PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : 3 Kaninchen leben seit 1 1/2 Jahren friedlich - jetzt blutige Kämpfe der beiden Jungs



SchwabeNinchen
10.08.2015, 18:20
Gruppenbild:
2 Rammler (früh kastriert) und 1 Weibchen
Wurf im Dezember 2013 / Januar 2014
Leben quasi von Geburt an in einer Gruppe miteinander, seit März 2014 bei uns.
Bislang harmonisch – ohne Rangordnungskämpfe.

Unterbringung:
Untergebracht sind sie in Außenhaltung in einem doppelstöckigen Stall „Dandilein“ von Kaninchenstall.org / Ronalds Holzladen (ca. 2 qm je Ebene).
Um den Stall herum haben wir noch einen Freilauf aus Zaun (ca. weitere 4 qm), in dem sie zwei bis 3 mal täglich für je 1 Stunde springen dürfen, 1-2 Seegrashäuser, Weidenröhren und ne Sand-Buddelkiste.

Unser Problem seit 4 Tagen:
Bis zum vergangenen Freitag – seit da Fliegen die Fetzen. Soweit wir es beobachten, ist bei einem Männchen die Reizschwelle extrem niedrig – es genügt, dass der andere Rammler in ca. 50 cm Entfernung an ihm vorbei hoppelt – und er schießt regelrecht auf ihn zu. Die beiden verbeißen sich dann extrem heftig ineinander. Es ist nicht das übliche Hinterherjagen und in den Po zwicken, sondern steigert sich in heftiges Gek(n)äule mit Verletzungen.

Anfangs (vor 3 Tagen) dachten wir: Rangordnungskämpfe, lass mal machen... Doch selbst in der ersten Nacht ging es im Stall heftig zu – am nächsten Morgen war alles voller Fellbüschel und erste Schrammen waren erkennbar. Wir haben die beiden dann getrennt, je ein Männchen wohnt nun in einem Stockwerk und das Mädchen ist mal mit dem einen oder dem anderen zusammen. Diese Pärchen klappen zum Glück ganz gut.

Gestern dann der Höhepunkt – v.a. emotional für uns. Wir haben beide wieder im Freilauf zusammengebracht, zunächst vorsichtiges sich zeigen und umherhoppeln. Nach keinen 3 Minuten dann verweilte der kleinere, dominantere und aktuell für unser Empfinden derzeit leicht reizbare an den Futtertrögen und der andere Rammler schnupperte kurz an seinen Allerwertesten – und die Aggression brach heraus. Der kleinere, leicht reizbare, hat den größeren, ruhigeren so vermöbelt, dass wir nun heute früh beim Tierarzt waren. Die Lippe wurde genäht, und bei beiden Kontrahenten einige Wunden (jedoch nicht sehr tief) freirasiert und gereinigt.) Der genähte wird nun mit Antibiotika abgedeckt, die Wunden am Leib mit Jod behandelt und die Lippe mit Octenisept behandelt.

Nun sind unsere Sorgen groß – wir möchten gerne den beiden helfen, wieder zur alten Ruhe und Harmonie zurückzufinden (wir und die Kinder natürlich auch) . Ich habe so einiges gelesen, mir schwirrt der Kopf: „nicht trennen“ .... „soviel Aggression nach 1 ½ Jahren des Zusammenleben, das wird eher nichts mehr!“ bis hin zu „trennen und später eine Wieder-VG vornehmen“.
Wir denken, dass es wichtig ist, den frisch genähten Patienten vom wilden Zwerg zu schützen – sind uns aber nicht sicher.

Auslauf haben die beiden Männchen jetzt nun auch nur noch getrennt – aber jeweils mit dem einen Weibchen. Das Weibchen leckt auch beide Hasen gerne.
Das im Stall während des Freilaufs der anderen verbleibende Kaninchen verfolgt meistens jede Annäherung des Feindes an den Stall äußerst aufmerksam. Wenn der eine außen um den Stall hoppelt, dann geht der andere innen mit. Dieses machen beide Rivalen.

Wir erkennen keinen Grund, weshalb die beiden Männchen sich nicht mehr vertragen. Kann dies durch die Hochsommer-Hitze ausgelöst werden – wir hatten am Wochenende wieder 37°C und seit rund 3 Wochen eine generelle Hochphase bezüglich der Temperaturen?

Oder hängt dies vielleicht mit unserer nicht sterilisierten Häsin zusammen. Ein Kleintierzüchter meinte, „die ist bestimmt „hitzig“ und die beiden buhlen um die Gunst? Doch die Tierärztin heute meinte dazu nur, dass Kaninchen-Weibchen quasi dauerhitzig seien, das wäre dann schon früher aufgetreten.
Aufgefallen ist uns jedoch heute früh, dass der verletzte Patient das Mädel besteigen wollte - das hat er früher nach unseren Beobachtungen nie gemacht.

Die Tierärztin hatte uns einen Rat: Wir sollen uns an kaninchenschutz.de wenden. Und da bin ich nun, total verzweifelt und ratlos. Die ganze Familie hilft auf fachkundigen Rat von euch. Grüße aus Baden-Württemberg an das Team.

Meike
10.08.2015, 19:01
Herzlich Wilkommen beim Kaninchenschutz :wink1:

Auch wenn es kein schner Anlass ist, aber es freut mich, dass du hier Hilfe suchst. :umarm:
Mir tut es um deinen kleinen Rammler leid und wünsche ihm eine gute Besserung.

Wieso das alles jetzt eskaliert ist, können wir nur mutmaßen. Es könnte u.a. am Platz liegen. Ich kenne diesen Stall und er eignet sich als Rückzugsort hervorragend. Aber als dauerhafters Zuhause ist er leider zu klein.
Kaninchen sind vorallem Bodenbewohner und bevorzugen viel Platz auf einer Ebene. Daher würde ich dir empfehlen, ein Gehege zu bauen, was für 3 Kaninchen ausreichend groß ist. Also mind etwa 6-9qm. Je nachdem wie viel Auslauf zusätzlich geboten werden.
Ideen für tolle Außengehege findest du hier: http://www.kaninchenschutzforum.de/showthread.php?t=32196

Ein weiterer Grund könnte die Gesundheit sein. Vielleicht ist der Schwächere kränklich oder angeschlagen.
So passiert es manchmal, dass der Stärkere mobbt und das nicht selten sehr heftig.
Habe ich selbst hier auch schon erlebt.
Hier rate ich dir einmal mal einen Rundum-Check der Gruppe. Kotprobe, Zähne/Kiefer, Ohren checken, Blutbild.

Jetzt fürs Erste würde ich den Patienten erstmal versorgen und von dem anderen Rammler getrennt halten, bis er wieder genesen ist. Allerdings möglichst ohne Sicht - und Riechkontakt.

Vielleicht kann ja bis dahin schon ein größeres Gehege geschaffen werden. *g*

LG Meike

feiveline
10.08.2015, 19:13
Was den Platz angeht muss ich Meike zustimmen, Kaninchen benötigen pro Tier mindestens 2 qm auf einer Ebene und das 24 Stunden lang... eine Stunde Auslauf pro Tag mit mehr Fläche reicht da nicht.

Warum es jetzt so plötzlich "knallt" könnte auch an der Häsin legen (hitzig) oder dass einer der beiden Rammler evtl. gesundheitlich angeschlagen ist...

Sabine L.
11.08.2015, 10:50
Solche Reibereien entstehen in Gruppen immer wieder mal, was der Auslöser ist lässt sich oft nur schwer ermitteln. Aber das es eine gewisse Dynamik im Gruppengefüge gibt ist ganz normal.
Wichtig ist das es ausreichend Platz gibt um sich auch mal aus dem Weg gehen zu können. Enge schafft weitere Aggressionen.
Ich würde auch unbedingt versuchen ein größeres gesichertes Gehege zu bauen, damit werden sich die Prügeleien bestimmt reduzieren.

Katharina F.
12.08.2015, 08:16
Wenn ich ehrlich bin stehe ich überhaupt nicht auf Rückzugorte, die mehretagig sind. :rw: Für mich bildet dieser Rückzugsort eine extreme Sackgasse und kann dadurch zu Problemen und Missverständnissen in der Gruppe führen.
Beispiel: Das unterwürfige Tier sitzt ganz oben auf der engen Etage und will runter, das ranhöhere Tier kommt ihm entgegen und versteht seine Bewegung so, dass das unterwürfige Tier einen Angriff ausüben möchte. Dann knallt es ganz ordentlich (manchmal auch vor Schreck) und keiner der beiden kann wirklich zeitnah aus der Situation raus, weil sie da oben festsitzen.

Ich bevorzuge größere Rückzugsorte auf einer Ebene und mit mindestens zwei Ausgängen und zwar dauerhaft und nicht nur bei einer Vergesellschaftungen, eben weil, wie Sabine schon richtig schrieb, Reibereien in Gruppen immer mal wieder auftreten können. Meine zwei Kastraten haben sich auch ab und an mal in der Wolle ohne ersichtlichen Grund. Aber sie haben genug Platz und Fluchtmöglichkeiten, sodass das unterwürfigere Tier gehen kann, wenn es zu bunt wird.

Den Platz würde ich erweitern.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es da in der Hütte zu Krach gekommen ist.
Ansonsten könnte das gemobbte Tier krank sein oder es ist sogar möglich, dass das dominantere Tier einen Bauchhoden hat, was aber idR eher selten vorkommt.

Fällt dir denn an dem unterwürfigen Tier gesundheitlich etwas auf? Durchfall, Niesen, etc.?

Ich würde definitiv den Platz erweitern auf mindestens 9qm, da es Außenhaltung ist und den Rückzugsort optimieren.