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Thema: Infosammlung der AGE zu häufig gestellten Fragen – Zahnabrieb #4

  1. #1
    ✧✧✧ Avatar von Simone D.
    Registriert seit: 15.04.2007
    Ort: Im Süden
    Beiträge: 4.022

    Standard Infosammlung der AGE zu häufig gestellten Fragen – Zahnabrieb #4

    Liebe Kaninchenfreunde,

    diesen Thread möchten wir ab und an dazu nutzen, um auf häufig gestellte Fragen einzugehen.
    Wir sind leider nicht allwissend – doch wir werden versuchen, euch so gut es geht Hilfestellung zu leisten
    und die Informationen nach bestem (aktuellen) Wissen und Gewissen zu erstellen.

    Eure AG Ernährung
    (Nicole B., Simone D., Sabine G. und Ute K.)



    Welches Strukturfutter soll ich füttern?
    Brombeere trotz Stacheln verfütterbar?
    Welches Futter sorgt für Zahnabrieb?
    Geändert von Simone D. (22.01.2015 um 16:39 Uhr)
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  2. #2
    ✧✧✧ Avatar von Simone D.
    Registriert seit: 15.04.2007
    Ort: Im Süden
    Beiträge: 4.022

    Standard Welches Strukturfutter soll ich füttern?

    Diese Frage kann schnell zu einer verwirrenden Angelegenheit werden, wenn eine Produktempfehlung die nächste jagt. Der eine denkt dabei an eine Kräutermischung, der nächste an einen reinen Getreidemix. Manche der empfohlenen Produkte enthalten künstliche Zusätze, andere wiederum sind reine Naturprodukte. Wenn nun noch bestimmte Mengenangaben im Raum stehen, ist das Chaos für so manchen Mitleser schnell perfekt.

    Um hier Ordnung zu schaffen, müsste man eigentlich zunächst klären, welcher Diskussionsteilnehmer unter dem Wort "Strukturfutter" was genau versteht. Dafür müsste man sich auch anschauen, was hinter Begrifflichkeiten wie z.B. Raufutter, Kraftfutter, Alleinfutter oder Ergänzungsfutter stecken kann. Denn manche Produkte sind später ähnlich schwer vergleichbar wie Spaghetti Bolognese, Salat und Schokolade.

    Ein ganz bestimmtes Trockenfutter als "das ultimative Produkt für alle Gegebenheiten" können wir euch an dieser Stelle leider nicht empfehlen. Ebenso wenig können wir konkrete Mengenangaben als ideal festhalten. Denn vor einer passenden Empfehlung müsste man sich neben der jeweiligen Mischung auch die Gesamtsituation anschauen.


    Stattdessen möchten wir Hilfesuchenden einige Tipps geben:

    • Schaut euch vor dem Kauf möglichst ganzheitlich die bei euch herrschenden Gegebenheiten an. Wie sieht eure Haltung aus? Welche Nahrungsmittel stehen euren Kaninchen bisher zur Verfügung? Mit was könnte man den Speiseplan eventuell noch bereichern?
      Orientiert euch bei der Zusammenstellung des Futterangebots am besten weitestgehend an der natürlichen Nahrung. Kaninchen sind Blattfresser und auf frische Gräser, Kräuter und Blätter spezialisiert. Den Hauptteil der Nahrung sollte daher nach Möglichkeit immer ein abwechslungsreiches Gemisch aus frischem Grün ausmachen. Getreide und Samen können z.B. in Maßen eine tolle Nahrungsergänzung sein, aber im Übermaß auch schaden. Mehr Infos

    • Insbesondere dann, wenn sie frisch nicht verfügbar sind, können arttypische Nahrungsmittel (z.B. Kräuter) in getrockneter Form ein tolles Futtermittel sein. Doch beim Trocknen gehen wertvolle Inhaltsstoffe verloren. Und zuviel getrocknete Nahrung begünstigt so manche Erkrankung (z.B. Blasengries). Füttert daher frisch, was ihr frisch füttern könnt.

    • Achtet beim Futterkauf auf weitestgehend arttypische und naturbelassene Komponenten
    • Meidet Mischungen, die Pellets und andere Pressprodukte, Schnipsel oder viel quellfähiges Material (z.B. viel Trockengemüse) enthalten
    • Kauft keine Produkte, deren Zusammensetzung nicht genau deklariert ist – das verheißt meist nichts Gutes



    Künstliche Zusätze: Ja oder nein?

    Sogenannte Alleinfuttermittel bringen den Vorteil, dass sie theoretisch alles an Nährstoffen enthalten, was Kaninchen so brauchen. Wir schreiben deshalb "theoretisch", weil sie die natürliche Nahrung (schon alleine wegen des fehlenden Wassers) und Lebensweise nicht ersetzen können. Gemeint sind z.B. essentielle Aminosäuren und Vitamine. Dies kann in der Heimtierhaltung möglichen Mangelerscheinungen vorbeugen. Viele Halter bieten daher zusätzlich zur Hauptnahrung (v.a. frisches Grün) geringe Mengen eines strukturierten Alleinfutters nahrungsergänzend an. Andere lehnen solche (teils überdosierten) künstlichen Zusätze ab.

    Eine Empfehlung aussprechen möchten wir an dieser Stelle nicht. Hier gilt es für jeden Halter selbst einzuschätzen, was für die eigenen Tiere risikoreicher ist: Eine mögliche Gefahr durch künstliche Zusätze oder ein möglicher anhaltender Nährstoffmangel.
    Geändert von Lena (22.01.2015 um 14:13 Uhr)
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  3. #3
    Aktives Mitglied Avatar von Ralf
    Registriert seit: 22.03.2011
    Ort: Helmstedt
    Beiträge: 6.955

    Standard Brombeere trotz Stacheln verfütterbar?

    In letzter Zeit wird im Forum vermehrt auf die Möglichkeit hingewiesen im Winter (also jetzt ;-) ) Brombeerblätter zu verfüttern, da es sich hier um eine immergrüne Pflanze handelt.
    Meine Frage: Besteht hier eine großes Risko der (inneren) Verletzung, da die Brombeerblätter ja mit Dornen besetzt sind. Ich denke eigentlich, dass es kein artypisches Futter ist, da die Blätter ja an Sträuchern wachsen, die von den Tieren in der Natur ja nicht ohne weiteres erreichbar sind. Daher mache ich mir halt GEdanken.
    Ferner die Frage, ob auch die Äste, bzw. es sind ja mehr Ranken, verfüttert werden können, ohne Gefahr zu laufen, das sich die Tiere im Mund- oder Rachenraum verletzten.


    Dadurch, dass die Brombeere auch im Winter grüne Blätter behält, ist sie für das Wild eine wichtige Winternahrung (Stichmann). Je nach Wuchs können ihre Blätter auch von Kaninchen sehr gut erreicht werden. Ihre Blätter sind bei Kaninchen trotz ihrer Stacheln ganzjährig sehr beliebt. Nicht selten wird auch an den stacheligen Zweigen genagt.

    Auch einige andere, recht stachelige Pflanzen werden von Kaninchen gerne befressen. Einige Distelarten (z.B. Acker-Kratzdistel) zählen in freier Natur zu den von Kaninchen häufig oder bevorzugt befressenen Pflanzen (Turček). Es scheint so, als haben sich die Tiere ein besonderes Geschick im Umgang mit solchen Pflanzen angeeignet.

    Obwohl die Brombeere sich als gutes Winterfutter bewährt hat, und z.B. in unserem Infomaterial als arttypische Nahrung empfohlen wird, können wir Verletzungen nicht pauschal ausschließen. So wie pieksende Heuhalme z.B. zu Verletzungen im Mundraum führen können, sind auch hier in Einzelfällen verschiedenste Verletzungen denkbar.


    Quellen:

    P. Schley
    Kaninchen
    Ulmer-Verlag, 1985

    W. Stichmann
    Der große Kosmos Naturführer Tiere und Pflanzen
    Kosmos Verlag, 1996

    F. Turček, B. Stiavnica
    Beitrag zur Kenntnis der Fraßpflanzen des Wildkaninchens, Oryctolagus cuniculus (Linne, 1758), in freier Wildbahn
    Säugetierkundliche Mitteilungen, Heft 7, 1959

    Eigene Erfahrungen
    Geändert von Simone D. (22.01.2015 um 15:15 Uhr)
    Vergiß niemals, dass auf der anderen Seite ein Mensch sitzt.

    „Tiere sind meine Freunde und ich esse meine Freunde nicht.“ George Bernard Shaw
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  4. #4
    ✧✧✧ Avatar von Simone D.
    Registriert seit: 15.04.2007
    Ort: Im Süden
    Beiträge: 4.022

    Standard Zahnabrieb

    Ich habe eine Frage zum Nutzen von Strukturmüslis auf den Zahnabrieb, der ja immer mal wieder unterstellt wird, den ich aber nicht so recht glauben mag. [...] Gibt es Eures Wissens irgendwelche gesicherten Kenntnisse dazu? Letztlich fressen die Tiere doch dann weniger = weniger Zahnabrieb, oder?
    Entscheidend für einen optimalen Zahnabrieb sind bei Kaninchen die Art und Dauer der Futteraufnahme sowie die Intensität des Kauvorgangs. Je mehr Futter aufgenommen wird, und je länger es zwischen den Zähnen zerrieben wird, desto besser ist der Zahnabrieb. Eine Rolle spielt auch der "Schmirgeleffekt" des Futters, der beispielsweise durch enthaltene Kieselsäure zustande kommt.

    Am Effektivsten für den Zahnabrieb ist frisches Grünfutter wie Gräser und Kräuter. Ihr hoher Wassergehalt (mind. 80%) sorgt dafür, dass das Kaninchen sehr große Mengen davon aufnehmen kann, bevor es satt wird. Ihre langfaserige Struktur sorgt dafür, dass es lange zwischen den Zähnen zerrieben wird. Den schlechtesten Abrieb bietet Konzentratfutter, das schnell sättigt und kurze Kauzeiten mit sich bringt, wie z.B. Pellets.

    Wenn Kaninchen ein "Strukturmüsli" futtern, sorgt der reine Kauvorgang also schon für einen Abrieb der Zähne. Da es als getrocknetes und energiereiches Futter jedoch zu einer schnelleren Sättigung beiträgt, wird der Zahnabrieb insgesamt geringer sein, als wie wenn das Kaninchen nur frisches Grünfutter aufnehmen würde. Dies zieht aber nicht zwangsläufig Probleme nach sich. Letztendlich kommt es immer auf die gesamte Ernährung an.


    Infos hierzu finden sich z.B. in:

    P. Wolf, J. Kamphues
    Probleme der art- und bedarfsgerechten Ernährung kleiner Nager als Heimtiere
    Der praktische Tierarzt 12, 1995

    P. Wolf, J. Kamphues
    Untersuchungen zu Fütterungseinflüssen auf die Entwicklung der Incisivi bei Kaninchen, Chinchilla und Ratte
    Kleintierpraxis 41, 1996
    Geändert von Simone D. (22.01.2015 um 15:12 Uhr)
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