklich abenteuerlich und ziemlich kräftezehrend. Ich kann mir vorstellen, was du dir für Gedanken machst. Die kommen ja bei den meisten Besitzern leider irgendwann. Diese Entscheidung ist wahnsinnig schwierig, wenn das Tierchen noch alles so fein mitmacht.

Die meisten haben hier ja gute Erfahrungen mit Penicillin gemacht. Von daher würde ich das wohl auch noch ausprobieren, wenn er soweit für dich noch in einem guten Zustand ist. Man muss da auch immer an die Lebensqualität denken, die auch noch da sein sollte.
Sollte deine Praxis dich da nicht unterstützen und dir kein Penicillin mitgeben, würde ich einfach mal eine Mail an alle Tierärzte in der Umgebung machen. Das habe ich damals bei Kiwhy auch gemacht. Ich habe den Fall kurz und klar zusammengefasst mit der Frage, wer mir noch weiterhelfen kann und glücklicherweise hat sich dann auch eine Praxis zurückgemeldet, die ihn wirklich wieder hingekriegt haben. Da ging es zwar um ständige Verdauungsstörungen, aber so kann man das einfach angehen.

Vielleicht bekommst du hier aber auch noch ein Tipp für eine andere Praxis. Vielleicht fügst du das Stichwort noch in deine Überschrift ein. Dann schauen vielleicht auch andere, die aus deiner Nähe kommen.

Ich wünsche euch alles alles Gute und drücke euch die Daumen :umarm:

LunaKiwi
21.03.2019, 22:13
Die Ursache sitzt im Unterkiefer, sie lässt sich nicht beseitigen, dafür müsste man den halben Unterkiefer entfernen, das ist ja leider keine Option.

Die Abszesse sind unter dem Kopf, aber der Eiter fließt teils auch im Maul ab, wenn man unten drückt, dann muss er teils schlucken, weil sie einen Durchgang haben.

Wir hatten anfangs auch gespült, als sie nur nach außen geöffnet waren, aber kaum hatten sich die bei der OP gespaltenen und mehrere Wochen gespülten Abszesse geschlossen, haben sich schon wieder neue direkt daneben gebildet, das haben wir zwei Mal versucht, und seitdem nur noch die größten geöffnet, um den Druck zu nehmen, insgesamt schon fast ein Jahr lang...

Es sind jetzt so sicher zehn Abszesse unter dem Kopf, teils miteinander verbunden und man spürt die Stränge zum Kiefer....

Im Maul tritt der Eiter an den unteren Schneidezähnen und an der zahnlosen Seite im Unterkiefer aus.

Ich denke nicht, dass man die Abszesse hätte vollständig therapieren können, ein Antibiotika hatten wir allerdings im letzten Jahr nicht probiert, und dieses Jahr nach einem Antibiogramm nur für drei Wochen.
Meine Hoffnung ist eigentlich nur, dass man den Eiter so weit zurückdrängt, dass die Lebensqualität gesteigert wird, im besten Falle so lange, dass er dann doch noch eines natürlichen Todes oder an einer anderen Ursache stirbt...

Es ist wie verhext, nachdem die Abszesse sich in den letzten Wochen, auch nach der letzten OP, in wenigen Tagen wieder sehr gefüllt haben, und es ihm letzte Woche so schlecht ging, dass ich ihn, hätte der Zustand dauerhaft angehalten, wohl wirklich in nächster Zeit hätte einschläfern lassen, ist es jetzt wieder deutlich besser.

Am Montag wurden ja die Fäden gezogen, und auch wenn meine Tierärztin der Meinung war, dass ihn das nicht stören könnte, wirkt er ganz anders. Er kauert nicht mehr allein auf einer Stelle, kommt wieder morgens und abends an den Futterplatz und wartet auf den Brei, setzt sich zur Häsin, wenn sie Gemüse frisst und kuschelt auch wieder mehr, auch der Blick ist ganz anders.

Und die Abszesse sind gerade auch ziemlich klein und füllen sich kaum.

Das mit dem Anfragen bei anderen Praxen hatte ich schon überlegt, nur ist unser Fall ja doch etwas schwieriger... Es geht ja eigentlich nur noch um eine lebensverlängernde Behandlung, nicht um Heilung, und meine Tierärztin hatte auch u.a. deshalb Bedenken, weil eine sehr langfristige oder dauerhafte Gabe von Antibiotika nicht vorgesehen ist nach den Vorschriften.
Ich weiß nicht, wie andere Tierärzte das machen, aber normalerweise müssen die Praxen ja auch genau aufschreiben, welche Medikamente sie wann verwenden und herausgeben, und werden vermutlich auch kontrolliert..
Ich habe jetzt mal im Internet querlesen bei der Bundestierärztekammer und ähnlichen Seiten, da steht schon überall, dass die Dauer der Gabe so kurz wie möglich sein soll und sich nach den Empfehlungen des Herstellers richten soll..

Daher tue ich mich damit schwer, ganz ohne Empfehlung einfach anzufragen.

Wie kann ich denn den Titel des Threads ändern, ich hatte geschaut, aber finde keine Möglichkeit, oder mache ich das, wenn ich hier antworte, dann gibt es eine Titelzeile?

Alexandra K.
21.03.2019, 22:31
Man muß sich da ja auch fragen ob es dem Tier hilft wenn Du nun auf biegen und brechen noch ein paar Wochen rausholst.
Wenn er weniger frißt hat er ja Schmerzen, seine Lebensqualität ist dann ja eingeschränkt.
Kieferabszesse sind eine blöde Sache und wenn alles unter Eiter ist wird auch Synolox da nicht langfristig helfen.

Ich denke man sollte in Anbetracht des Alters und der Problematik eine Euthanasie in Erwägung ziehen und dem Tiere keine weiteren Tierarztmarathons zumuten.

Katharina F.
21.03.2019, 23:09
Ja so wie die Schilderungen sind klingt das schon wirklich heftig. Aber nur du kannst natürlich entscheiden, ob es ihm noch gut genug geht, denn du hast ihn ja vor dir.
Rein vom Lesen her würde ich wohl auch stark darüber nachdenken, ob ein weiterer Kampf Sinn macht.

Wenn du in der Threadübersicht links neben deinem Titel doppelt klickst, kann man ihn ändern.

Katja F.
22.03.2019, 19:11
LunaKiwi, ich habe jetzt alles mehrfach gelesen und versucht, so viel wie möglich zu verstehen, und es ist natürlich nicht einfach, einen Rat zu geben.

Wo genau sind die Abszesse, die sich immer wieder mit Eiter füllen?
Im Mäulchen, oder im Kiefer mit Öffnung nach außen?

Wichtig wäre natürlich, dass regelmäßig gespült wird, was aber im Mäulchen schwierig ist, je nachdem, wo sich der Eiter befindet.

Oft braucht man sehr viel Geduld, sehr langes, häufiges Spülen und natürlich ein wirksames Antibiotikum oder Penicillin.

Angesichts des Alters muss man sich wirklich überlegen, was noch zumutbar ist, und niemand außer dir kann die tatsächliche Lebensqualität deines Kaninchens beurteilen.

Wir haben häufig mit Penicillin behandelt, früher war es Veracin, heute oft Duphamox oder auch Tardocillin.
Vertragen wurde das in der Regel problemlos.

Alles Gute für dein Kaninchen! :umarm:

Das sehe ich ähnlich wie Silke. Ich habe bisher gute Erfahrungen mit Veracin (das es ja leider nicht mehr gibt) und Strepdipen (ist Penicillin oder? :rw:) gemacht. Ich denke auch, das du allein am Besten einschätzen kannst, wie seine Lebensqualität ist. Du kennst ihn sehr gut und bist jeden Tag mit ihm zusammen. Ich wünsche dir und deinem kleine Tapferling alles Liebe. :umarm:

Liebe Grüße

Katja

LunaKiwi
22.03.2019, 19:50
Er frisst normalerweise sehr gut, nur nach der Zahn-OP letzte Woche etwas weniger, seit Montag Abend aber wieder normal.
Genau deshalb stellt sich für mich ja die Frage, was ich noch für ihn tun kann, wenn er kontinuierlich abnehmen würde und nicht fressen wollte, dann hätte ich ihn schon längst einschläfern lassen.
Es ist leider genau gegenteilig, er hat seit den Abszessen so um die 300 Gramm zugenommen... Er ist aber nicht dick dabei, vorher war er einfach sehr schlank.

Er hatte die ersten Jahre ein Normalgewicht von 1700-1800 Gramm und hatte Ende letzten Jahres kontinuierlich bei jedem Tierarzttermin zugenommen...

Sein Höchstgewicht war so um die 2050 Gramm, jetzt ist er bei etwa 1950 Gramm.
Bei den 2050 Gramm hat er immer die Reste vom Brei von meinem Zahnmeerschweinchen bekommen, nachdem dieser nicht mehr lebt, hat er wieder etwas abgenommen, weil es eben auch keinen Brei mehr gab.

Es hängt auch immer etwas davon ab, was es nebenbei an Leckereien gibt, er liebt Erbsenflocken und geschälten Hanf, die Häsin ist eher etwas zu dick, daher habe ich das zuletzt etwas reduziert, dann hat er auch leicht abgenommen.

Er hatte, als er zu mir kam, in zwei Blutbildern einen Eiweißmangel, ich habe ja fast nur Frischfutter gefüttert bis vor einem Jahr, seitdem gibt es auch Cunis und Sämereien, seitdem ist das Gewicht höher und er frisst auch deutlich weniger Frischfutter, vorher war das ganz extrem, er hat Unmengen gefressen.
Beim jetzigen Blutbild war der Eiweißwert völlig normal, von daher denke ich, dass er das einfach gebraucht hat und mit Frischfutter durch die schlechten Zähne seinen Bedarf nicht so decken konnte.

Heu konnte er wegen der massiv schiefen Zähne sowieso nie fressen, die Zähne stehen alle kreuz und quer im Maul, auf einer Seite nicht aufeinander, es ist immer mal einer ausgefallen und sie sind wohl auch schwarz, ganz unabhängig von den Abszessen.
Er frisst allerdings sogar ganz normal, wenn ihm die Zähne die Zunge verletzt, das hatten wir jetzt schon zwei Mal und es ist erst bei der Kontrolle (die alle zwei bis vier Wochen stattfindet) bzw. bei der Zahn-OP aufgefallen, er hat vorher auch harte Zweige etc. gefressen. Und als er zu mir kam, war das ja noch viel schlimmer, an mangelndem Appetit hat man das nicht bemerkt.

Bis er die unteren Schneidezähne verloren hat, hat er sogar noch Karotten am Stück gefressen und täglich einen halben Apfel. Und auch Grünkohl und anders Grünfutter, da ihm ja eine komplette untere Zahnleiste fehlt und generell auch noch mehrere andere Zähne, kann er das nicht mehr so gut kauen, das sieht man dann schon, wenn er frisst.

Ohne die Schneidezähne kann er das nicht mehr und mag auch keine geraspelten oder geschnittenen Äpfel oder Karotten, und schiebt sich nur noch etwas Gemüse ins Maul.
Hauptnahrungsmittel sind die Cunis und der Hanf, und seit die Schneidezähne fehlen, gebe ich noch zwei Mal täglich Brei, den er selbständig frisst, wir müssen höchstens den Löffel hinhalten, weil er ihn schlecht aus der Schale bekommt und
Er wartet schon zur Fressenszeit darauf und ist total gierig , er stellt sich mit den Pfoten in die Schüssel oder auf den Rand und schiebt anfangs den Löffel zur Seite.

Er hoppelt mit seiner Häsin herum, kuschelt und putzt sie, und sich selbst auch, und hat mehrere Tiefschlafphasen über den Tag verteilt, er legt sich dann komplett auf die Seite und dreht den Kopf nach oben, teils mit offenen Augen, so dass wir anfangs immer kontrolliert haben, ob er noch lebt... Man kann dann sogar direkt über ihm staubsaugen, ohne dass er wach wird...
Das war nur letzte Woche nach der OP anders, da hat er tatsächlich weniger geschlafen und mehr allein dagehockt.

Er bekommt auch keine Schmerzmittel, außer nach den Zahn-OPs, wobe ich da auch keine Verhaltensänderung bemerke, also dass es ihm besser geht als zu den Zeiten, wenn er Schmerzmittel bekommt. Eher habe ich den Eindruck, dass er zumindest unter Novalgin etwas matter ist.

Wir haben ja ein Antibiogramm erstellen lassen, daher fallen viele Antibiotika schon raus, Duphamox oder Synulox würden von den Wirkstoffen her passen.

LunaKiwi
22.03.2019, 20:39
Ich habe jetzt mal ein Album hochgeladen, auf dem man sieht, wie er tief schläft und wie er entspannt mit seiner Partnerin liegt.
Auf dem einen Schlafbild sieht man auch die Abszesse.

So entspannt, wie er auf den Bildern aussieht, verbringt er eigentlich den größten Teil des Tages, abwechselnd mit Aktivität. Das war schon immer so, er hat sich von Anfang an mehrmals täglich zurückgezogen für den Tiefschlaf, die Kloschale, die er dafür nutzt, wechselt immer mal. Es muß aber möglichst hart und unbequem sein, habe ich den Eindruck, die Einstreu wird vorher normalerweise weggescharrt...

Alexandra K.
22.03.2019, 21:48
Ich habe jetzt mal ein Album hochgeladen, auf dem man sieht, wie er tief schläft und wie er entspannt mit seiner Partnerin liegt.

Und das ist wo?
:search:

inwi
22.03.2019, 22:52
Ich habe jetzt mal ein Album hochgeladen, auf dem man sieht, wie er tief schläft und wie er entspannt mit seiner Partnerin liegt.

Und das ist wo?
:search:

Im Profil :secret:

Alexandra K.
22.03.2019, 22:58
Ahhhh

Also für mich sieht das eher krampfig aus :rw:

LunaKiwi
22.03.2019, 23:51
Was meinst Du, die Bilder, auf denen er allein schläft? Das macht er schon immer so... Also schon lange, bevor er die Abszesse hatte...

Er arbeitet eine Weile, bis die Einstreu so liegt, wie er sie möchte, dann sitzt er kurz ruhig und wirft sich hin.

Er schläft dann richtig tief, wenn er nicht gerade träumt und dann etwas zuckt.

Und wenn man das googelt, dann findet man noch mehr solche Bilder, das scheint es also durchaus öfter zu geben:

https://www.google.com/search?q=kaninchen+tiefschlaf&client=firefox-b-d&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwiRvtb63JbhAhWMKFAKHa3QDesQ_AUIDygC&biw=979&bih=439

Da sind zwar noch mehr schwarze Kaninchen , aber die Bilder sind nicht von mir, die ersten sind sogar aus diesem Forum.

Alexandra K.
22.03.2019, 23:53
Ich will damit nur sagen das diese Bilder so nichts aussagen. Das kann alles von wohl fühlen bis Epilepsie sein.

LunaKiwi
23.03.2019, 00:03
Wieso sollte das Epilepsie sein? Das sind Tiefschlafphasen, das machen doch einige Kaninchen, wenn man mal im Internet dazu recherchiert.

Da ich aber schon häufiger gelesen habe, dass Kaninchen, die starke Schmerzen haben, keine Tiefschlafphasen mehr haben, finde ich schon, dass das eher ein Zeichen ist, dass es ihm gut geht.

Ich kenne von Tieren, die Schmerzen haben, eher die zusammengekauerte Haltung, die er ja selbst auch in den ersten Tagen nach der letzten OP gezeigt hat, da lag er eben nicht so entspannt mit seiner Häsin, sondern saß allein zusammengekauert irgendwo.

Charlotte
23.03.2019, 00:09
Ich will damit nur sagen das diese Bilder so nichts aussagen. Das kann alles von wohl fühlen bis Epilepsie sein.

Ich will mich hier nicht einmischen, aber ich denke doch, dass man als Halter einen epileptischen Anfall von entspannten Tiefschlaf unterscheiden kann.




Ich selber gehöre übrigens zur Fraktion der Halter, die ihr Tier lieber einen Tag zu früh gehen lassen als einen zu spät. Bei meinem ersten Abzesstier habe ich diesen Moment verpasst und er hatte eines Tages massive Schmerzen. Seine letzte Lebenserinnerung (und Tiere leben im Hier und Jetzt) sind also Schmerzen. Das kann ich mir bis heute schlecht verzeihen. Beim nächsten Abzesstier habe ich die Reißleine gezogen als klar war, dass wir ihn nicht heilen können noch bevor seine Lebensqualität deutlich eingeschränkt war. Aber das ist ja eine sehr, sehr individuelle Entscheidung. :umarm::umarm:

Alexandra K.
23.03.2019, 00:09
Ich wollte damit sagen das ein Foto als Momentaufnahme gar nichts aussagt.


Ich selber gehöre übrigens zur Fraktion der Halter, die ihr Tier lieber einen Tag zu früh gehen lassen als einen zu spät.

Sehr gut.

Charlotte
23.03.2019, 00:11
Naja, aber Alex, eingebettet in den Kontext würde ich diese Fotos durchaus als entspannte Tiefschlafphase wahrnehmen. Und ein Tier, was sich unwohl fühlt, tut das eher nicht. Also meine Tiere haben das dann jedenfalls eingestellt.

Katja F.
23.03.2019, 21:53
Für mich sieht das nach einem sehr entspannten Kaninchen aus. :love: Aber letztlich kann ich nur nochmal sagen, das es sicher Jeder für sein Tier entscheiden muss und man seine Tiere ja selber am Besten kennt. :umarm:

Katharina F.
24.03.2019, 12:08
Es ist einfach so schwer hier irgendwas zu werten und zu deuten, wenn man das Tier nicht permanent um sich hat.
Letztlich musst leider du allein die Entscheidung treffen, wann das Tier mehr leidet als alles andere bzw bestenfalls bevor genau das passiert. :sad1: Das kann dir auch keiner von Bildern sagen, wann der Zeitpunkt ist oder sein wird.
Aber du wirst es merken, da bin ich ganz sicher.

Amber.
03.04.2019, 15:35
Würde das Penicillin durchaus versuchen, so wie du seinen Zustand erzählst. Persönlich finde ich nicht, dass das ein Tier zum einschläfern ist. (Meine Meinung)
Penicillin wirkt oft da, wo alles andere versagt hat und ohne das versucht zu haben, fände ich das aufgeben, in Zusammenhang, mit seinem noch guten Zustand, echt für viel zu verfrüht.

Mag deiner denn Rettich und Ingwer?
Rettich wird auch als natürliches Antibiotilum bezeichnet und Ingwer wirkt entzündungshemmend- sowie schmerzlindernd.
Beides ist bei Kaninchen eher unbeliebt, manche nehmen es aber klein geraspelt unter Breie gut an.

Metacam würde ich mit der Tierärztin reden zur dauergabe. Viele hier machen das bei ihren Arthrose kranken Tieren, also das geht als dauergabe durchaus.
Neben Schmerzstillend wirkt es nämlich auch entzündungshemmend, was ich bei deinem schon als günstig betrachten würde.
Wegen der Nieren währen mir diese bei einem 11 Jährigen Tier sowas von egal. Die Werte waren gut, also kann man das erstmal vernachlässigen, denn Hauptsache ist doch, dass es ihm jetzt gut geht und das ist das was zählt.

Gibst du Propolis? In einem anderen Thread schriebst du mal davon und mich interessiert das eigentlich auch nach wie vor.

Mit den Tierärzten, könnte deine Tierärztin nicht Dr. E. anschreiben und diese um Rat fragen?
Eigentlich hätte zu Beginn der Abzsesse gleich mit Antibiotika begonnen werden müssen und auch täglich gespühlt werden müssen, wenn nicht diese andere komische Therapieart zum Einsatz gekommen währe, was leider ja auch nicht gemacht wurde.

Kamillentee zum Trinken, könnte man auch anbieten, wird bei Menschen mit entzündeten Zahnsachen doch auch immer wieder empfohlen.

Drücke jedenfalls die Daumen.


Liebe Grüße
Susan