Chaplin hat von Haus aus eine kaninchenuntypische Figur und eine Beinfehlstellung.
Sein Hintern steht irgendwie so weit nach hinten, was wohl daran liegt, dass er seine Hinterbeine beim sitzen so weit unter dem Körper hat. Seine beiden Vorderbeine sind O-beinig, wobei die Zehenspitzen leicht nach innen gedreht sind und er durchtrittig ist (zumindest würde man das beim Hund so sagen).
Bisher hat ihm das alles keine Probleme bereitet. Aber seit 3 Tagen hat er leichte Gleichgewichtsprobleme. Zeitweise steht seine Blume nicht mehr senkrecht nach oben, sondern steht manchmal nur leicht nach links und manchmal fast waagrecht. Das sind dann die Zeiten in denen er Gleichgewichtsprobleme hat und mit dem Hintergestell nach links kippt, aber nicht umfällt.
Seine Blume ist schon von klein auf anders als bei normalen Kaninchen, sie ist ziemlich stark am Körper anliegend, sodass er aussieht, als wenn er überhaupt keinen Schwanz hätte.
Hier sieht man, wie komisch er damals schon saß und die Hinterbeine mittig unter dem Körper hat.
so sieht es jetzt aus
hier sieht man, dass die Blume stark an den Körper gepresst ist
Dieses Foto hab ich heute machen können, da kann man ganz deutlich sehen, wie weit er das Hinterbein unter dem Körper nach vorne streckt, wenn er sitzt. Was man da sieht sind die dreckigen Zehen des Hinterbeines, die Vorderbeine hat er unter dem Körper.
Ich bin heute ohne Termin in eine neu eröffnete Tierklinik gefahren, da meine normale TÄ Urlaub hat.
Ein Arzt der Klinik ist sehr kaninchenerfahren und zu diesem durfte ich, dafür musste ich allerdings über 1 Std. warten.
Als er Chaplin gesehen hat, ist sofort das Wort Weißling gefallen, dann war ich erstmal sehr überrascht und hab natürlich genau nachgefragt. Der Arzt hat über 20 Jahre im Rassezuchtverein Kaninchen gezüchet. Anscheinend kennt er sich mit Vererbungslehre sehr gut aus. Als ich ihn fragte, wie er so schnell erkannt hat, dass er ein Weißling ist, hat er gesagt, dass diese bei den Schecken einen unterbrochenen Schmetterling auf der Nase haben. Der Aalstrich und die Seitenflecken können dabei ganz normal ausgeprägt sein, aber der unterbrochene Schmetterling ist zu 99% DAS Anzeichen für einen Chaplin.
Als ich ihm dann die Kotprobe gezeigt habe, war er sich aufgrund der olivenförmigen Riesenböbbel von Chaplin zu 100% sicher, dass Chaplin das Megacolon-Syndrom hat. Es gibt durchaus auch Weißlinge, die dieses Syndrom nicht haben.
D.h. Chaplin hat einen vermurxten Darm und kann daher so gut wie keine normalen Böbbel machen.
Ich habe die Fotos ausgedruckt und auch mitgenommen, denn auf dem Behandlungstisch hätte man ihn sicherlich nicht so sitzen gesehen, weil dort alles rutschig ist.
Er hat mir dann so viele Sachen erklärt, nur irgendwann bin ich nicht mehr durchgestiegen, der war voll in seinem Vererbungslehre-Element. Megacolon-Syndrom, Max-Faktor, Semiletalfaktor, Verkrümmungen, Darmtumore......
Chaplin wurde dann seitlich und auf dem Rücken geröntgt.
Da konnte man sehen, dass er beim Übergang von den Lendenwirbeln zu den Kreuzbeinwirbeln einen Knick hat. Außerdem hat er bei den ersten Schwanzwirbeln auch einen Knick, sodass der Schwanz stark an den Körper gepresst wird, wenn er ihn normal hält.
Durch den Knick an den Schwanzwirbeln bekommt er keine Probleme, aber durch den Knick an der Wirbelsäule wird das Rückenmark gequetscht und das kann mal schwächer, mal stärker sein, je nach Bewegung. Dadurch hat er dann quasi neurologische Ausfälle. Je größer er wird, desto schlimmer wird das werden, weil irgendwann das Rückenmark so stark gequetscht wird, dass er die Hintergliedmaßen nicht mehr bewegen kann.
Das kann noch ein paar Wochen gehen, das kann auch nur noch wenige Tage gehen, je nachdem wie schnell er wächst.
Er hat jetzt Rimadyl gespritzt bekommen, das wirkt entzündungshemmend und mildert erstmal die Beschwerden ein bisschen.
Er hat mir gesagt, dass Chaplin wahrscheinlich wegen der Wirbelsäulenverkrümmung schon eher erlöst werden muss, bevor er durch das Megacolon Probleme bekommen würde.
Das Megacolon ist also sein kleinstes Problem.
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