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Thema: Was genau ist und wann man man ein Antibiogramm?

  1. #1
    Erfahrener Benutzer
    Registriert seit: 17.07.2019
    Ort: Südbaden
    Beiträge: 704

    Standard Was genau ist und wann man man ein Antibiogramm?

    Jeder fängt mal klein an - also frage ich mal ganz mutig, weil ich nicht wirklich eine Ahnung habe und es Apollo aber vielelicht helfen könnte:

    WAS genau ist ein Antibiogramm?
    WANN sollte man es machen?
    Und WIE macht man es richtig?
    WAS macht man mit dem Ergebnis?

    Nicht jeder ist mit einem Kaninchen-erfahrenen Tierarzt gesegnet... Ich habe zumindest mal einen, der mir zuhört und auch offen und tatsächlich "lernwillig" ist

    Wenn ich also die richtigen Infos habe, die richtigen Argumente und weiß, was ich für Apollo will - dann wird er sich mit der Sache auseinandersetzen...

  2. #2
    _Gast
    Gast

    Standard

    Bei einem Antibiogramm wird im Labor die genauen Erreger bestimmt.
    Das bedeutet, dass man eine Probe des Eiters oder der Wunde entnimmt und im Labor geschaut wird, was für Bakterien genau vorhanden sind.
    Danach wird dieser Erreger in mehreren kleinen Flecken in einer Petrischale aufgeträufelt und einige Antibiotika darauf gegeben.
    So kann man dann nach einiger Zeit sehen, welches Antibiotikum auf diesen speziellen Erreger reagiert. Da würde dann der Erreger kleiner werden. Bei unwirksamen Antibiotika bleibt der Erregerfleck so, wie man ihn aufgeträufelt hat.

    Das ist jetzt relativ einfach ausgedrückt.

    Aber somit kann man schauen, dass man das richtige Antibiotikum für diesen speziellen Erreger herausfindet.

    Im Prinzip macht es Sinn, immer ein Antibiogrammzu erstellen, wenn man eine Antibiotika Auswahl treffen muss. Leider ist es sehr schwierig, weil nicht alle TÄ das machen.

    Die Probe muss natürlich auch so entnommen werden, dass damit etwas im Labor anzufangen ist.
    Das ist zum Beispiel bei Schnupfen eine Nasenspülprobe oder auch bei den Ohren eine Spülprobe.
    Man kann beispielsweise auch einen Wundabstrich machen und daraus ein Antibiogramm erstellen oder bei Menschen häufig ein Rachenabstrich.
    Geändert von _Gast (20.09.2020 um 16:46 Uhr)

  3. #3
    Amber.
    Gast

    Standard

    Hallo Tara,

    was ist denn mit Apollo?

    Vieren, Bakterien, Pilze, das sind sogenannte Kleinstlebewesen. Die sind so winzig, dass man sie mit dem Auge nicht sehen kann.
    Erst unter technischen Hilfmittel, wie unter einem Mikroskop (in der Schule schaut man sich unter so einem Ding gerne mal Zwiebelschalen an im Biounterricht und sieht dann durch stark vergrößerung die Zellen der Zwiebel).

    Durch die Vergrößerung sieht man dann zwar, dass da was ist, da Viren, Bakterien und Pilze aber so klein sind und es viele Arten von ihnen gibt, müssen diese vermehrt werden, damit es ganz viele werden und man dann besser sehen kann, wie z.B. das Bakterium heißt, denn nicht jedes Antibiotikum, Antimykotikum (Mittel gegen Pilzerkrankungen) helfen gegen alle Bakterien-, Viren oder Pilzarten.

    Dies geschieht im Labor. Wie Julia schon schrieb kommen die gewonnenen Proben auf eine Plastikschale und in der finden die Erreger dann Nahrung, Wärme und Feuchtigkeit.
    Haben sie sich vermehrt, sieht man um was es sich da genau handelt und setzt nun der Bakterienkultur Antibiotikatabletten zu und wartet wieder.
    Um die Medikamente entsteht dann ein Kreis, der frei von dem Erreger ist, weil das Medikament den Erreger abgetötet hat (Hemmhof genannt).
    Je nachdem wie groß der Kreis/Hemmhof ist wird davon ausgemacht ob das Bakterium sensibel auf die Tablette reagiert (großer Hemmhof), ob es nicht richtig empfindlich ist (geringerer Hemmhof) oder ob das Bakterium sogar unempfindlich ist (gar kein Hemmhof).
    Dies wird Notiert und bekommt dein Tierarzt zugeschickt. Also den Namen des Krankheitserregers und die Medikamente die eingesetzt wurden und wie diese einzelnd auf den Krankheitserreger reagiert haben.
    Sensibel = empfindlich
    Intermediär = nicht so richtig empfindlich
    resistent = unempfindlich

    Anhand diesen Ergebnisses könnt ihr dann mit dem Medikament behandeln, wo ihr, dank dieser untersuchung, jetzt ganz genau wisst, was dem Krankheitserreger gar nicht gut bekommt, behandeln.
    Alle Medikamente, die sensibel sind, sind geeignet um den Keim zu töten. Ganz wichtig ist bloß das Medikament noch weiter zu geben, als wie die Krankheitszeichen da sind, denn wenn die Anzeichen weg sind, sind die Erreger evtl. schon fast tod nur noch nicht ganz und würden sich bei zu früh absetzen des Medikamentes wieder vermehren und wieder krank machen.
    Schlimm ist da dann, dass die Mikroorganismen dann lernen und das Medikament was half, dann nicht mehr so gut oder gar nicht mehr hilft, weil die Erreger das Mittel ja überlebt haben und nun wissen wie es wirkt.

    So Laboruntersuchungen mit Antibiogramme kann man mit vielen Proben machen.
    Urin, Kot, Eiter, Hautgeschapsel, Abstriche aus der Nase, dem Mund.
    Diese untersuchung dauert halt nur, meist 7-14 Tage und sind teuer, daher wenden es viele Ärzte leider nicht so an, gerade weil man nicht so lange warten möchte mit dem Behandlungsbeginn.

    Man kann aber gut die Probe nehmen, ins Labor schicken und schon mal mit einem Antibiotikum auf gut Glück beginnen.
    Sollte die Krankheit durch das angefangene Antibiotikum nicht komplett ausheilen, weil das auf gut Glück gewählte Medikament nicht so richtig wirksam ist gegen den Erreger, kann man dann anhand des Laborergenises weiter, nun mit dem richtigen Medikament, behandeln.

    Viele Ärzte (beim Menschen vor allem) machen das halt nur nicht, weil viel auf Erfahrungswerte gelegt wird und es oft vor kommt, dass die Krankheit dann noch vor dem eintreffen des Antibiogrammes aus dem Labor durch das gut Glück Antibiotikum ausgestanden ist.

    Vernünftiger ist eine Anzüchtung mit Antibiogramm aber eigentlich immer, egal ob Mensch oder Tier.


    Liebe Grüße

  4. #4
    Erfahrener Benutzer Avatar von Simmi14
    Registriert seit: 23.02.2010
    Ort: Frankfurt a. M.
    Beiträge: 7.569

    Standard

    Es gibt ja leider auch bei Kaninchen (z.B. oft Schnupfer, Ohrenentzündung, Übernahmen aus schlechter Haltung) multiresistente Keime. Das Antibiogramm findet dann die Antibiotika raus, die den Erreger noch bekämpfen können. Hier bei Kaninchenwiese im 3. Absatz "Welche Antibiotika?" ganz gut erklärt: https://www.kaninchenwiese.de/gesund...chenschnupfen/

  5. #5
    Erfahrener Benutzer
    Registriert seit: 17.07.2019
    Ort: Südbaden
    Beiträge: 704

    Standard

    Danke euch - nun sehe ich klarer!

    Heute Abend gehe ich mit Apollo zum TA zur Wundkontrolle. Wenn sich erneut Eiter bildet, werde ich ein solches A. in Auftrag geben. Wie hoch sind die Kosten denn ca.?

  6. #6
    Erfahrener Benutzer Avatar von Tanja B.
    Registriert seit: 21.12.2010
    Ort: 26954 Nordenham
    Beiträge: 5.906

    Standard

    Kurze Ergänzung zu Ambers Text:

    Für viele Antibiotika (genau: Fluorchinolone und Cephalosporine der 3. und 4. Generation) ist es in der Tiermedizin inzwischen gesetzlich verpflichtend ein Antibiogramm anzufertigen. Das heißt, auch wenn der Tierarzt - eigentlich - aus Erfahrung heraus weiß, was bei einer bestimmten Erkrankung oder einem bestimmten Infekt fast immer hilft, muss er dies nun durch ein Antibiogramm bestätigen lassen. Natürlich fängt man dennoch dann schon mit dem Antibiotikum an, bevor man das Ergebnis hat.

    Sinnvoll ist es nicht immer, ein Antibiogramm anzufertigen. Daher kann man ein Antibiogramm manchmal auch vermeiden, wenn man es als Tierarzt richtig begründet.
    Beispiel: Man hat eine absolut unkooperative Katze mit lebensbedrohlicher schwerer Bronchitis oder gar Lungenentzündung auf dem Tisch, die sich aber faktisch kaum händeln lässt, geschweigedenn die Halter Tabletten eingeben oder mit dem Futter geben können. Hier kann man ein Langzeitantibiotikum wie Convenia (Cefovecin) anwenden, obwohl dieses eigentlich antibiogrammpflichtig ist, ohne ein Antibiogramm anzufertigen. Denn es ist weder Tier noch Tierarzt und Belegschaft zumutbar, eine Probe aus den tiefen Atemwegen der Katze zu entnehmen, um sie ins Labor zu schicken.

    Anderes Beispiel, Blasenentzündung. Hier greift fast immer ein Fluorchinolon (Enrofloxacin oder Marbofloxacin), sämtliche Fluorchinolone sind aber inzwischen Antibiogrammpflichtig. Ausnahme sind hier tatsächlich die Kaninchen, bzw. kleinen Heimtiere, da es für diese kein anderes zugelassenes Antibiotkum gibt, als Enrofloxacin. Daher darf man es beim Beispiel Kaninchen ohne Antibiogramm anwenden. Bei Hund und Katze wiederum nicht.

    Das Gesetz zielt ursprünglich v.a. darauf ab, die Antibiotikaresistenzen beim Menschen einzudämmen. Da aber beim Humanmediziner i.d.R. die Krankenkassen für solche Untersuchungen aufkommen (müssen), wurden kurzerhand die Tierärzte mit heran gezogen, denn da zahlen es ja die Halter "privat"
    Was das Gesetz im Bereich der Tiermediziner v.a. erreicht, ist, dass natürlich, um dem Halter Kosten zu ersparen, häufig das nicht antibiogrammpflichtige Amoxicillin eingesetzt wird. Und nun kann sich jeder ausmalen, was das wiederum in ein paar Jahren eventuell für Konsequenzen für die Wirksamkeit hat.

  7. #7
    Erfahrener Benutzer
    Registriert seit: 17.07.2019
    Ort: Südbaden
    Beiträge: 704

    Standard

    Zitat Zitat von Tanja B. Beitrag anzeigen
    Kurze Ergänzung zu Ambers Text:

    Was das Gesetz im Bereich der Tiermediziner v.a. erreicht, ist, dass natürlich, um dem Halter Kosten zu ersparen, häufig das nicht antibiogrammpflichtige Amoxicillin eingesetzt wird. Und nun kann sich jeder ausmalen, was das wiederum in ein paar Jahren eventuell für Konsequenzen für die Wirksamkeit hat.
    Oh weh... ja, klar, verstehe ich...

  8. #8
    Erfahrener Benutzer
    Registriert seit: 13.07.2016
    Ort: Deutschland
    Beiträge: 4.228

    Standard

    Sollten Antibiotika nicht anschlagen, kannst du dich über kolloidales Silber informieren. Zumindest bei meinem Kaninchen wikte es da, wo AB´s keine Wirkung gezeigt hatten. Man muss es ausprobieren. Nicht jedem hilft alles.https://www.naturheilkunde-bei-tieren.de/

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